Ökostrom von der Kirche

Windräder produzieren den Ökostrom, der in den Kirchengemeinden und Verwaltungen der EKM benötigt wird. Foto: epd-bild/Steffen Schellhorn

Windräder der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland sollen Gemeinden und Diakonie mit Energie versorgen

Magdeburg, Deutschland/Genf (LWI) – Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hat ein ehrgeiziges Ziel: Sie will den Strom, den sie in ihren Gemeinden und diakonischen Einrichtungen verbraucht, selbst erzeugen und dabei das Klima schützen.

„Hier steht es“, sagt Thomas Wicks, Sachbereichsleiter Landwirtschaft bei der EKM. Auf der Karte zeigt er auf das Städtchen Olbersleben mitten in der thüringischen Provinz. Das siebte Windrad der Landeskirche ist hier Ende Juni 2018 in Betrieb gegangen. Eigene Investitionen der Kirche und staatliche Förderung durch das Erneuerbare Energiengesetz machen das finanziell möglich.

Doch es geht der Landeskirche nicht vorrangig um Renditen, sondern um ein klimapolitisches Ziel: Der jährliche Energieverbrauch der Kirchengemeinden und kirchlichen Verwaltungen soll durch selbst produzierten Windstrom gedeckt, also ins Netz eingespeist werden. 33 Millionen Kilowattstunden sind das im Jahr, dazu braucht man sieben Windräder. Dieses Ziel wäre also erreicht. Denn es stehen ja bereits sechs evangelische Strommühlen im EKM-Gebiet auf kirchlichen oder gepachteten Flächen in Windparks in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Nimmt man aber die diakonischen Einrichtungen im Bereich der Landeskirche noch hinzu, wächst der Strombedarf auf 57 Millionen Kilowattstunden. Das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von rund 14.000 Vier-Personenhaushalten hierzulande. Um den zu decken, müssen noch weitere Räder gebaut oder erworben werden, 13 bis 16 Windkraftanlagen sollen es am Ende sein. Die Landeskirche geht davon aus, dass dieses Ziel bis Ende 2018 erreicht ist.

Reich an Flächen

Dass die Landeskirche überhaupt in die Produktion von Strom einsteigt, ist eine Folge der Kampagne „Klimawandel – Lebenswandel“ mit der die EKM 2011 in vielen unterschiedlichen Vortrags-, Diskussions- und Schulungsveranstaltungen Fragen des Klimaschutzes nachging. „Auch die Landessynode hat sich mit dem Thema beschäftigt und gefragt, was wir als Kirche im größeren Stil für den Klimaschutz tun könnten“, sagt Friedemann Kahl, Pressesprecher der Landeskirche in Magdeburg. In der Synode sei dann die Idee entstanden, den selbstverbrauchten Strom durch Windräder zu produzieren. Denn die Kirche in Mitteldeutschland besitzt viele Flächen, die sie auch schon vor 2011 an Betreiber von Windparks verpachtet hatte. Rund 130 Mühlen von anderen Investoren drehen sich auf kirchlichen Feldern der EKM.

Da lag es nahe, selber als Betreiber in das Geschäft einzusteigen, auch wenn Windparks schon lange nicht mehr unumstritten sind. Während die einen vor allem ästhetische Argumente gegen die „Verspargelung der Landschaft“ ins Feld führen, verweisen die anderen auf mögliche Gefahren für Mensch und Tier: Vögel sterben durch den Rotorenschlag, Menschen fühlen sich durch Schall- und Lichtemissionen sowie Verschattungen beeinträchtigt. Deshalb sei es wichtig, dass die Standorte genau geprüft und mit den Anwohnern und Kirchengemeinden vor Ort gesprochen werden, sagt Wick. Zu großen Konflikten sei es aber bislang nicht gekommen. Im Gegenteil, die Erfahrungen waren bislang sehr positiv.

So denkt man schon einen Schritt weiter. Bisher wird der produzierte Strom ja nur ins Netz eingespeist, künftig will die EKM diesen über einen externen Dienstleister selbst vermarkten.

Doch ist das alles überhaupt gerechtfertigt? Hat Kirche nicht ganz andere gesellschaftliche und seelsorgerliche Aufgaben als Strom zu produzieren und zu verkaufen? „Es ist völlig klar, unser Kerngeschäft ist ein anderes“, sagt Pressesprecher Kahl. „Aber es ist eine logische Folge unseres Umgangs mit kirchlichen Flächen.“ Schon vor 200 Jahren sei Land im Kirchenbesitz verpachtet worden, um mit dem Ertrag die kirchliche Arbeit in den Gemeinden und diakonischen Einrichtungen zu finanzieren. „Der Bau und Betrieb von Windkraftanlagen ist im besten Sinne ein ‚Mit-der-Zeit-gehen‘.“

Dieser Text basiert auf einem Artikel von Stephan Kosch in „Zeitzeichen“ 7/2018. Redaktion: LWB-Kommunikationsbüro