Norwegens Jugend blickt in die Zukunft

Auf der Jugendsynode der Norwegischen Kirche präsentierten die jungen Reformatorinnen und Reformatoren ihr Dokument “Reformer Today”. Foto: Norwegische Kirche

Impulse für die Diskussion um die andauernde Reformation der Kirche

OSLO, Norwegen/GENF (LWI) – Junge Menschen in der Norwegischen Kirche haben landesweite Gespräche über die andauernde Reformation der Kirche und die sich ändernde Rolle junger Menschen eingeleitet. Sie fordern mehr Raum für Diskussionen von Glaubensfragen und Möglichkeiten für die Übernahme von Verantwortung.

Der junge Reformator Theologiestudent Andreas Fosby und seine Mitstreiterin Ingvild Lalim haben mit einem Team von 100 Freiwilligen aus dem ganzen Land ein nationales Reformationsjubiläum organisiert und ein Dokument mit dem Titel Reformer Today produziert, über das landesweit in den Medien berichtet wurde. Diese Initiative ist Teil eines Jugendbeitrags zum 500-jährigen Reformationsjubiläum.

In dieser Publikation gehen die Jugendlichen der Frage nach, was es heute in Norwegen – und inmitten eines globalen und pluralistischen Kontextes – bedeutet, Lutheranerin oder Lutheraner zu sein, und wie man Teil einer globalen christlichen Familie sein kann.

„Wir wollten die lutherische Jugend in Norwegen zur Mitgestaltung befähigen, ihnen eine Stimme geben und ihnen Basiswissen über das vermitteln, was mit unseren Schwestern und Brüdern überall auf der Welt geschieht. Auf diese Wiese haben wir gehofft, ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um sich gegen Ungerechtigkeit auszusprechen und andere zu inspirieren, sich zu engagieren“, erklärt Fosby.

In der heutigen Zeit Reformatorin oder Reformator zu sein bedeute, im Spannungsfeld zu leben zwischen einer historischen Betrachtung der Reformation und dem Versuch, im 21. Jahrhundert etwas Neues zu schaffen.

„Luther hat sich nicht ans Werk gemacht, indem er sich fragte, wie er dem Ablasshandel und der Heiligenverehrung in einem neuen Zeitalter Geltung verschaffen könnte.  Er fand für sich den Mittelpunkt des christlichen Glaubens und setzte schließlich radikale Veränderungen in Gang, die heute noch von Bedeutung sind“, heißt es im Reformer Today.

„Bei der Reformation geht es nicht nur darum, etwas Neues zu schaffen. Es geht darum, aus der Kirche das zu machen, was sie eigentlich sein sollte“, betonen die jungen Leute.

Raum und Verantwortung

Der Reformer Today sieht besonders den Religionsunterricht als wichtig an und stellt fest, dass die Norwegische Kirche junge Menschen braucht, die sich Gedanken über ihren Glauben machen können und die sich daraus ergebenden Folgen für ihr Leben begreifen.

Das Dokument fordert die Kirche auf, innerhalb der demokratischen Strukturen der Kirche jungen Menschen Raum zu geben, neue Orte für Jugendliche zu schaffen und jungen Menschen mehr Verantwortung für die Auslegung von Bibeltexten zu überlassen.

Die Jugend fordert ebenfalls eine bessere Sichtbarkeit der diakonischen Arbeit der Kirche. „Die Kirche sollte immer danach streben, auf Leiden und Hoffnungslosigkeit hinzuweisen und sie zu lindern.“

Die Jungen Reformatorinnen und Reformatoren haben sich auf der Generalsynode der Norwegischen Kirche 2016 zu Wort gemeldet, haben sich mit dem norwegischen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes (LWB) getroffen, an der Jugendsynode der Kirche teilgenommen und eine Versammlung für die Sami-Jugend veranstaltet. Sie nutzen soziale Netzwerke, um ihre Initiativen während der 12 Monate bis Februar 2017 publik zu machen.

Über Glauben und Zweifel reden

Die Kirchensynode hielt sich an Elemente aus Reformer Today und dem Bericht der Jugendsynode, dass es bei jedem Treffen von Mitgliedern der Leitungsgremien Gespräche geben müsse, in denen es um die Zukunft der Kirche und die Rolle der Jugend geht.

„Die Jugendsynode glaubt, dass die Kirche ein natürlicher Ort des Lernens, der Erkundung und des Gesprächs über Glaube und Zweifel sein sollte“, sagte Lalim unter Verweis auf die Publikation.

Die Initiativen der Jungen Reformatorinnen und Reformatoren haben in direkter Weise mehr als 300 Jugendliche in der 3,75 Millionen Mitglieder zählenden Kirche angesprochen. Sie sind Teil des gemeinschaftsweiten „Living Reformation“-Projekts, das vom LWB durch sein globales Netzwerk junger Reformatorinnen und Reformatoren koordiniert wird. Das Ziel besteht darin, mehr junge Menschen zu motivieren, zum Leben der Mitgliedskirchen beizutragen und sich am 500-jährigen Reformationsjubiläum zu beteiligen.

Zwar lief nicht alles nach Plan, aber Fosby und Lalim erklärten, dass sie ihre wichtigsten Ziele umsetzen konnten.

„Es war schwierig, einen internationalen Aspekt in die Veranstaltung zu bringen und die neue norwegische Jugend dazu zu ermutigen, Mitglieder des Globalen Netzwerks junger Reformatorinnen und Reformatoren zu werden“, sagte Fosby.

Die beiden bleiben optimistisch und wollen dafür sorgen, dass die Kirche ein wichtiger Teil des Lebens der Menschen in Norwegen bleibt. „Ich möchte eine offene Kirche sehen, in der sich die Menschen zu Hause und wertgeschätzt fühlen, eine Kirche, die nahe am Leben der Menschen ist“, erklärte Lalim.