Prophetische Stimme der Kirchen für Gerechtigkeit und Inklusion

Jugendliche LWB-Ratsmitglieder präsentieren Plakate zur ökumenischen Initiative "Waking the Giant" in Genf. Foto: LWB/S. Gallay

Berichte über Fortschritte bei der Umsetzung der UN-Agenda 2030 aus Kolumbien, Indonesien und Namibia

GENF, Schweiz (LWI) – Zusammen mit verschiedenen christlichen Kirchen und Organisationen, die aus dem Glauben heraus handeln, hat der Lutherische Weltbund (LWB) die internationale Staatengemeinschaft nachdrücklich aufgefordert, sich dafür stark zu machen, dass die die Möglichkeiten für eine Erholung von der COVID-19-Pandemie für alle Länder in der Welt gerechter und fairer gestaltet werden. Dieser Aufruf ist Teil einer gemeinsamen Erklärung, die an das so genannte hochrangige politische Forum über nachhaltige Entwicklung gerichtet war. Dies ist die wichtigste UN-Plattform zur Überprüfung des Fortschritts bei der Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen.

Das Forum, das am 6. Juli eröffnet wurde, findet unter der Schirmherrschaft des UN-Wirtschafts- und Sozialrats statt und befasst sich in erster Linie mit dem Anliegen einer nachhaltigen und robusten Erholung von der COVID-19-Pandemie. Im Rahmen des Forums werden außerdem die Fortschritte erörtert, die bei der Umsetzung eines großen Teils der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung gemacht werden konnten. Weiterhin wird es um die wichtige Frage gehen, wie die Welt möglichst schnell wieder „auf Kurs“ gebracht werden kann, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung alle wie geplant bis 2030 umzusetzen.

In ihrer Erklärung bekräftigen die Kirchen, dass sie sich „als wichtige Partner von Regierungen und multinationalen Institutionen“ sehen, weil ihre Netzwerke bis in einige der abgelegensten Regionen der Welt reichten, die für Institutionen nationaler und lokaler Regierungen oft nicht erreichbar seien.

Sie fordern die internationale Gemeinschaft auf, Maßnahmen zu ergreifen und damit sicherzustellen, dass bei der Erholung von der weltweiten Pandemie „niemand auf der Strecke bleibt“. Beispiele für derartige Maßnahmen seien die Bereitstellung von Finanzmitteln für die öffentliche Gesundheitsfürsorge und die soziale Absicherung derjenigen, die ihre Existenzgrundlagen verloren hätten, der Erlass von Auslandsschulden für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen, mehr Investitionen in eine Gesundheitsversorgung, die in den Gemeinwesen verankert ist, und die Stärkung der Resilienz, die Finanzierung von Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen und die Sicherstellung, dass alle Pläne für den Umgang und die Bewältigung der COVID-19-Pandemie gender-sensibel sind.

Fortschritte bei Klimaschutz, Gerechtigkeit und Frieden

Gegen Ende des zehntägigen Forums wird der LWB drei Schattenberichte vorlegen, die in die jedes Jahr von der UN durchgeführte Überprüfung einfließen werden, welche Fortschritte die einzelnen Länder bei der Umsetzung der Nachhaltigen Entwicklungsziele machen. Im Rahmen der Umsetzung der Agenda 2030 sind die UN-Mitgliedstaaten außerdem aufgerufen, selbst eine regelmäßige Fortschrittskontrolle für die Umsetzung der Entwicklungsziele durchzuführen – die so genannten freiwilligen nationalen Umsetzungsberichte. Damit wird nicht nur von den Regierungen Rechenschaft verlangt, sondern auch zu Multistakeholder-Partnerschaften ermutigt, die den Erfolg eines Landes verbessern sollen.

Am 14. Juli wird der LWB seine Schattenberichte zum Prozess der freiwilligen nationalen Umsetzungsberichte vorlegen, die sich insbesondere mit dem Engagement für die Umsetzung des Entwicklungsziels 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) und des Entwicklungsziels 16 (Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen) in Kolumbien, Indonesien und Namibia befassen. Mitglieder der lutherischen Kirchen in diesen Ländern werden wichtige Ergebnisse ihrer Analysen des Umsetzungsstatus dieser beiden Entwicklungsziele vorlegen und über bewährte Praktiken informieren, die dort bereits umgesetzt wurden. Gemeinsam mit lokalen Partnern, die aus dem Glauben heraus handeln, werden die LWB-Mitgliedskirchen wichtige Empfehlungen für weitere Fortschritte zur Erreichung der in den Entwicklungszielen 13 und 16 festgelegten Zielsetzungen vorlegen.

Bereits seit 2017 setzt sich der LWB durch eine ökumenische Initiative unter der Überschrift „Waking the Giant“ dafür ein, die diakonische Arbeit seiner 148 Mitgliedskirchen auf die UN-Agenda 2030 abzustimmen. Mit Hilfe einer Reihe von Schulungsmaterialien und Selbstbewertungstools sind die Kirchen in der Lage, die positiven Effekte ihrer bisher geleisteten Arbeit in den Bereichen Bildung, Gesundheitsversorgung, Konfliktlösungen, nachhaltige Entwicklung, Umweltschutz und Armutsbekämpfung zu evaluieren und über potenzielle Partnerschaften nachzudenken, die diese Effekte zusätzlich optimieren könnten.

Keine Zeit zu verlieren

Die Evangelisch-Lutherische Kirche Kolumbiens war eine der ersten Kirchen, die diese „Waking the Giant“-Initiative umgesetzt hat. Sie hat dafür mit der Regierung und anderen christlichen Kirchen zusammenarbeitet, um Programme zur Friedenskonsolidierung und Versöhnung nach dem jahrzehntelangen Bürgerkrieg im Land zu stärken.

Das Nationalkomitee des LWB in Indonesien ist auf nationaler Ebene seit Langem aktiv, hat sich wichtigen Fragen aus den Bereichen nachhaltige Entwicklung und Menschenrechte gewidmet – wie zum Beispiel Frieden, Religions- und Glaubensfreiheit, interreligiöser Dialog und interreligiöses Engagement – und hat sich um die grundlegenden Bedürfnisse der schutzbedürftigsten Bevölkerungsgruppen im Land gekümmert.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in der Republik Namibia arbeitet gemeinsam mit anderen Kirchen und zivilgesellschaftlichen Organisationen an einer Reihe von Entwicklungsthemen, darunter Gendergerechtigkeit, wirtschaftliche Gerechtigkeit, Armutsbekämpfung und Landreformen, und setzt sich außerdem für die Rechte indigener Völker ein.

Isaiah Toroitich, Leiter für globale Advocacy-Arbeit des LWB, sagte: „Das diesjährige Forum muss entscheidende Schritte hin zu einer fair und gerecht gestalteten Erholung von der COVID-19-Pandemie unternehmen und darf dabei nicht die schutzbedürftigsten Menschen und Bevölkerungsgruppen vergessen, die bereits durch die Klimakrise und Konflikte, Gewalt und Fragilität übermäßig belastet sind. Wir dürfen keine Zeit verlieren – sonst werden wir die für 2030 gesetzten Ziele nicht erreichen.“

Und weiter sagte er: „Die Kirchen und andere religiöse Akteurinnen und Akteure leisten einen einzigartigen Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 – ihr langjähriger Dienst für die schutzbedürftigsten Bevölkerungsgruppen und Menschen und ihre Verwurzelung auf der lokalen Ebene der Gesellschaft überall auf der Welt verleihen ihnen eine besonders hohe Glaubwürdigkeit. Die internationale Gemeinschaft muss Wege finden, noch stärker mit religiösen Akteurinnen und Akteuren zusammenzuarbeiten und in deren Initiativen zu investieren.“

Von LWB/P. Hitchen