Nothilfe in Namibia trotz Regen weiter notwendig

Ndapanda Mentte Shandingi zeigt eine Chipkarte von Nampost. Foto: LWB/M. Hyden

Lutherische Kirchen bitten um Unterstützung bis zur nächsten Ernte

(LWI) – Der Regen ist da, doch bis zur nächsten Ernte benötigen die ländlichen Gemeinschaften in Namibia weiter Hilfe. Der Lutherische Weltbund (LWB) und seine Mitgliedskirchen in Namibia rufen ihre Partnerorganisationen zu weiterer Unterstützung auf, um die Nothilfe nach der Dürre ausweiten zu können. Viele Haushalte sind vorerst weiter auf Bargeldhilfen zum Kauf von Nahrungsmitteln und anderen lebensnotwendigen Gütern angewiesen.

Es grünt wieder in Namibia. Dank starker Regenfälle nach der langen Dürreperiode haben einige Landwirte bereits begonnen, ihre Felder zu bestellen. Doch tausende ländliche Gemeinschaften haben durch die Naturkatastrophe ihre komplette Lebensgrundlage verloren und sind weiter auf Hilfe angewiesen. Die Nahrungsmittelvorräte sind aufgebraucht und die Marktpreise für Essen und landwirtschaftliche Ressourcen wie Saatgut sehr hoch. Die Familien brauchen Unterstützung, um die schwierige Übergangszeit bis zur nächsten Ernte zu überstehen.

Das vom LWB und vom Gemeinsamen Kirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirchen Namibias (UCC/ELKIN) koordinierte Cashtransfer-Programm (CTP) hat fast 6.000 Menschen in Namibia geholfen, ihr ausgefallenes Haushaltseinkommen auszugleichen. Von September 2013 bis Februar 2014 haben bedürftige Familien in entlegenen Gebieten einen monatlichen finanziellen Zuschuss von 100 Namibischen Dollar (10 USD) pro Kopf erhalten. Die Familien konnten selbst entscheiden, was sie während einer der schlimmsten Naturkatastrophen in der Geschichte des Landes am nötigsten brauchen.

Langsame Erholung

Um die Nothile nach der Dürre bis Ende Mai 2014 fortsetzen zu können, bitten der LWB und UCC im Rahmen eines Spendenaufrufs des weltweiten kirchlichen Hilfsnetzwerks ACT-Bündnis um zusätzliche 235.429 US-Dollar. Mit diesen Mitteln könnten Familien, die immer noch unter der Lebensmittelknappheit leiden, die Übergangszeit bis zur nächsten Ernte bewältigen.

Die Lage nach einer Trockenzeit entspannt sich nur sehr langsam. Nach Einschätzung der Regierungsdirektion für Naturkatastrophen und Risikomanagement laufen bis zur nächsten Ernte schätzungsweise 778.500 bedürftige Menschen Gefahr, unter Lebensmittelknappheit zu leiden. Die meisten Familien haben ihre Ernteerträge von 2012 aufgebraucht und hängen nun von der Nahrungsmittelhilfe ab, die vom Staat und anderen Partnerorganisationen gestellt wird.

Als Namibia im Mai 2013 den nationalen Notstand ausrief erklärte die Regierung, die Dürre habe TierhalterInnen und bäuerliche Familien schwer getroffen. Fast 40 Prozent der 2,1 Millionen Menschen im Land sind auf das Nothilfeprogramm angewiesen.

Dankbarkeit für Barauszahlungen

Das Feedback aus den teilnehmenden Gemeinschaften lässt die Tragweite der so geleisteten Hilfe und grosse Dankbarkeit erkennen. Die Familie von Selma Ndeutapo verlor einen Grossteil ihres Viehs an die Dürre; nur zwei Esel haben überlebt. Die Mutter eines vier Monate alten Sohnes sagte, sie sei dankbar für das Geld, weil sie damit Kindernahrung kaufen kann. „Da wir keinen Lohn hatten, hat dieser monatliche Betrag die finanzielle Lücke in der Haushaltskasse gefüllt“, so die 34-Jährige.

Beatrice Brogadega erklärt, sie nutze das Geld, um für einen sicheren Nachschub an Lebensmitteln für ihre Familie zu sorgen. Sie habe Winterkleidung für ihre Kinder gekauft und die Schulgebühren bezahlt. „Wir beten dafür, dass die Kirche weiterhin bei uns bleibt”, fügt sie hinzu.

Die 87-jährige Rentnerin Ndapanda Menette Shandingi erzählt, dass sie der Initiative anfangs etwas skeptisch gegenüberstand. Als sie in ihrer Gemeinde zum ersten Mal von der Bargeldunterstützung hörte habe sie gedacht, dass dies nur „eine einfache Masche ist, um Wählerstimmen zu kaufen oder irgendein Trick, mit dem sie die Dorfgemeinschaften dazu bringen wollen, ihre Ziegen zu verkaufen“. Als sie dann die Kirchenlogos auf den Autos gesehen habe, die zu den Gemeinschaften für eine Bedarfsanalyse fuhren, habe sie sich ein Herz genommen und sich registriert. Seitdem hat sie für sich und fünf weitere Menschen, die sie ernährt, Bargeld bekommen. Heute ist sie „sehr dankbar für die Unterstützung durch die Kirchen“.

Die Bargeldauszahlungen sind hauptsächlich an die am schlimmsten betroffenen Gemeinschaften in der Region Hardap im südlichen Namibia und in den Regionen Cunene, Omusati und Okavango im Norden gerichtet, wo die Evangelisch-Lutherische Kirche in der Republik in Namibia (ELKRN) und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia (ELKIN) präsent sind. Bis jetzt haben mehr als 500 Menschen psychosoziale Betreuung erhalten. Es wurde eine Schulung zu Katastrophenvorsorge und zum Aufbau von Advocacy-Kapazitäten in der Partnerschaft durchgeführt, an dem auch die deutschsprachige Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia beteiligt war.

„Einige Menschen sagten ausdrücklich, dass sie es gut finden, dass nicht nur ‚LutheranerInnen‘ von diesem Projekt profitieren, sondern alle Teile der Gemeinschaft“, erklärt Michael Hyden, Koordinator der humanitären Hilfe in der LWB-Abteilung für Weltdienst (AWD) , nachdem er kürzlich betroffene Gemeinschaften besucht hat.

Erweiterte Zusammenarbeit

Bei der Initiative der lutherischen Kirchen arbeiten erstmalig der UCC und der namibische Post- und Bankdienstleister Nampost zusammen, der für die Barauszahlungen individuelle Geldkarten stellt.

Das Nothilfe-Zentrum für das Südliche Afrika der AWD unterstützt die Kirchen, indem es GemeindepfarrerInnen in Katastrophenschutz und humanitärer Intervention schult. Der Lehrplan für Kapazitätsaufbau wurde gemeinsam von der AWD und der LWB-Abteilung für Mission und Entwicklung mit Hilfe der Finnischen Evangelisch-Lutherischen Mission erarbeitet.

Die Lutherische Gemeinschaft im südlichen Afrika (LUCSA) und das Theologische Institut für Advocacy-Arbeit und Forschung in Afrika (TARA) stellen technische Unterstützung bereit und koordinieren die Datenerhebung für das Programm. Zusammen mit dem namibischen Roten Kreuz, das ein dem CTP ähnliches Pilotprojekt in der Region Kunene betreibt, werden Möglichkeiten untersucht, wie das CTP und dessen Auswirkungen von einer unabhängigen, externen Stelle bewertet werden können, fügte Hyden hinzu.