Uganda: Wasser für Adjumani

Eins der neuen Bohrlöcher in Adjumani. Foto: LWB Uganda

LWB installiert Solarpumpen zur Verbesserung der Wasserversorgung

(LWI) – Ohne Wasser bleiben die Klassenzimmer im Flüchtlingslager Ayilo leer. Der Rektor der Ayilo2A-Grundschule im ugandischen Distrikt Adjumani erklärt diese einfache Gleichung:

„Die fehlende Wasserversorgung in der Schule ist ein sehr grosses Problem“, sagt er. „Sie führt dazu, dass die Kinder weniger zum Unterricht kommen, denn anstatt zur Schule zu gehen, verbringen die Schülerinnen und Schüler den Tag mit der Suche nach Wasser. Der Wassermangel beeinträchtigt auch die Hygiene in den Latrinen. Sie sind immer schmutzig, und natürlich haben wir auch keine Gelegenheiten zum Hände waschen.“ Die 1400 Schülerinnen und Schüler der Ayilo2A-Grundschule werden wie so viele andere Menschen davon profitieren, dass die Bohrlöcher in drei Siedlungen mit Motorpumpen ausgestattet werden. Das Projekt, das im Dezember 2014 vom Lutherischen Weltbund (LWB) initiiert wurde, befindet sich jetzt kurz vor dem Abschluss.

Im Distrikt Adjumani im Norden Ugandas sind fast 104 000 Flüchtlinge untergebracht, hauptsächlich Menschen, die seit Ausbruch der Kämpfe im Dezember 2013 aus dem Südsudan geflohen sind. Sie leben nun in einer der neun Siedlungen, die zusammen die Flüchtlingslager von Adjumani bilden. Die vom LWB geleistete Hilfe umfasst sektorenübergreifende Projekte für Flüchtlinge und Gastgemeinden in den Bereichen Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene (WASH), Lebensgrundlagen und Umwelt, Gemeindedienste, Schutz und psychologische Hilfe sowie Friedensarbeit.

Wasserknappheit

Im August 2014 unterzeichnete der LWB eine Vereinbarung mit UNICEF zur Einrichtung von drei motorisierten Wassersystemen, um den Zugang zu sicherem und sauberem Wasser in den Flüchtlingssiedlungen Ayilo II, Nyumanzi und Elema im Distrikt Adjumani zu erleichtern. Die Vereinbarung wurde aufgrund der Wasserknappheit in den Haushalten getroffen. Bis vor kurzem lief die Versorgung mit sauberem Wasser hauptsächlich über tiefe Brunnen und Handpumpen, die durch eine Versorgung per LKW ergänzt werden musste.

Die hohe Anzahl an Flüchtlingen in den drei Siedlungen und die geringen Grundwasservorkommen insbesondere in den Flüchtlingslagern Ayilo II und Elema führten zu langen Schlangen an Wasserstellen. Während der aktuellen Trockenzeit trockneten einige Bohrlöcher völlig aus, andere lieferten weniger Wasser.

„Die Frauen verbringen sehr viel Zeit mit der Suche nach Wasser. Manchmal verlassen sie ihre Häuser schon im Morgengrauen, was oft zu Spannungen innerhalb der Familie führt“, sagt Jesse Kamstra, LWB-Ländervertreter für Uganda. „Das führt dazu, dass Kinder oft gezwungen sind, ihren Eltern bei der Suche nach Wasser zu helfen, was sich wiederum direkt auf ihre Schulausbildung auswirkt. Auch die tägliche Körperpflege und die häusliche Hygiene der Flüchtlinge sind beeinträchtigt.“

20 Liter Wasser zum Kochen und für die tägliche Hygiene sind nach UNHCR-Empfehlung die tägliche Mindestmenge für die Flüchtlinge. „In Adjumani war es immer schwierig, diese Menge zur Verfügung zu stellen“, sagt James Drichi, Wassertechniker des LWB. Laut der vom UNHCR im Oktober 2014 veröffentlichten Zahlen standen den Flüchtlingen in Adjumani täglich 16 Liter Trinkwasser zur Verfügung. Daher entschied der LWB, einige Bohrlöcher nachzurüsten und die geförderte Wassermenge durch die Installation motorisierter Pumpen in den Lagern Ayilo II und Njumanzi zu erhöhen. Die Pumpen werden durch Solarstrom angetrieben und sind zusätzlich mit einem Notstromgenerator ausgestattet.

Mindestens 20 Liter

In beiden Lagern wurde ein Bohrloch ausgewählt, das einen besonders hohen Wasserertrag verspricht und das mit einer Motorpumpe ausgestattet wurde. Die Pumpen funktionieren mit Solarstrom und sind mit einem zusätzlichen Notstromgenerator bestückt, um die Wasserversorgung für täglich acht Stunden sicher zu stellen. Die Pumpe in Njumanzi fördert 7,6 Kubikmeter Wasser pro Stunde und ermöglicht somit eine tägliche Mindestversorgung mit 20 Litern Trinkwasser für 3 040 Menschen. Das Wasser wird zunächst in eine Reihe neuer Tanks gepumpt, die 70 Kubikmeter fassen. Anschliessend wird es in die 2,1 km lange, neu gebaute Überlandleitung eingespeist. Acht neue Wasserstationen mit jeweils sechs Wasserhähnen stellen die Wasserversorgung für jeweils zwei Blocks einer Siedlung sicher. Die Nyumanzi-1-Grundschule, eine Kindertagesstätte und das Gemeindezentrum der Siedlung Nyumanzi erhielten jeweils eine eigene Wasserstation.

In der Siedlung Elema hat sich der LWB mit anderen Organisationen darauf geeinigt, Wasser aus der Überlandleitung des von OXFAM betriebenen motorisierten Wassersystems zu beziehen. Das Wasser wird in einem 5 Kubikmeter fassenden Kunststofftank gelagert, der am Gesundheitszentrum von Elema steht und das Gesundheitszentrum Elema II, die Grundschule der Siedlung und die benachbarte Gastgemeinde versorgt. Jeder dieser drei Standorte erhält ebenfalls eine Wasserstation mit jeweils sechs Wasserhähnen.

Verbesserung der Schuldisziplin

Im Flüchtlingslager Ayilo II profitieren 2000 Menschen von der neuen Pumpe, die 5 Kubikmeter Wasser pro Stunde fördert, verteilt über 2,1 km lange Überlandleitungen und sieben neue Wasserstationen. Die Überlandleitung versorgt drei Blöcke, einschliesslich drei Kindertagesstätten, der Krankenstation und auch der Ayilo-2A-Grundschule, deren Rektor sich bereits darauf freut, problemlos an Trinkwasser heranzukommen.

„Wenn wir in der Schule Wasser zur Verfügung haben, dann kommen die Kinder wieder häufiger in die Schule. Die Hygienebedingungen in den sanitären Einrichtungen und für die Schülerinnen und Schüler werden besser“, sagt er.

„Ausserdem fördert es die Disziplin. Wenn die Kinder nach Wasser suchen müssen, dann können sie nicht zum Unterricht kommen, und auf ihrem Weg zu den Wasserstellen gibt es oft Streit. Wenn wir eine Wasserstation in der Nähe haben, dann dürfen die Kinder die Schule nicht mehr vorzeitig verlassen.“