Tansania: Herzerwärmendes Zeugnis vom Evangelium

Zwei Freundinnen bei einer gemeinsamen Mahlzeit auf dem Campus der ELKT-Diözese Meru im Usa-River-Rehabilitations- und Ausbildungszentrum für Menschen mit besonderen Bedürfnissen in Arusha, Tansania. Alle Fotos: LWB/Albin Hillert

LWB-Generalsekretärin sieht die Erfolge der Arbeit der ELKT

ARUSHA, Tansania/GENF (LWI) – Bei ihrem Besuch bei der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELKT), die 8 Millionen Gläubige umfasst, sagt die Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfarrerin Anne Burghardt, sie sehe „Gott bei der Arbeit“ im Zeugnis dieser Mitgliedskirche.

Am Montag sprach Burghardt zu Mitarbeitenden der ELKT in Arusha, Tansania, und betonte, dass „wir als eine weltweite Gemeinschaft sehr vielfältig sind, aber dass es so viel mehr gibt, was uns vereint als uns trennt, und wir müssen das herausstellen.“

 

LWB-Generalsekretärin Burghardt trägt ein traditionelles Massai-Gewand, das ihr von ELKT-Mitarbeitenden als Geschenk und Zeichen der Gastfreundschaft überreicht worden war, und nimmt an der Andacht in den Räumen der ELKT in Arusha, Tansania, teil.

ELKT-Generalsekretär Robert Kitundu sprach über die Bedeutung des Besuchs der LWB-Generalsekretärin für die ELKT: „Wir schließen Sie in all unsere Gebete ein. Bei unserer Arbeit denken wir an die Kirche in ihrer Gesamtheit. Es geht darum, den Willen Gottes zu finden. Wenn wir beten und Gottes Führung suchen, wird er uns gut leiten.“

In Arusha gibt es zahlreiche Beispiele, die das Zeugnis der Kirche durch die Art und Weise belegen, wie Projekte gestaltet wurden.

In Usa River führt die ELKT ein Rehabilitations- und Ausbildungszentrum für Menschen mit besonderen Bedürfnissen.

Mit der Unterstützung einer Gemeinschaft aus 54 Mitarbeitenden beherbergt das Zentrum derzeit 147 Studierende unterschiedlichen Alters; sie nehmen an verschiedenen Berufsausbildungsprogrammen, am Sekundarunterricht oder an Kursen über einkommensgenerierende Projekte teil.

Nach dem Besuch des Zentrums sagte Burghardt, dass die Arbeit in Usa River „sie zutiefst inspiriert – die Vorreiterrolle zu sehen, die diese Kirche in Tansania übernimmt, die Zeugnis vom Evangelium ablegt, indem sie Raum zur Verfügung stellt und die Fähigkeiten von Menschen fördert, die andernfalls sehr wenige Chancen gehabt hätten. Durch die Arbeit des Rehabilitationszentrums hilft die Kirche, die Menschenwürde zu bewahren, da wir alle nach dem Bild Gottes geschaffen sind.“

 

Die 19-jährige Wanumbilia, deren Name „Glück“ bedeutet, nimmt auf dem Campus des Usa River Rehabilitations- und Ausbildungszentrums für Kinder mit besonderen Bedürfnissen in Arusha, Tansania, eine Mahlzeit ein. Wanumbilia leidet unter Hydrocephalus und lebt und studiert in Usa River.

Ein Leuchtturm für eine solide theologische Ausbildung

Nicht weit von Usa River entfernt liegt die Tumaini-Universität Makumira, eine Einrichtung der ELKT mit derzeit 2.000 Studierenden, von denen ungefähr 200 an der theologischen Fakultät sind.

Die Universität, die in den 1950er-Jahren gegründet wurde und über beinahe 70 Jahre Erfahrung in theologischer Ausbildung verfügt, diene heute als eine robuste Ausgangsbasis für eine solide theologische Ausbildung in einer Gesellschaft, die nicht von den Herausforderungen durch irreführende Theologien oder das Wohlstandsevangelium verschont worden sei, so der Vizekanzler der Universität, Joseph W. Parsalaw.

„Die größte Gefahr für Christinnen und Christen ist die Verlogenheit“, so Parsalaw. „Wahre Theologie kommt nicht nur vom Kopf, sondern vom Herzen.“

 

Der Vizekanzler der Tumaini-Universität Makumira, Prof. Dr. Joseph W. Parsalaw

Dekanin Angela Olotu, die nicht nur die größte, sondern auch die älteste Fakultät der Universität leitet, steht einem Team aus 10 Dozierenden in Makumira vor. „Unsere Arbeit an der theologischen Fakultät ist ihrer Art nach sehr biblisch“, sagte sie. „Es gibt nur wenige Arbeiter, aber die Ernte ist groß.“

 

LWB-Generalsekretärin Burghardt (rechts) geht mit ELKT-Generalsekretär Robert Kitundu (Mitte) und dem stellvertretenden Vizekanzler für den Bereich Verwaltung Faustin Mahali (links), über den Universitätscampus.

Das Helene-Ralivao-StudienpSrogramm zur Stärkung der Leitungsverantwortung von Frauen

Olotu erklärt, dass sich die Tumaini-Universität Makumira aktiv darum bemühe, Theologinnen in einem Kontext zu fördern, in dem sie bisher eine Minderheit bleiben. Die Universität bietet in jedem Jahr zusätzliche Stipendien als Anreiz für Diözesen an, die zwei oder mehr Studentinnen benennen, um an der Universität zu studieren.

Es gibt auch einen praktischen Aspekt dieser Unterstützung: Den Studentinnen wird eine Unterbringung zur Verfügung gestellt, die für junge Frauen mit Kindern geeignet ist und auch den Kindern Raum zum Leben auf dem Campus bietet, so dass die Frauen unbesorgt ihr Studium absolvieren können.

„Derzeit sind unter unseren 27 Studierenden im ersten Jahr neun Frauen. Damit liegen wir nicht ganz bei 50 Prozent Frauen, aber die Anzahl wächst“, so Olotu.

 

Eine Gruppe von Studierenden im fünften Jahr des Bachelor-Programms in Theologie der Tumaini-Universität Makumira bei einer Vorlesung in Missionswissenschaft und Ökumene.

In Zusammenarbeit mit dem LWB wird demnächst in Makumira ein weiteres Projekt unter dem Namen „Helene Ralivao“ angeboten, um die Rolle der Frauen und Gendergerechtigkeit auf der Leitungsebene der Kirche zu stärken.

Das Helene-Ralivao-Studienprogramm ist für 30 Studierende aus ganz Afrika gedacht und wird in Gedenken an die verstorbene Theologin Helene Ralivao eingerichtet, die Anfang 2020 in ihrem Heimatland Madagaskar ermordet wurde.

Es ist geplant, das Programm zweimal jährlich in Makumira durchzuführen. Es wird die nächsten drei Jahre angeboten und soll männlichen und weiblichen Theologie-Studierenden helfen, ihr Verständnis der Bedeutung der Integration der Frauen in die Leitungsstrukturen der Kirche zu vertiefen.

„Die Studierenden beginnen mit zwei Wochen intensiven Studiums hier in Makumira. Dann werden sie drei Monate lang Feldforschung in ihren Heimatkontexten betreiben und danach für zwei weitere Wochen nach Makumira zurückkommen, um zu berichten und ihren Abschluss zu erhalten“, erklärt Olotu.

„Wir sehen, dass es äußerst wichtig ist, in unserer weitgehend patriarchalischen Gesellschaft Frauen für Leitungspositionen zu gewinnen. In Tansania haben wir viele ordinierte Frauen und viele Frauen in leitenden Positionen, aber es ist immer noch nicht selbstverständlich, Frauen auf der höchsten Leitungsebene zu haben“, sagt sie.

Und auch wenn der Hintergrund dieses Programms aufgrund des Schicksals Helene Ralivaos traurig ist, sagt Olotu, dass sie die Hoffnung habe, dass sich das Studienprogramm positiv auswirke. „Wir hoffen, dass das Studienprogramm dazu beitragen kann, die Frage reifen zu lassen, und dass wir in Zukunft mehr Frauen in Leitungspositionen haben.“

Die LWB-Generalsekretärin hat die Arbeit vor Ort in Makumira zum ersten Mal erlebt und sagte, dass die Bedeutung einer soliden theologischen Ausbildung nicht zu unterschätzen sei. „Die Tumaini-Universität zeigt, dass die ELKT die Bedeutung der Ausbildung ernst nimmt, und dies wertzuschätzen, ist ein wichtiger Aspekt unserer lutherischen Identität.“

„Wie Luther selbst im Großen Katechismus sagte: ‚Denn wollen wir feine, geschickte Leute haben, - beide, zu weltlichem und geistlichem Regiment, so müssen wir wahrlich keinen Fleiß, Mühe noch Kosten an unseren Kindern sparen, zu lehren und erziehen, dass sie Gott und der Welt dienen mögen‘“, fügte Burghardt hinzu. „Ich habe mit Freude gesehen, dass die Anzahl junger Frauen, die Theologie studieren, auch in Makumira gestiegen ist. Wir freuen uns nun darauf, die theologische Ausbildung hier in Tansania weiterhin zu fördern und die Verbindungen auf regionaler und globaler Ebene in Zukunft zu erleichtern.“

 

Die LWB-Generalsekretärin Burghardt begrüßt eine Gruppe Studierender an der Tumaini-Universität Makumira.

„Nicht nur etwas übereinander erfahren, sondern auch über uns selbst“

Am Mittwoch sprach Burghardt in der Hauptstadt Dodoma auf der Bischofskonferenz der ELKT über das Thema „Stärkung der Beziehungen unter den LWB-Mitgliedskirchen mit dem Ziel der Einheit der Kirche“.

„Der LWB wird immer dankbar für die Rolle sein, die die ELKT dabei gespielt hat, die lutherischen Kirchen in Afrika an einen Tisch zu bringen“, sagte Burghardt dem Gremium aus 26 Bischöfen.

„Wenn der LWB unsere Vielfalt als ein Geschenk annimmt, werden wir die Einheit als Leib Christi erfahren. Wie die afrikanische Philosophie der Ubuntu brauchen wir die Vielfalt der anderen, um unser Selbstverständnis als eine Gemeinschaft zu erweitern und unser Zugehörigkeitsgefühl zum Schöpfer zu vertiefen“, fügte sie hinzu.

Als sich der einwöchige Besuch bei der ELKT dem Ende näherte, reflektierte Burghardt, dass „wir als eine weltweite Gemeinschaft so viel voneinander lernen können. In diesen Treffen, in dem wir unsere verschiedenen Arten, Zeugnis in der heutigen Welt abzulegen, teilen, lernen wir unausweichlich etwas über die Schwestern und Brüder in Christus und neue Dinge über uns selbst. Das ist ein großes Geschenk.“

Von Albin Hillert. Deutsche Übersetzung: Tonello-Netzwerk, Redaktion: LWB/A. Weyermüller