Myanmar: Dialog der Glaubensgemeinschaften leistet wesentlichen Beitrag zur nationalen Einheit

Pfr. Saw Shwe Lin, Generalsekretär des Kirchenrats von Myanmar, begrüsst die Konferenzteilnehmenden. Im Hintergrund: myanmarische Religionsvertreter. Foto: LWB/S. Lawrence

LWB unterstützt friedensfördernde Initiativen

Rangun (Myanmar)/Genf, 21. August 2015 (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat die VerantwortungsträgerInnen aus dem religiösen Bereich ermutigt, weiter in Initiativen zusammenzuarbeiten, die den Dialog zwischen den Glaubensgemeinschaften in Myanmar und ihre Einheit fördern.

Das Asienreferat der Abteilung des LWB für Mission und Entwicklung (AME) sowie seine Abteilung für Theologie und öffentliches Zeugnis (ATÖZ) würdigten die Bemühungen der Interfaith Dialogue Group of Myanmar (IDGM), die sich für den gesellschaftlichen Frieden einsetzt. Dieses Engagement biete einen Mehrwert für die aktuellen Entwicklungen in dem südostasiatischen Land.

IDGM und LWB veranstalteten am 30. Juli gemeinsam eine Konferenz, bei der diskutiert wurde, wie die Religionsverantwortlichen in Myanmar die religiöse Harmonie in der Gesellschaft und insbesondere an der Basis stärken können. Etwa 40 VertreterInnen der fünf grossen Religionen im Land - Bahaitum, Buddhismus, Christentum, Hinduismus und Islam – waren beteiligt, die staatliche Seite repräsentierten Angehörige des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten.

In den vergangenen Jahren hat die myanmarische Regierung die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einschränkungen zwar radikal gelockert, im Land bestehen jedoch aufgrund religiöser und ethnischer Konflikte in manchen Landesteilen weiterhin erhöhte Spannungen. „Die Gespräche zwischen Angehörigen unterschiedlicher Glaubensrichtungen sollten kontinuierlich gepflegt werden. Nur aufgrund der Stärke der entstandenen Freundschaften können Konflikte – sofern solche entstehen – schnell und friedlich beigelegt werden“, erklärte LWB/AME-Asienreferent Pfr. Dr. William Chang.

Chang und Pfarrerin Dr. Simone Sinn, Studienreferentin für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen in der ATÖZ, stellten im Rahmen der Konferenz die Arbeit des LWB vor. In ihrem Hauptreferat zum Thema „Gemeinsames Engagement der Religionen für Gerechtigkeit und Frieden“ erläuterte Sinn, der Dialog mit anderen Glaubensrichtungen sei ein wichtiger Teil des öffentlichen Zeugnisses des LWB als Kirchengemeinschaft. „Über Frieden und Versöhnung sollte nicht nur im Allgemeinen gesprochen werden, vielmehr sind sie eine sehr konkrete Aufgabe: Diejenigen, die im religiösen Bereich Führungsverantwortung tragen, müssen konstruktive Beziehungen zueinander und zu ihren jeweiligen Gemeinschaften aufbauen.“

Zuwendung zu Ausgegrenzten

Dr. Tin Thein Naing sprach für die buddhistische Seite und erklärte, alle, die religiöse Verantwortung tragen, seien gleichermassen verantwortlich für den Frieden und das Wohl aller Menschen. Dies gelte insbesondere angesichts der von Konflikten geprägten aktuellen gesellschaftlichen Situation, des wachsenden Individualismus und der sich verschärfenden Ausgrenzung sowieso schwacher Gruppen.

Der muslimische Vertreter Al Hadsch Mohamed Amin stellte fest: „religiöses Leben ist Teil des öffentlichen Lebens“, Einheit in Vielfalt sei daher entscheidend, um die gemeinsamen Grundlagen für die Zusammenarbeit zu stärken. Tin Kyine von der Baha’i-Gemeinde begrüsste die Möglichkeit, als Religionsgemeinschaften den Dialog zu pflegen und gemeinsame Massnahmen zu planen.

Zu den Initiativen der IDGM gehört auch, dass von HIV und AIDS Betroffene unterstützt werden. Im Land besteht mit weniger als einem Prozent eine relativ geringe HIV-Prävalenz, allerdings muss, sofern keine Eindämmung der Neuinfektionsrate gelingt, mit einer Zunahme gerechnet werden.

Der Kirchenrat von Myanmar, dem die lutherischen Kirchen des Landes angehören, ist Mitglied der interreligiösen Plattform. Sie wurde 2013 geschaffen, um die Zusammenarbeit bei gemeinsamen Anliegen im Zusammenhang mit Entwicklungsprozessen zu fördern.

U Sein Maw, Leiter des Amtes für religiöse Angelegenheiten in der Region Yangon, versicherte, die Regierung sei daran interessiert, mit allen Gruppen aus dem religiösen Bereich zusammenzuarbeiten bei ihren aktuellen und zukünftigen Anstrengungen zur Verbesserung der Lebensqualität in dem Land mit einer Bevölkerung von 53 Millionen Menschen.

An der eintägigen Veranstaltung nahmen auch Delegierte der vier myanmarischen LWB-Mitgliedskirchen teil. In Myanmar gibt es ausserdem ein Länderprogramm der Abteilung des LWB für Weltdienst.

 

Ein Beitrag von Steven Lawrence, Leiter des LWB-Regionalbüros Asien.