Überschwemmungen und Unsicherheiten nach der Dürreperiode

Bauer in einer neuen Pflanzung in Lalibela. Foto: LWB/ S. Gebreyes

Äthiopien bedarf weiterer finanzieller Unterstützung, um sich von El Nino zu erholen

ADDIS ABABA, Äthiopien/GENF, 14. September 2016 (LWI) – Nach einer schweren Dürreperiode, die eine Hungersnot für zehn Millionen Menschen zur Folge hatte, setzte die Regenzeit wieder ein, allerdings mit ungleich verteilten Niederschlägen. In einigen Teilen des Landes gibt es nur wenig Regen, während es in anderen Teilen zu Überschwemmungen und Verwüstung kommt. Das Äthiopienprogramm des Lutherischen Weltbundes (LWB) sowie andere humanitäre Hilfsorganisationen berichten zudem über den Ausbruch von Krankheiten und Kämpfen in einigen der am schlimmsten betroffenen Regionen.

Äthiopien kennt zwei Regenzeiten, die belg-Saison von Februar bis Juni, und die meher-Saison von Juni bis Oktober. Über 90 Prozent der im Lande angebauten Erträge wird in der meher-Saison geerntet. Wegen El Niňo gab es 2015 wesentlich weniger belg-Regen als erwartet, und meher fiel völlig aus. Millionen von Menschen, deren Nahrungsmittelversorgung ausschließlich von ihren Bauernhöfen abhängt, verloren ihre gesamte Ernte.

Millionen benötigen Nahrungsmittelhilfe

In Äthiopien wurde Anfang 2016 den Notstand ausgerufen. 10,2 Millionen Menschen benötigten Nahrungsmittelhilfe zum Überleben, und mehr als 600.000 Stück Vieh waren auf die Verteilung von Futtermitteln angewiesen. Millionen von Kindern sind unterernährt. „Die Regierung und die Hilfsorganisationen führen zurzeit einen der größten Nothilfeeinsätze durch, die es je in diesem Land gegeben hat”, sagt Sophia Gebreyes, LWB-Ländervertreterin in Äthiopien.

Der LWB konzentriert seine Hilfeleistungen auf zwei der am meisten betroffenen Regionen, nämlich die Bale-Zone in der Region Oromia und die Zone Nord-Wollo in der Region Amhara. Die Dürre habe insbesondere für Kleinbauern verheerende Folgen, so Gebreyes. „Bei der Landwirtschaft in dieser Gegend handelt es sich fast ausschließlich um Regenfeldbau“, erklärt sie. „Durch die anhaltende Dürre, die einen kompletten Ausfall der Ernten und den Tod des Viehs zur Folge hatte, wurden die Lebensgrundlagen der Gemeinschaften dementsprechend stark zerrüttet.“

Die belg-Regenfälle 2016, durch die sich die Anzahl der auf direkte Hilfe angewiesenen Äthiopier um etwa eine halbe Million verringerte, führten zwar zu einer leichten Entspannung der Situation, verursachten aber andererseits dort, wo der Boden in der Dürreperiode zu hart geworden war, zu starken Überschwemmungen. Nachdem die Ernten bereits ein Jahr lang ausgefallen sind, haben die Bauern jedoch keine Reserven mehr, mit denen sie diese erneute Verwüstung ihres Anbaus auffangen könnten. Eine Kombination aus Lebensmittelhilfen und „Cash-for-Work“-Programmen wird erforderlich sein, um den unmittelbaren Bedarf zu decken. Außerdem bedarf es der Verteilung von Saatgut sowie Werkzeuge und Maschinen und neuer Techniken für den Landbau und den Erhalt von Boden und Wasser, um den Bauern über diese Katastrophe hinwegzuhelfen.

Gewalttätige Zusammenstöße seit August

Im August wurde auch die Sicherheit ein Thema. Gewalttätige Zusammenstöße zwischen der Regierung und Demonstranten in Oromia und Amhara hatten eine Anzahl von Todesfällen zur Folge und führten dazu, dass die Bewegungsfreiheit der Entwicklungshilfe-Mitarbeitenden in der Gegend eingeschränkt wurde. „Wir haben die Situation sehr genau beobachtet, da wir in beiden Regionen im Einsatz sind“, sagt LWB-Ländervertreterin Gebreyes. Sie betont jedoch, dass die Projektarbeiten keiner unmittelbaren Bedrohung ausgesetzt seien, sondern ohne Unterbrechung weitergingen. „Wir arbeiten mit einem entsprechenden Verfahren, um die Sicherheit unserer Mitarbeitenden unter derartigen Umständen zu gewährleisten.“

Finanzmittel für die Arbeit mit dürregeschädigten Gemeinschaften bleibt ebenfalls eine Herausforderung. Nur ein Drittel der im letzten Aufruf des ACT-Bündnisses beantragten Summe wurde abgedeckt – ausreichend, um die Aktivitäten zu initiieren, aber nicht genug, um sie fortzuführen. Der Aufruf zur Bereitstellung von Fördermitteln ist verlängert worden. LWB Äthiopien ruft dringend zu Spenden auf, um zu verhindern, dass weiterhin Menschen Hunger leiden oder sterben.

Die Arbeit von LWB Äthiopien mit dürregeschädigten Gemeinschaften wird vom Canadian Lutheran World Relief (CLWR), von der Schwedischen Kirche, von SIDA, von der EU-Kommission, von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELCA), von Finn Church Aid (FCA) und vom International Rescue Committee unterstützt.