Selbstverständnis der lutherischen Gemeinschaft

Die Arbeitsgruppe zum Selbstverständnis der lutherischen Gemeinschaft auf ihrer ersten Tagung. Foto: LWB/C. Kästner

Arbeitsgruppe tagt in Bossey

(LWI) – Mit einem viertägigen Arbeitstreffen hat die Arbeitsgruppe zum Selbstverständnis der lutherischen Gemeinschaft ihre Arbeit aufgenommen. Das sechsköpfige Gremium kam vom 18. bis 21. März 2014 im Ökumenischen Institut in Bossey in der Nähe von Genf (Schweiz) zusammen. Die Arbeitsgruppe wurde auf einen Beschluss des Rats des Lutherischen Weltbunds (LWB) 2013 in Genf einberufen, um sich darüber zu verständigen, was es für die LWB-Mitgliedskirchen bedeutet, eine Kirchengemeinschaft zu sein.

Die aktuelle Diskussion über das Wesen des LWB als Kirchengemeinschaft müsse auf die Lebensumstände der Mitgliedskirchen vor Ort eingehen, so die Information für die Arbeitsgruppe, welche sich auf einen Beschluss der Ratssitzung 2013 bezog. In Impulsvorträgen warfen die Mitglieder der Arbeitsgruppe zunächst einige Schlaglichter auf verschiedene Aspekte einer Gemeinschaft. Gemeinsam beschäftigten sie sich mit Bibeltexten und Dokumenten des LWB und berichteten über Beispiele aus ihren jeweiligen Herkunftsländern. Die Teilnehmenden sprachen ausserdem über Themen wie die Spannung zwischen dem Recht der Kirchen, eigene Entscheidungen zu treffen, und ihrer Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft, über Solidarität und eine Struktur, welche die verschiedenen regionalen Gegebenheiten und Gepflogenheiten berücksichtigt.

Die Gemeinschaft ist mehr als nur ein Konzept

Die Arbeitsgruppe besteht aus sieben Mitgliedern, die verschiedene Regionen und unterschiedliches theologisches Fachwissen vertreten: Prof. Dr. Guillermo Hansen (Argentinien), Dr. Minna Hietamäki (Finnland), Pfr. Dr. Allen Jorgenson (Kanada), Bischof em. Dr. Hance Mwakabana (Tansania), Prof. Dr. Elisabeth Parmentier (Frankreich) und Prof Dr. En Yu Thu (Malaysia). An dem Treffen in Bossey  nahmen ausserdem die LWB-Mitarbeitenden Pfarrerin Dr. Kaisamari Hintikka, Pfarrerin Dr. Simone Sinn, Pfarrerin Dr. Patricia Cuyatti und Pfr. Dr. Kenneth Mtata teil. Das Mitglied der Arbeitsgruppe aus Osteuropa konnte leider nicht teilnehmen.

Nach Aussage der Teilnehmenden war das erste Treffen von einer sehr konstruktiven und achtsamen Arbeitsatmosphäre geprägt. „Die Hintergründe der verschiedenen Mitglieder der Arbeitsgruppe sind so verschieden, dass ich endlose Diskussionen und keinerlei Möglichkeiten für gemeinsame Standpunkte erwartet hatte“, sagte Elisabeth Parmentier, eine der Teilnehmerinnen der Arbeitsgruppe, im Anschluss. „Tatsächlich sind wir jedoch nicht mit Argumenten für oder gegen sozio-ethische Entscheidungen gegeneinander angetreten. Von Anfang an haben wir uns auf die Gabe der Gemeinschaft, die wir bereits teilen, konzentriert.“

Allen Jorgenson brachte im Anschluss an die Tagung seine Hoffnung zum Ausdruck, dass „die Leserinnen und Leser in den Texten, die wir erarbeiten, die Gemeinschaft erkennen, die wir erfahren haben als wir uns gegenseitig von Geschichten der Hoffnung, der Sorge, der Verwirrung und von Gottes Gnade berichteten. […] Wir haben die Gemeinschaft während dieser Zusammenkunft eher als ein Ereignis denn als Konzept erfahren. Es war weniger ein Aufeinandertreffen Gleichgesinnter, als ein gefühlvolles Zusammenfinden.“

Ein Bericht über dieses Treffen wird dem LWB-Rat bei dessen jährlicher Tagung im Juni vorgelegt. Die Arbeitsgruppe wird für 18 Monate zusammenarbeiten, um gemeinsam ein Studiendokument zum „Selbstverständnis der lutherischen Gemeinschaft“ zu formulieren. Die Vorträge der ersten Tagung werden in einer begleitenden Veröffentlichung im Jahr 2015 erscheinen.