Rolle von Filmen zur Förderung des interreligiösen Dialogs

Foto: LWB/Albin Hillert

Kurzfilme aus Asien, dem Nahen Osten und Nordafrika zeigen positive Geschichten

GENF, Schweiz (LWI) – Die Organisierenden eines Kurzfilmfestivals mit Beiträgen aus Indien, Tunesien, dem Irak und Indonesien haben die Bedeutung dieses Genres für die Förderung positiver Vorbilder interreligiöser Beziehungen herausgestellt. Das Norwegische Zentrum für Holocaust- und Minderheitenstudien hat gemeinsam mit dem Lutherischen Weltbund (LWB) und anderen Partnern eine Auswahl an Geschichten und Dokumentarfilmen zusammengestellt. Damit wollen sie dem um sich greifenden Extremismus und der Fremdenfeindlichkeit begegnen, die heutzutage in zahlreichen Ländern weltweit auf dem Vormarsch sind. 

Fernand De Varennes, UN-Sonderberichterstatter betreffend Minderheiten, hat die Online-Veranstaltung eröffnet und den Filmregisseurinnen und -regisseuren seine Anerkennung für ihre Arbeit ausgesprochen, die Beispiele religiöser Diversität in unterschiedlichen Weltregionen entdeckt und erkundet hat. Angesichts zunehmender Intoleranz, Hassreden und Gewaltakten gegenüber Minderheiten, so De Varennes, sei es wichtig, „Geschichten zu kommunizieren, die uns an unsere gemeinsame Menschlichkeit erinnern.“ 

Die Teilnehmenden sahen sich kurze Ausschnitte aus den Filmen an, die auf der Website für das Projekt Inclusive Citizenship and Human Rights (inklusive Bürgerschaft und Menschenrechte) des Norwegischen Zentrums zur Verfügung stehen. Der mit einem Preis ausgezeichnete indische Dokumentarfilmregisseur Pankaj Butalia sprach darüber, wie Bilder „die Klischees entlarven können, die das Grundgerüst jeder Hassrede bilden.“ Er fügte hinzu, dass Filme ein wichtiges Instrument seien, Menschen für sich einzunehmen und ein geschärftes Bewusstsein für die zahlreichen Schichten religiöser Identität zu entwickeln, die ein Land wie Indien kennzeichnen.

Herzen und Köpfe in Einklang bringen

Ayari Ghassen, Regisseur eines Kurzfilms mit dem Titel „Pilgrims in Tunis”, wies darauf hin, dass Kunst eine wichtige Rolle bei der Aufklärung junger Menschen über die Geschichte und die Traditionen religiöser Minderheiten in ihren Ländern spielen könne. Durch die Beschreibung von Gemeinsamkeiten von Menschen unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften, so Ghassen, könnten Filme eine emotionale Verbindung zu den Zuschauerinnen und Zuschauern herstellen, die über die einfache Einforderung einer rationalen Reaktion hinausgehe.

Eine weitere Teilnehmerin der Podiumsdiskussion war Rasha Saba von der Minority Rights Group, die ebenfalls an der Organisation des Festivals beteiligt war. Sie stellte fest, dass „Filme ein guter Ansatzpunkt für Diskussionen auch mit denjenigen sind, die nicht an sozialer Gerechtigkeit und Friedensarbeit interessiert sind.“ Filme könnten auch ein gewisses Gefühl von Rechenschaftspflicht entstehen lassen, so Saba weiter, ohne Gemeinschaften zu dämonisieren, die für die Verfolgung religiöser Minderheiten verantwortlich seien. 

Mark Latimer, Geschäftsführer des Ceasefire Centre for Civilian Rights, sagte, dass Filme „die Menschen ebenfalls befähigen, die positiven Erfahrungen religiöser Gemeinschaften zu vermitteln“, dies sei ein wichtiger Teil der Arbeit zur Verhinderung von Gewalt und Konflikten. Er sprach ebenfalls über die Bedeutung, neue Wege zu finden, solche Ressourcen effektiv weiterzugeben und gegen die Algorithmen sozialer Medien vorzugehen, „die gezielt Hassreden propagieren“ und schädliche Klischees fördern.

Bildungs- und Advocacy-Instrumente

Sriprapha Petcharamesree, Chefberaterin des ASEAN-Universitätsnetzwerks für Menschenrechtserziehung, wies darauf hin, dass Lernprozesse eine kombinierte Wissensvermittlung mit Hilfe unterschiedlicher Instrumente erforderten. Als Dozentin für Menschenrechte, so Petcharamesree, wisse sie genau, „dass dies keine einfachen Diskussionsthemen sind und dass die Studierenden unser Vokabular vielleicht nicht verstehen. Filme können sich hier einer einfacheren Sprache bedienen.“ Darüber hinaus seien Fragen der Ethnizität und der Religion „sowohl privat als auch politisch“, sagte sie, und deshalb „vermeiden Menschen oft Diskussionen über solch persönliche und hochsensible Themen.“

Sivin Kit, LWB-Programmreferent für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen, leitete die Online-Diskussion gemeinsam mit Ingvill Thorson Plesner, der Netzwerk-Koordinatorin des Norwegischen Zentrums für Holocaust- und Minderheitenstudien. Die Teilnehmenden wiesen auf diverse, auf ihren Websites verfügbare Online-Schulungsmaterialien hin, die Instrumente für die Advocacy-Arbeit auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene anbieten.

Sonderberichterstatter Fernand De Varennes schloss die Veranstaltung mit einer Aufforderung an alle Anwesenden, ihre Arbeit im kommenden Jahr zu erweitern und dabei besonders auf das 30-jährige Bestehen der Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte von Minderheiten hinzuweisen. Filme, so sagte er, seien „ein wirkmächtiges Werkzeug, Menschenrechte anzusprechen und Klischees zu überwinden, indem sie die Vielfältigkeit feiern und Minderheitsgemeinschaften eine Stimme geben und sie sichtbar machen.“

Von LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller