Tempolimit, E-Auto und Klimawald – Schritte zu einer klimafreundlichen Kirche

Vorreiter in Sachen Elektromobilität: (v.l.) Jan Westphal (Geschäftsführer Horizonte gGmbH Altenburg), Dietmar Wiegand (Stellvertretender Superintendent des Kirchenkreises Altenburger Land), Christian Sparsbrod (Pfarrer und Klinikseelsorger des Kirchenkreises Rudolstadt-Saalfeld) und Pfarrer Jens Bechtloff (Pfarrer der Regionalgemeinde Kindelbrück) bei der Übergabe der Elektroautos an die EKM. Foto: EKM/Diana Steinbauer

Beispiele aus der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland

Erfurt, Deutschland/Genf (LWI) – Mit einer aufsehenerregenden Aktion will die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM), eine Mitgliedskirche des Lutherischen Weltbundes (LWB), etwas tun gegen Klimawandel und für die Schöpfung: sie will bundesweit ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf deutschen Autobahnen durchsetzen.

Tempolimit: ein wichtiger kleiner Schritt

„Wir werden immer wieder gefragt, was wir als kleine Leute konkret tun können angesichts des Klimawandels“, sagt Oberkirchenrat Christian Fuhrmann von der EKM in einem Interview mit dem Mitteldeutschen Rundfunk. „Ein Tempolimit wäre ein wichtiger kleiner Schritt. Ebenso wichtig ist es, in einen gesellschaftlichen Diskurs dazu einzutreten.“ Die Landesbischöfin der EKM, Ilse Junkermann, sprach von einem „Bekenntnis zur Schöpfung“ und einer Verantwortung dafür, die die Kirche wahrnehmen müsse.

Für diese Aktion ist eine Petition beim Deutschen Bundestag geplant. Wird diese genehmigt, sollen ab dem 6. März – dem Beginn der Fastenzeit – innerhalb von vier Wochen 50.000 Unterschriften gesammelt werden. Gelingt dies, gibt es eine öffentliche Anhörung vor dem Petitionsausschuss.

Deutschland ist das einzige Land in der Europäischen Union ohne Tempolimit auf Autobahnen. Drei Argumente werden in der Petition für ein Tempolimit genannt. Mindestens zwei Millionen Tonnen CO2 könnten vermieden werden; ein aufgrund des Tempolimits gleichmäßigerer Verkehrsfluss vermeide Staus und Kosten für den Bau und Unterhalt von Autobahnen sowie Lärm und Reifenabrieb; die Verkehrssicherheit werde erhöht.

In den vergangenen Monaten hat die EKM bereits andere konkrete Schritte in Sachen Klimaschutz unternommen und den eingeschlagenen Weg auf der letzten Landessynode im November 2018 bekräftigt. Mobilitätskonzepte für den ländlichen Raum mit weit auseinander liegenden Kirchengemeinden gehören mit zu den geplanten Maßnahmen.

Neue Mobilitätskonzepte

Eines davon ist Elektromobilität und Carsharing für Pfarrerinnen und Pfarrer. Ein Pilotprojekt mit vier Fahrzeugen startete im Dezember 2018. Die Grundidee besteht in einer gemeinsamen Nutzung von Elektroautos als Dienstfahrzeuge für Mitarbeitende sowie für private Zwecke durch weitere Interessenten als „Bürgerauto“.

Der Personaldezernent der EKM, Pfarrer Michael Lehmann, erläutert: „Wir wollen nicht nur vom Klimaschutz reden, sondern ihn auch umsetzen. Der demografische und gesellschaftliche Wandel sowie die fortschreitende Säkularisierung führen im ländlichen Raum zu größer werdenden Einzugsgebieten einzelner Pfarrstellen. Eine Möglichkeit, die Mobilität von Pfarrern und Pfarrerinnen trotz immer größer werdender Arbeitsbereiche zu gewährleisten und dennoch den lokalen Ausstoß von Emissionen zu verringern, ist die Nutzung alternativer Verkehrsmittel. Da die Nutzung eines Kraftfahrzeugs meist unvermeidbar ist, bietet sich der Einsatz von Elektrofahrzeugen an, und durch Carsharing wollen wir den Klimaschutz-Effekt zusätzlich erhöhen.“

Klimawald: CO2-Ausstoß kompensieren, da wo er entsteht

 

CO2-Ausstoß kompensieren: Revierförster Frank Weller und Kirchenamtspräsidentin Brigitte Andrae beim Pflanzen von standortgerechten Bäumen. Foto: EKM/Susann Biehl

Ganz vermeiden lässt sich der Ausstoß von CO2 jedoch nicht. Daher wurden im vergangenen November im so genannten Klimawald der EKM bei Hohenleuben (rund 100 Kilometer südöstlich von Erfurt) 1.200 Eichen und 10 Vogelkirschen gepflanzt. So wird der Ausstoß von Kohlendioxid kompensiert, der durch Dienstwagen des Landeskirchenamtes, der Landesbischöfin und der Regionalbischöfe sowie Veranstaltungen verursacht wird.

„Wir haben einen artenarmen Nadelwald der EKM in Hohenleuben für diese Maßnahme ausgewählt“, erläutert Susann Biehl, Forstexpertin der EKM, in einem Interview mit dem Radiosender Antenne Thüringen. „Er war durch den Klimawandel vorgeschädigt. Nun nehmen wir einen forstlichen ‚Umbau‘ vor und pflanzen statt Fichten standortgerechte Laubbaumarten wie Eichen, Ahorn und Vogelkirschen sowie die einheimische Weißtanne, um den Wald für den Klimawandel zu stabilisieren und die Biodiversität zu erhöhen.“

Ein weiteres Anliegen der EKM ist es, den CO2-Ausstoß dort zu kompensieren, wo er entsteht – also im Gebiet der EKM – auf kircheneigenen Flächen. Geld in eine Klimakollekte einzuzahlen, wäre zwar einfacher, widerspreche aber dem Grundsatz des Natur- und Klimaschutzes, Emissionen möglichst zu vermeiden und wenn das nicht möglich ist, vor Ort auszugleichen.

Da der Wald in der Nähe eines Ortes und an einem festen Weg liegt, kann die Öffentlichkeit den Wald für Spaziergänge nutzen. Eine Hinweistafel macht auf die Klimaschutz-Absichten der Kirche aufmerksam.