Reformationsjubiläum in der äthiopischen Kirche - Aufruf zu Frieden, Liebe und Gleichheit

Zahlreiche Chöre sangen und tanzten anlässlich des 500. Reformationsgedenkens in Äthiopien. Foto: Tsion Alemayehu

LWB-Präsident Musa: Kirchen dürfen das Evangelium nicht zur Ware zu machen

ADDIS ABEBA, Äthiopien/GENF (LWI) - Die Kirche muss auch 500 Jahre nach Beginn der Reformation ihrem Auftrag, Heilung zu bringen, Priorität einräumen, betonte der Präsident der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY), Pfarrar Yonas Yigezu.

Yigezu stellte am 10. Dezember in seiner Ansprache zum Abschluss der dreitägigen zentralen Reformationsfeier, die die afrikanische lutherische Kirche in Addis Abeba beging, fest, eine reformatorische und in Reformation begriffene Kirche müsse ihre Missionsarbeit auf nationaler wie internationaler Ebene intensivieren.

Jeder Mensch sei ein Ebenbild Gottes, führte der Präsident der ÄEKMY aus, daher verurteile die Kirche streng jedes Verhalten, das diese Würde verletze. Entsprechend arbeite sie mit dem Staat und anderen Institutionen zusammen, um Frieden, Liebe und Gleichheit unter allen Bürgerinnen und Bürgern zu fördern.

Zum 500. Reformationsjubiläum müsse die Kirche außerdem auch den Klimawandel in den Blick nehmen, fuhr Yigezu fort und rief in diesem Zusammenhang die äthiopische Regierung auf, politische Maßnahmen zu ergreifen, um dem Umweltschutz angemessenen Raum zu geben.

Seine Kirche müsse sicherstellen, dass alle Menschen in der Lage seien, das Evangelium in einer verständlichen Sprache zu lesen und zu hören, betonte der Kirchenpräsident.

Die ÄEKMY beging das Reformationsjubiläum mit einem theologischen Symposium, einer von Posaunenchören begleiteten Prozession von Kirchenleitenden, Geistlichen, Laiinnen und Laien sowie einer Aktion für mehr Verkehrssicherheit.

Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa, Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), sprach im Rahmen des Symposiums über das Thema „Von der Reformation geprägte und in Reformation begriffene Kirche sein im Afrika der Gegenwart“ und stellte fest, diese Aufgabenstellung beinhalte die Auseinandersetzung mit politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Fragen.

Musa mahnte, die afrikanischen Kirchen dürften der wachsenden Versuchung, das Evangelium als Ware zu behandeln, nicht erliegen, und rief sie auf, ihre Aufmerksamkeit auf die theologische Aus- und Weiterbildung, gute Leitungsarbeit, positiven Wandel bei den Leitungsverantwortlichen, bürgerschaftliche Verantwortung, Ökumene und die interreligiösen Beziehungen zu richten.

„In vielen Kreisen scheint die Botschaft der Erlösung, die Gott aus Gnade durch das Leiden, Sterben und die Auferweckung Jesu Christi schenkt, samt den Konsequenzen, die sie für die Kirche hat, an den Rand geschoben zu sein, während Heilungsversprechungen und andere Werke der Heilung verstärkt in den Mittelpunkt rücken“, so die Beobachtung des Erzbischofs.

Zum Teil würden jene, die dafür anfällig seien, von den angeblich Wunder Wirkenden ausgenutzt, daher müsse eine in fortwährender Reformation begriffene Kirche in Afrika der wachsenden Tendenz widerstehen, die Botschaft des Evangeliums wie eine Ware zu behandeln, unterstrich der LWB-Präsident.

Erzbischof Musa wandte sich energisch gegen Habgier, Korruption, Ausbeutung und Machtmissbrauch in Kirche und Gesellschaft. Kirchen in Afrika und insbesondere in Äthiopien, in denen die Reformation weiterwirke, müssten mutig die Gefahren von Korruption, Vetternwirtschaft und Finanzskandalen benennen und ihnen entgegenwirken.

„Der Leumund der Leitungsverantwortlichen muss über jeden Zweifel erhaben sein – damit stehen und fallen Bild, Glaubwürdigkeit und prophetische Stimme der Kirche.“

Im Anschluss an das Symposium führte die ÄEKMY eine Aktion durch, mit der sie ihre Absicht deutlich machte, auch zukünftig Kirche in Mission zu sein, und sich gleichzeitig stark machte für eine Verringerung der Unfallzahlen auf Äthiopiens Straßen. Im Rahmen dieser Aktion wurde zudem das zehnte Jubiläum der International Mission Society (MY-IMS) der ÄEKMY begangen.

Unter den mehreren tausend Teilnehmenden der Veranstaltung vertraten den LWB, neben Präsident Musa, Pfarrerin Dr. Jeannette Ada Maina, Vizepräsidentin für die Region Afrika, Afrikareferentin Pfarrerin Dr. Elieshi Mungure, Dr. Ojot Ojulu Miru, amtierender Assistent des Generalsekretärs im Bereich Internationale Angelegenheiten und Menschenrechte, sowie Sophie Ghebreyes, Direktorin des Äthiopienprogramms des Weltdienstes.

Auch die äthiopischen Partner – etwa die römisch-katholische Kirche, die Siebenten-Tags-Adventisten, die Kale Hiwot-Kirche, die Gemeinschaft evangelikaler Kirchen in Äthiopien, die Meserete Kristos-Kirche, die Full Gospel-Kirche – sowie mehrere internationale Partner der ÄEKMY waren unter den Gästen der Jubiläumsfeierlichkeiten.

Die Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus gehört dem LWB seit 1963 an. Mit gut 9 Millionen Gläubigen ist sie die größte Mitgliedskirche der Kirchengemeinschaft.

Ein Beitrag von Tsion Alemayehu, übersetzt und bearbeitet durch das LWB-Kommunikationsbüro.