Polnischer Bischof Samiec erhält Auszeichnung für sein Engagement für deutsch-polnische Verständigung

Bischof Samiec (li.) erhält das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in Anerkennung seines Engagements für die Verbesserung der Beziehungen zwischen seinem Heimatland Polen und der Bundesrepublik. Foto: Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen

Aktives Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung im öffentlichen Raum

Warschau (Polen)/Genf - (LWI) - Der Vorsitzende Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen wurde für seinen Beitrag zur deutsch-polnischen Verständigung und seinen Einsatz für die länderübergreifende kirchliche Zusammenarbeit mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

In seiner Dankesrede sagte der Vorsitzende Bischof Jerzy Samiec, für ihn sei diese Auszeichnung nach der schmerzvollen Geschichte zwischen Polen und Deutschland insbesondere während des Zweiten Weltkrieges eine Anerkennung des Engagements der polnischen lutherischen Kirche für gute Beziehungen zu den Schwestern und Brüdern in Partnerkirchen in Deutschland.

Gegenüber der Lutherischen Welt-Information sagte Bischof Samiec, die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen, die Mitglied im Lutherischen Weltbund (LWB) ist, sei nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aktiv an den Bestrebungen zur Aussöhnung zwischen Polen und Deutschland beteiligt gewesen. Lutherische Kirchen in Deutschland seien ebenfalls bemüht gewesen, das gegenseitige Verständnis zu fördern, und auch formelle Partnerschaften zwischen Kirchen und einzelnen Kirchengemeinden hätten dazu beigetragen, dass die Beziehungen gestärkt und vertieft werden konnten. Zudem hätte auch die Auswanderung polnischer Lutheranerinnen und Lutheranern nach Deutschland, die eine enge Beziehung zu ihren ehemaligen Kirchengemeinden und Verwandten aufrechterhielten, einen Beitrag geleistet.

Gegenseitige Bitte um Vergebung und Versöhnung

Das Bundesverdienstkreuz wurde Bischof Samiec am vergangenen 24. Mai in der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Warschau von Botschafter Rolf Nikel im Namen des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier übergeben. Es ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung der Bundesrepublik.

In seiner Ansprache im Rahmen der Verleihung ging der Bischof auf die Herausforderungen ein, mit denen unsere Vorgängergenerationen in ihrem Kampf für Unabhängigkeit und ihren Bemühungen, die Erfahrungen des Krieges zu verarbeiten und zu überwinden, konfrontiert waren. Angesichts der erlebten Tragödien des Zweiten Weltkriegs hätten die Menschen Wege finden müssen, „weiterzuleben nach allem was geschehen war [...] Diese Generation musste irgendwie nach Möglichkeiten der gegenseitigen Vergebung suchen und sich um Versöhnung bemühen und Wege hin zu einer solchen Versöhnung finden. Es ist wichtig und gut, dass diese Wege gebahnt wurden.“

Aber auch die heutige Generation sei mit Herausforderungen konfrontiert, die es anzugehen gilt, erklärte er und betonte, dass „wir für den Frieden kämpfen müssen, dafür die partnerschaftlichen Beziehungen zu erhalten, die unter so großen Anstrengungen aufgebaut wurden und die durch verschiedene verantwortungslose Äußerungen und Vorgehensweisen so einfach und schnell wieder zerstört werden könnten.“ Er sagte, wir müssten Fremdenfeindlichkeit, das Wiederaufleben von Nationalismus sowie die Ausgrenzung einzelner Menschen verurteilen und uns für die Schaffung einer offenen Gesellschaft und offener Kirchen engagieren.

Bischof Samiec ermutigte die Menschen, wo immer möglich auf Worte und Taten zu reagieren, die durch Hassrede hervorgerufen werden. Er beendete seine Ansprache mit der Frage: „Was werden wir unseren Kindern und Kindeskindern hinterlassen? Eine gespaltene Welt oder vielleicht eine Welt, in der Menschen in Frieden und Wohlstand miteinander leben? Viel hängt dabei von unserer eigenen Einstellung und uns selbst ab.“

Schlüsselrolle für Versöhnung

LWB-Generalsekretär, Pfr. Dr. Martin Junge, gratulierte Bischof Samiec in einem Brief und schrieb darin, dass Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen in der Vergangenheit nicht nur den Versöhnungsprozess zwischen Polen und Deutschland eingeleitet, sondern auch eine Schlüsselrolle darin gespielt hätten.

„Als Bischof der lutherischen Kirche in Polen engagieren Sie sich aktiv im öffentlichen Raum, um Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung in der Welt zu erwirken. Ein Beispiel für eine solche Beteiligung ist Ihre klare Stimme in Bezug auf die Notwendigkeit von Flüchtlingshilfe und die Initiierung von Bildungsprogrammen mit dem Ziel, die Situation von Flüchtlingen und Migranten zu verstehen.“

Die Auszeichnung sei, schrieb Junge weiter, eine Anerkennung des persönlichen Engagements des Bischofs für Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit und habe „auch eine zusätzliche symbolische Bedeutung für die lutherische Kirche in Polen wie auch für die weltweite lutherische Gemeinschaft.“

Die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen ist seit seiner Gründung 1947 Mitglied des LWB.

 

Dankesrede