„In neue Entwicklungen hineinleuchten“

Dr. Albrecht Engelmann (mitte) griff auf einem Fachtag der EvLKS aktuelle Themen in der Flüchtlingsarbeit auf. Dr. Martin Teubner (r.) vom Bundesamt für Flüchtlinge und Migration hielt ein Hauptreferat. Foto: EvLKS/Harald Lamprecht

Fachtag der EVLKS thematisiert Gemeindearbeit mit Migranten

CHEMNITZ, Deutschland (LWI) – Während es beim Eintreffen geflüchteter Menschen in den letzten Jahren zunächst um praktische Hilfe ging, stehen seit einiger Zeit zunehmend Fragen zu Taufbegehren, Asylverfahren, Glaubenskursen und interreligiösen Begegnungen im Vordergrund. Mit Vorträgen und Workshops griff ein Fachtag in Chemnitz am 16. Januar diese Herausforderungen im Zusammenhang mit der Integration von Migranten in das kirchgemeindliche Leben auf „Wir beobachten hier eine neue Entwicklung, in die wir hineinleuchten wollten“, so der Ausländerbeauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirchen Sachsens, Albrecht Engelmann.

Mit rund 90 Teilnehmenden aus Gemeinde, Pfarrerschaft und Diakonie, die sich haupt- und ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit engagieren, war der Fachtag ausgebucht. In den letzten 2 Jahren hatte die sächsische Landeskirche etwa 150 Projekte für die Arbeit mit Geflüchteten und Migranten finanziell mit insgesamt 800.000 Euro unterstützt, in denen sich geschätzt 1.000 Personen ehrenamtlich engagierten und die etwa 11.000 Personen zugutekamen, beispielsweise in Jugendtreffs, Sprachcafés oder Glaubenskursen.

Vier Vorträge führten in rechtliche und religiöse Fragestellungen ein. Thomas Ewald, Referent in der Außenstelle Chemnitz des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), erläuterte die Bedeutung von Taufe und Konversion für Asylverfahren und der landeskirchliche Beauftragte für Weltanschauungs- und Sektenfragen, Dr. Harald Lamprecht, informierte über die Vielzahl von Religionen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge, während Pfarrer Stephan Brenner aus Chemnitz auf die Herausforderung für die christliche Glaubensprägung und eigene Sprachfähigkeit verwies. Workshops vertieften in Gesprächsgruppen die Themenbereiche der Vorträge, ermöglichten einen Erfahrungsaustausch und stellten praktische Beispiele in einen breiteren Kontext.

Konkrete Hilfe aus den Kirchengemeinden

„In den Workshops ging es darum wie Kirchengemeinden Flüchtlingen praktisch helfen können“, berichtet Albrecht Engelmann. Im Laufe des Asylverfahrens spiele die Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge eine entscheidende Rolle. Hier könnte eine Begleitperson mit den Geflüchteten mitgehen und ihnen so den Rücken stärken. Außerdem könnten Geflüchtete, die aufgrund ihres persönlichen Hintergrundes den Behördengang fürchteten, auf die Anhörung vorbereitet werden. Gemeinden könnten eigene Übersetzter oder Dolmetscher zur Verfügung stellen, denen die Betroffenen vertrauen. Auch eine Dokumentation über das Engagement einer geflüchteten Person in der Kirchengemeinde könne hilfreich sein, weiß Engelmann. „Wenn jemand regelmäßig zum Gottesdienst kommt, im Posaunenchor mitspielt oder bei Gemeindeveranstaltungen hilft, kann das schriftlich festgehalten und bei der Behörde hinterlegt werden.“

Die eigene Sprachfähigkeit in Glaubensfragen ist für viele der Mitarbeitenden in der Flüchtlingsarbeit eine Herausforderung, weiß Religionspädagogin Manja Erler, die einen der Workshops leitete. Sie machten die Erfahrung, plötzlich nach ihrem Glauben gefragt und nicht gut antworten zu können. „Das macht unsicher.“

Insgesamt zieht Albrecht Engelmann ein positives Fazit aus dem Fachtag und unterstreicht den Bedarf für diese Form der Information und des Austauschs bei den haupt- und ehrenamtlich Engagierten. „Für viele ist diese Arbeit Neuland. Wir werden zukünftig auf jeden Fall weitere solcher Tagungen veranstalten, um anstehende Themen gemeinsam zu bearbeiten.“