Tansania: Für Leitenden Bischof steht Dienst im Zentrum

Der neue Leitende Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania hat betont, die tansanische Kirche dürfe nicht wie ein Wirtschaftsunternehmen agieren. Foto: ELKT

LWB-Generalsekretär Junge nimmt an Shoos Amtseinführung teil

Moshi (Tansania)/Genf, 9. Februar 2016 – Lutherische Kirchenleitende aus aller Welt, ökumenische Gäste, tausende Mitglieder der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELKT), VertreterInnen anderer Glaubensrichtungen und der Politik haben an der Amtseinführung von Bischof Dr. Fredrick Onael Shoo als Leitendem Bischof der ELKT teilgenommen.

Anlässlich der Feierlichkeiten mahnte Shoo die Kirche, dem Gemeinwohl in Zusammenarbeit mit dem Staat zu dienen und der Versuchung zu wiederstehen, wie ein Wirtschaftsunternehmen zu agieren: „Die Kirche gehört Christus, dem wir alle dienen und an den wir alle glauben. Die Kirche hat den Auftrag, den Menschen ganzheitlich zu dienen – spirituell, geistig und körperlich.“

Shoo ermutigte darüber hinaus die Regierung, den Kampf gegen Korruption in der Gesellschaft zu verstärken. „Die Geschwüre müssen gründlich und systematisch bekämpft werden. Dabei muss umsichtig vorgegangen werden, damit Gerechtigkeit gewährleistet ist. Wir unterstützen die Regierung bei diesen Bemühungen, das Land von der Korruption in der Gesellschaft zu befreien, dabei aber sicherzustellen, dass keine Unschuldigen zu Opfern werden.“ Der Leitende Bischof mahnte, die verfahrene politische Situation in Sansibar, wo die Ergebnisse der Wahlen im Oktober aufgrund von Unregelmässigkeiten für ungültig erklärt und für März dieses Jahres Neuwahlen angesetzt worden waren, müsse ausgeräumt werden.

Der tansanische Premierminister Kassim Majaliwa nahm an der Spitze einer Regierungsdelegation an den Feierlichkeiten teil. Er würdigte die Beiträge religiöser Institutionen und insbesondere der ELKT zur Sozialfürsorge des Landes, speziell in den Bereichen Bildung und Gesundheit. Zudem begrüsste Majaliwa, dass Shoo die Unterstützung der Kirche im Kampf gegen Korruption und bei der Sicherung einer bezahlbaren Primar- und Sekundarschulbildung erklärt hatte. Der Premierminister sagte zu, die durch den Leitenden Bischof genannten Probleme angehen zu wollen.

Öffentliche Stimme der Kirche

Pfr. Dr. Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), fiel die Aufgabe zu, beim Einführungsgottesdienst zu predigen. Er ermutigte die Kirche zu einem Dienst, der „niemanden auf der Strecke lassen“ dürfe, und würdigte auch den Beitrag, den die ELKT in der lutherischen Kirchengemeinschaft leiste, sowie die Führungsrolle, die sie in Tansania und der Region wahrnehme. „Die Menschen suchen verzweifelt nach Hoffnungszeichen, erheben ihren Blick zu den Bergen, um Inspiration und Ermutigung dafür zu finden, Konflikte hinter sich zu lassen und Differenzen auf friedliche Weise zu bewältigen“, so Junge in seinen Ausführungen zu Lukas 15,2-7.

Der Generalsekretär dankte der ELKT für ihre „standhafte Unterstützung“ des Christlichen Flüchtlingsdienstes von Tanganjika (Tanganyika Christian Refugee Service, TCRS), der seit 1964 hunderttausenden Flüchtlingen aus der Region der ostafrikanischen Grossen Seen geholfen hat. Das assoziierte Programm des LWB unterstützt ausserdem einheimische Gemeinwesen dabei, ihre Lebensbedingungen zu verbessern.

Die aktuelle Problematik der Marginalisierung von Menschen aufgrund des durch den Klimawandel verursachten Unrechts, der immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen Reich und Arm sowie der andauernden Konflikte in der Gesellschaft erfordere, so Junge, dass die Kirche auf der lokalen wie globalen Ebene ihre Stimme erhebe und handle. „Wie Sie ihren Weg gehen, Zeugnis geben und gemeinsam dienen, ist weit über den Rahmen der Kirche hinaus von Bedeutung“, betonte Junge.

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (Deutschland) erklärte im Namen lutherischer Kirchenleitender aus aller Welt: „Unsere Beziehung ist keine Beziehung zwischen Kirchen und Kirchenleitungen, sondern eine Partnerschaft zwischen Menschen über Ländergrenzen hinweg. Wir haben eine Einheit, die in dem grösseren Ganzen zum Ausdruck kommt, dass wir eins sind in unserem Herrn Jesus Christus, dem wir alle dienen.“

6,5 Millionen LutheranerInnen

Shoo (56) war im August 2015 von der ELKT-Vollversammlung in das Amt des Leitenden Bischofs gewählt worden. Er bleibt Bischof der Norddiözese der ELKT, deren beigeordneter Bischof er von 2004 bis zu seiner Bischofswahl 2014 war. Der Theologe promovierte an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau (Deutschland). Zuvor hatte er am der ELKT zugehörigen Makumira Lutheran Theological College, der heutigen Tumaini University Makumira, studiert. Von 1995 bis 2003 wirkte Shoo als Dekan des Mwika Theological College in der Region Kilimandscharo.

Der scheidende Leitende Bischof, Dr. Alex G. Malasusa, der der tansanischen Kirche acht Jahre lang vorstand, leitete die Amtseinführung. Malasusa ist Bischof der Diözese Osten und Küstenregion der ELKT sowie LWB-Vizepräsident für Afrika.

Die ELKT gehört dem LWB seit 1964 an. Sie hat 6,5 Millionen Kirchenglieder in 24 Diözesen, denen jeweils ein Bischof vorsteht.

 

(Mit Beiträgen von ELKT-Kommunikationskoordinatorin Elizabeth Lobulu.)