Piazza Martin Lutero in Rom erinnert an Fürsorgepflicht für die Armen

"Die Piazza Martin Lutero ist ein ökumenisches Zeugnis im Alltag der in Rom lebenden Menschen und den Besuchern der Stadt", so Pfr. Jens-Martin Kruse (rechts), der an der Einweihung des öffentlichen Platzes mit Hunderten Gemeindemitgliedern teilnahm, darunter auch Pfr. Per Edler (links) von der schwedischsprachigen Gemeinde. Foto: Silke Kruse.

Wichtiges ökumenisches Zeugnis für Christinnen und Christen

Rom, Italien/Genf, 24. September 2015 (LWI) – Roms neue Piazza Martin Lutero ist nicht nur ein deutlich sichtbares Zeichen dafür, dass Lutheranerinnen und Lutheraner in dieser kosmopolitischen italienischen Stadt willkommen sind, sondern gemahnt auch an Luthers Forderung an die Menschen christlichen Glaubens, gemeinsam das Evangelium zu verkünden, indem sie den Armen dienen.

Pfr. Jens-Martin Kruse, Pastor der deutschsprachigen Gemeinde der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien (ELKI), erinnerte an diese Worte Luthers im Anschluss an die Einweihung eines zentralen Platzes am 16. September, der nach dem Reformator Martin Luther benannt wurde. Honoratioren der Stadt und kirchliche Würdenträger nahmen an der offiziellen Platztaufe nicht weit vom historischen Amphitheater Kolosseum teil.

„Dieser Platz ist auch so etwas wie ein sozialer Brennpunkt. Hier leben viele Flüchtlinge und obdachlose Migrant/innen. Damit werden wir an unsere Pflicht erinnert, dass wir für diese Menschen sorgen müssen“, sagte Kruse, der rund 500 Menschen lutherischen Glaubens in Rom seelsorgerisch betreut.

Die Piazza Martin Lutero ist das Ergebnis der fünfjährigen Arbeit einer protestantischen Gruppe mit Angehörigen der Glaubensrichtungen Adventisten, Baptisten, Methodisten, Waldensern und Lutheranern, die sich in gemeinschaftlichen Projekten für die Migrantinnen und Migranten, Kinder und Arbeitslosen in der Stadt engagieren.

Sie waren es, die sich beim römischen Stadtrat dafür eingesetzt hatten, einen Platz nach Martin Luther zu benennen. Zunächst fand dieser Vorschlag kaum Interesse, da niemand im Stadtrat wusste, wer Luther war. Aus diesem Grunde startete die Gruppe eine Kampagne, um über Luthers Leben und Theologie zu informieren.

„Am Ende und nach monatelanger intensiver Arbeit waren die Ratsmitglieder überzeugt und fanden in der Stadtmitte im Park auf dem Oppio-Hügel einen sehr ansprechenden Platz, wo wir mit dem Bürgermeister von Rom, Ignazo Marino, und ca. 500 Gemeindemitgliedern die neue Piazza Martin Lutero offiziell einweihten“, erzählte er.

Während der Feier wurde eine Gedenktafel mit der Inschrift „PIAZZA MARTIN LUTERO – TEOLOGO TEDESCO DELLA RIFORMA (1483-1546)” enthüllt.

Pfr. Heiner Bludau und Pfr. Jakob Betz, Dekan und Vizedekan der 4.000 Mitglieder zählenden ELKI, sehen in der Benennung des Platzes nach Luther einen wichtigen Moment der Christenheit. „Das hat einen hohen symbolischen Wert und erfüllt uns mit Freude. Wir glauben auch, dass diese Namensgebung ein ökumenisches Zeugnis im Alltagsleben der Einwohner der Hauptstadt und ihrer zahlreichen Besucher ist“, erklärten sie.

Diverse ökumenische Beziehungen

Für Kruse ist die Piazza Martin Lutero eine signifikante ökumenische Entwicklung, zeigt die doch, dass im heutigen Rom Mitglieder der lutherischen und katholischen Glaubensgemeinschaften zusammen reden und gemeinsam das Evangelium verkünden können.

„In Rom unterhalten wir sehr gute Beziehungen mit der römisch-katholischen Kirche. Rom ist nicht nur ihr Zentrum, sondern auch die Stadt, in der sich die Gemeinden aller anderen Kirchen befinden. Wir haben also sehr unterschiedliche ökumenische Beziehungen“, stellte Kruse fest.

Anlässlich des 500. Jubiläums der von Luther angestoßenen Reformation wird im Jahr 2017 eine Reihe ökumenischer Gottesdienste, Gebete und Zusammenkünfte in Rom stattfinden. 2017 ist es auch 200 Jahre her, dass deutsche Lutheranerinnen und Lutheraner zum ersten Mal in der Stadt Gottesdienste abhielten.

Am 15. November dieses Jahres wird Papst Franziskus in der Tradition seiner beiden Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. an einem ökumenischen Gottesdienst in der lutherischen Kirche in Rom teilnehmen und damit, so füge Kruse hinzu, ein Zeichen für die guten ökumenischen Beziehungen in der Stadt setzen.

„Hier in Rom leben wir als Christinnen und Christen umfassend zusammen, und unsere kleine lutherische Gemeinde ist ein wichtiges Element der Ökumene in der Stadt“, erklärte er abschließend.

Der Lutherische Weltbund (LWB), dem auch die ELKI angehört, begeht das Reformationsjubiläum 2017 im Geiste der ökumenischen Rechenschaftspflicht und weist ebenfalls auf die Bedeutung des seit 50 Jahren stattfindenden internationalen Dialogs mit der römisch-katholischen Kirche hin.

Ein Ergebnis dieser bilateralen Beziehung ist die Publikation „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“, in der beide Partner zum ersten Mal gemeinsam die Geschichte der Reformation erzählen. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit katholischen und lutherischen Mitgliedern arbeitet eine Liturgie für eine gemeinsame Veranstaltung zum Reformationsjubiläum aus, dieses Material wird den einzelnen Kirchen ebenfalls zur Verwendung zur Verfügung gestellt.