Tschad: Landwirtschaftliche Hilfen für mehr Nachhaltigkeit

ZAR-Flüchtlinge im Süden des Tschad pflügen ihr Feld mit vom LWB zur Verfügung gestellten Tieren und Pflügen. Foto: LWB/C. Kästner

Tiere, Pflüge und Impfkampagnen

Dosseye (Tschad)/Genf, 3. Juni 2015 (LWI) – „Es war höchste Zeit, dass der Regen kam“, sagt Genio Maidoum. Gemeinsam mit seinen drei jüngeren Brüdern pflügt der 16-jährige Junge die Felder der Familie im Flüchtlingslager Dosseye im Süden des Tschad. Sie besitzen einen Morgen Land. Ihre Ernte dient zur Ergänzung der Lebensmittelration, die die neunköpfige Familie erhält.

Genio ist ein Flüchtling aus der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) im Flüchtlingslager Dosseye im Tschad. Seine Familie ist eine von fast 7000, die vom Lutherischen Weltbund (LWB) zwei Ochsen, ein Joch und einen Pflug erhalten haben, damit sie das Land bestellen können, das ihnen vorübergehend zur Verfügung gestellt wurde. Da die Regenzeit im Tschad begonnen hat, haben die Flüchtlinge in Dosseye mit dem Pflanzen begonnen.

„Wir werden zwei Tage brauchen, um unser gesamtes Land zu pflügen“, sagt Genio. Er drückt den grünen Pflug in die Erde, während zwei seiner jüngeren Brüder die Ochsen führen. Ein Dritter folgt mit einer Schüssel voller Bohnen. Bei jedem zweiten Schritt streckt er seinen Arm aus und lässt eine davon in den frisch umgepflügten Boden fallen. „Die Kühe haben Angst vor grossen Menschen“, sagt Genio.

Ernte verdoppelt

Es ist bereits die zweite Pflanzsaison, die sie mit dem Pflug und den Tieren bestreiten, und Genio ist total begeistert. „Vorher warfen wir einfach Saatgut auf die Oberfläche. Jetzt stecken wir es in die Erde, und unsere Ernte hat sich fast verdoppelt“, erklärt er. „Letztes Jahr konnten wir fast 18 Säcke Getreide ernten. Normalerweise wären es weniger als zehn Säcke gewesen.“

Seit der Regen vor ein paar Tagen begonnen hat, sieht man die Menschen überall im Süden des Tschad pflügen und säen. Für die meisten Bauern ist es das zweite Jahr, in dem sie mit zwei Stück Vieh, einem Joch und einem Pflug (im Fachjargon „tierische Zugeinheit“ genannt) den Boden bestellen. „Es geht nicht nur um die Ernte, sondern auch um die Arbeit“, sagt Adina Rudovil (28).

„Früher brauchte ich zwei Wochen, um den Acker zu bestellen. Ich hatte nur meine Hände und eine Hacke, und jeden Abend kam ich total erschöpft nach Hause. Jetzt macht es richtig Spass. In zwei Tagen ist die ganze Arbeit getan.“ Er wird von zwei Kindern begleitet, die die Kühe führen. „Das sind die Nachbarskinder“, erzählt er. „Wann immer die Kinder jemanden mit dem Pflug arbeiten sehen, wollen sie dabei sein, um mit den Kühen zu spielen.“

Ein paar Kilometer von seinem Acker entfernt wird das Vieh in einen grossen Pferch gebracht. Zum Beginn der Pflanzzeit hat der LWB die erste Impfkampagne des Jahres gestartet. Tierärzte und Helfer in weissen Laborkitteln mit dem LWB-Logo ziehen Spritzen auf und impfen die Tiere, die in einem engen Unterstand still gehalten werden.

Schützt die Kinder

„Wir impfen Vieh, Ziegen, Hunde und Geflügel“, sagt Jaques Allatchi Saralam, LWB-Mitarbeiter für Tierhaltungsprojekte. Bis zu vier Impfungen werden, je nach Tier, pro Jahr verabreicht. Während Hunde vier Impfdosen gegen Tollwut erhalten, wird das Vieh vom LWB zweimal pro Jahr gegen die gängigsten Parasiten geimpft. „Früher hat das Ganze viel Geld gekostet, und wir mussten lange Strecken zu Fuss zurücklegen“, sagt Alasra Jean Oscar. Seit der LWB mit seinen Impfkampagnen begonnen hat, muss der ZAR-Flüchtling nur noch eine kurze Strecke zurücklegen, um die Hühner, die Ziegen und das Vieh impfen zu lassen, das er seit seiner Ankunft im Jahr 2008 erworben hat.

Die Vorsorge ist notwendig, nicht nur, um zusätzliche Nahrungsmittelquellen für die Flüchtlinge zu schaffen und aus Gründen der Nachhaltigkeit. In Gore gibt es um die 1000 Hunde. Die Flüchtlinge halten die Tiere zur Jagd und um ihren Viehbestand zu schützen. „Die Menschen werden von den Hunden gebissen, sogar ihre Besitzer, und manchmal eben auch Kinder“, erklärt Alice Titina. Dennoch braucht sie die Hunde, um ihre Ziegen vor Dieben zu schützen. „Doch jetzt werden die Leute, auch wenn die Hunde beissen,  zum Glück nicht mehr krank.“