Schwedische Kirche entschuldigt sich bei der Urbevölkerung

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Erzbischöfin Jackelén: „Unser Versagen an den Samen ist auch ein Versagen vor uns selbst und vor Gott“

UPPSALA, Schweden/GENF (LWI) – Im Laufe des Jahres wird sich die Schwedische Kirche in aller Form und öffentlich für ihre historische Beteiligung an der „legitimierten Unterdrückung“ des schwedischen indigenen Volkes der Samen entschuldigen, heißt es in einer Erklärung. Darüber hinaus hat die Kirche acht Verpflichtungen für die Versöhnung mit den Samen angekündigt.

Kirchenleitende haben mitgeteilt, dass eine öffentliche Entschuldigung zu zwei Anlässen stattfinden werde: zuerst bei einem Gottesdienst während der Versammlung der Generalsynode der Kirche im November in Dom zu Uppsala und danach anlässlich einer Samen-Kirchenkonferenz in Luleå im Oktober 2022.

Die Kirche wird sich bei der Samen-Gemeinschaft des Landes für eine über Jahrhunderte an den Tag gelegte „Unterdrückung und Selbstgefälligkeit“ entschuldigen. Dazu gehörte auch die Förderung von „Nomadenschulen“ durch die Kirche. Dabei handelte es sich um ein Bildungssystem, das die Kultur und die Sprache der Samen unterdrückte und die Kinder von den Eltern trennte.

2019 kamen der Rat der Samen in der Schwedischen Kirche, der 1996 gegründet wurde, und der Kirchenvorstand überein, dass eine solche Entschuldigung der erste Schritt zu einer langfristigen Versöhnung zwischen der Schwedischen Kirche und der samischen Urbevölkerung sein würde.

Ein Weißbuch über die historischen Beziehungen zwischen dem Volk der Samen und der Kirche von Schweden mit dem Titel „The Sámi and the Church of Sweden“, veröffentlicht 2016, offenbarte, dass die Kirche auch an Programmen „beteiligt“ war, sich Sammlungsgut aus Sami-Gräbern anzueignen, und ebenfalls an rassenbiologischen Studien über das Volk der Samen teilgenommen hat.

„Wir wissen seit einiger Zeit, dass sich die Kirche aktiv an der kolonialen Unterdrückung der Samen durch den Staat beteiligt hat. Wir hatten aber Schwierigkeiten damit, uns mit diesem Teil unserer Geschichte auseinanderzusetzen“, schrieb die Erzbischöfin der Kirche von Schweden, Antje Jackelén, in dem Vorwort zu der Abhandlung über die historischen Beziehungen zwischen den Samen und der Schwedischen Kirche.

 „Unser Versagen vor dem Volk der Samen bedeutet Versagen vor uns selbst und vor Gott“, schrieb Jackelén.

„Jetzt kann die langfristige Arbeit des Aufbaus einer guten und respektvollen Beziehung zwischen dem Volk der Samen und der Schwedischen Kirche beginnen. Die Religion und die lebendige Spiritualität der Samen werden die Schwedische Kirche bereichern und ihr eine neue Dimension verleihen“, sagte Ingrid Inga, Vorsitzende des Rates der Samen in der Schwedischen Kirche und eine ehemalige Präsidentin des Parlaments der Samen (Sameting).

Die Schwedische Kirche wird 3,9 Millionen Euro für einen Zehnjahresplan zur Verfügung stellen, um die acht Verpflichtungen der Kirche zur Versöhnung umzusetzen:

  • Das Evangelium wird in den samischen Sprachen und auf eine Weise gepredigt, die für das Volk der Samen kulturell relevant ist und die die spirituelle und kirchliche Tradition der Samen respektiert.
  • Die Spiritualität, Theologie und kirchliche Tradition der Samen werden in der Schwedischen Kirche sichtbar gemacht.
  • Die samischen Sprachen werden mit Unterstützung der Schwedischen Kirche im Rahmen ihrer Arbeit gestärkt und neu belebt.
  • Wissen und Kenntnisse über die historischen Beziehungen der Kirche zum Volk der Samen und über die Unterdrückung der Samen durch die Kirche werden vertieft.
  • Wissen und Respekt gegenüber den grundsätzlichen Rechten indigener Völker innerhalb der Schwedischen Kirche und der Gesellschaft werden gefördert.
  • Der Einfluss und die Teilhabe des Volkes der Samen innerhalb der Schwedischen Kirche werden gestärkt.
  • Die Identität und die spirituelle Entwicklung der Kinder und der jungen Menschen der samischen Bevölkerung werden gefördert.
  • Ein grenzüberschreitendes kirchliches Leben der Samen wird unterstützt.

„Natürlich müssen einer Entschuldigung auch Taten folgen. Diese Verpflichtungen sind jetzt allgemein anerkannt und ermöglichen eine neue gemeinsame Zukunft. Die Tatsache, dass die Schwedische Kirche auch eine samische Kirche ist, muss gemeinsam mit dem sich entwickelnden samischen kirchlichen Leben stärker herausgestellt werden“, sagt Jackelén.

Von LWB/A. Gray. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller