Nordische Region: Projekt „Taufe in Zeiten des Wandels“ abgeschlossen

Eines der Ergebnisse des Projekts „Taufe in Zeiten des Wandels“ in der nordischen Region ist, dass die Zahl der Säuglingstaufen zurückgeht, während Taufen von Jugendlichen und Erwachsenen zunehmen. Foto: folkekirken.dk

Unterschiede wahrnehmen und Vertrautes überdenken

FREDRIKSBERG, Dänemark/GENF (LWI) – Das Projekt „Taufe in Zeiten des Wandels“, das von fünf Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) in der Region nordische Länder durchgeführt wurde, wurde mit einer Online-Konsultation am 19. und 20. Januar abgeschlossen. Zu den vorgestellten Empfehlungen gehört die Erprobung von Variationen in der Taufpraxis und von besonderen Gottesdiensten und Liturgien für verschiedene Kontexte und Altersgruppen.

„Es war ermutigend, neue Wege der kirchlichen Zusammenarbeit zu erleben“, sagte Prof. Dr. Harald Hegstad. Er lehrt an der MF Norwegian School of Theology, Religion and Society und war Projektleiter von „Taufe in Zeiten des Wandels“. „Das Projekt hat Personen aus der Praxis, Kirchenleitende und Forschende zu einem fruchtbaren Austausch von Einsichten und Erfahrungen zusammengebracht.“

Das Projekt „Taufe in Zeiten des Wandels“, das von 2020 bis 2022 durchgeführt wird, ist ein Pilotprojekt der übergreifenden Initiative „Kirchen in Zeiten des Wandels“, die sich mit Veränderungen in der kirchlichen Praxis und Theologie in der nordischen Region auseinandersetzt. Die an der Initiative beteiligten Kirchen sind die Evangelisch-Lutherische Volkskirche in Dänemark, Evangelisch-Lutherische Kirche FinnlandsEvangelisch-Lutherische Kirche Islands, Norwegische Kirche und Schwedische Kirche.

„Auch wenn die Situation in den nordischen Ländern ähnlich ist, gibt es auch viele Unterschiede“, erklärt Hegstad. Die Kenntnis dieser Unterschiede wirft ein neues Licht auf die eigene Situation. So ist es zum Beispiel selbstverständlich, dass Taufen in einigen Kirchen Teil des Hauptgottesdienstes am Sonntag sind. In anderen hingegen finden Taufen zu Hause oder in speziellen Gottesdiensten statt. „Zu erfahren, dass andere Kirchen eine andere Praxis haben, hat zu einer erneuten Reflexion über die eigene Praxis geführt“, so Hegstad.

Die COVID-19-Pandemie hat sich auch auf die Taufpraxis ausgewirkt. „Die Zahl der Säuglingstaufen ist zu Beginn der Pandemie zurückgegangen, und wir wissen nicht, ob die Zahl danach wieder auf ein 'normales' Niveau zurückkehren wird“, so Hegstad. „Anstelle von Taufen in öffentlichen Gottesdiensten hat die Zahl der privaten Taufen zugenommen. Es bleibt abzuwarten, ob die Pandemie dauerhafte Veränderungen in der Taufpraxis der nordischen Kirchen bewirkt hat.“

Empfehlungen zur Berücksichtigung in verschiedenen Kontexten

Ein Hauptergebnis des gemeinsamen Forschungsprozesses ist eine Liste von 18 Empfehlungen. Sie gehen von den Themen aus, die in einer kommentierten Bibliographie mit Beiträgen aus allen Kirchen identifiziert wurden, benennen Herausforderungen und relevante Fragen und verweisen auf Beispiele „guter Praxis“ in Bezug auf die Taufe, ohne dass dies notwendigerweise die Zustimmung aller Teilnehmenden bedeutet. Außerdem sind die Empfehlungen keine verbindlichen Richtlinien für die teilnehmenden Kirchen, da jede nationale Gruppe weiter daran arbeiten muss, die Empfehlungen in ihrem Kontext anzuwenden.

Ein wichtiger Nebeneffekt des Projekts war, dass es die Kontakte zwischen den Kirchen auf Leitungsebene und unter den Praktikern gestärkt hat. „Durch den Austausch gemeinsamer Anliegen und Erfahrungen sind wir einander nähergekommen“, so Hegstad. In den nordischen Kirchen wurde viel parallele Arbeit geleistet, „aber wir waren nicht immer in der Lage, ausreichend voneinander zu lernen“. Die Verwendung des Englischen als gemeinsame Sprache für das Projekt half außerdem, Sprachbarrieren zu überwinden.

„Was dieses Projekt so einzigartig macht, ist die Zusammenarbeit der LWB-Mitgliedskirchen in der Region“, so Ireneusz Lukas, Regionalreferent des LWB für Europa. „Diese Zusammenarbeit zu einem grundlegenden Thema für die Gegenwart und Zukunft jeder Kirche hat das Potenzial für den Austausch von Ideen, Erfahrungen und kreativen theologischen Diskussionen gezeigt.“

Lukas begrüsste auch, dass die Ergebnisse in englischer Sprache auf der Website "Kirchen in Zeiten des Wandels" zu finden sind und von Kirchen in anderen Regionen genutzt werden können. An der abschließenden Online-Konsultation zum Thema „Taufe in Zeiten des Wandels“ nahmen etwa 50 Personen aus der Praxis, Forschende und Kirchenleitende teil.

Die Ergebnisse basieren auf Informationen, die von den Forschern gesammelt und zusammengestellt wurden, sowie auf neun Webinaren zur Taufe, die 2021 durchgeführt wurden. Sie konzentrieren sich auf vier Aspekte der Tauflandschaft: Statistik und gesellschaftlicher Wandel, Theologie der Taufe, Kommunikation der Taufe und die Taufpraxis.

Die nordischen Kirchen werden weitere Projekte unter dem Dach „Kirchen in Zeiten des Wandels“ entwickeln und dabei die gleiche Methodik anwenden. „Mein Rat an den LWB und die Mitgliedskirchen, die diesen Ansatz nutzen wollen, lautet, ein digitales Format zu verwenden und Gespräche zwischen Praktikern, Kirchenleitern und Forschern über Themen zu fördern, die für die Kirchen und die lutherische Kirchengemeinschaft von entscheidender Bedeutung sind“, so Hegstad abschließend.

Von LWB/A. Weyermüller