Mitgefühl mit dem Ziel der Gerechtigkeit

LWB-Generalsekretär Martin Junge spricht bei der Abschiedsveranstaltung für die scheidende Präsidentin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weizel. Foto: Hermann Bredehorst/Brot für die Welt

LWB-Generalsekretär über zivilgesellschaftliches Engagement

BERLIN, Deutschland/GENF (LWI) - Kirchen und glaubensbasierte Organisationen (FBO) teilen den öffentlichen Raum mit einer Reihe anderer zivilgesellschaftlicher Akteure. Daher müssen sie einen eigenen Weg finden, um ihre prophetische Stimme für die Schwächsten zu erheben. Dies war eine der Kernbotschaften vom Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Martin Junge, bei einem Symposium von Brot für die Welt am 28. Mai.

Das Symposium trug den Titel „Und jetzt auch noch Corona: Nachhaltige Entwicklung und humanitäre Hilfe brauchen eine starke Zivilgesellschaft - mehr denn je!“ Es fand zur Verabschiedung der scheidenden Präsidentin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel, statt.

Brot für die Welt ist seit der Gründung im Jahr 1959 Partner des LWB.

Beiträge von Kirchen und FBOs zum öffentlichen Raum

Junges Input thematisierte den Beitrag der Kirchen zu nachhaltiger Entwicklung und humanitärer Hilfe. Er betonte, dass Diakonie ein wesentlicher Bestandteil des Kirche-Seins sei. Diakonisches Engagement könne als „Barmherzigkeit mit dem Ziel der Gerechtigkeit“ verstanden werden, die sich in der humanitären und Entwicklungsarbeit sowie in Advocacy vollzieht.

Es gibt gute biblische und theologische Gründe für die Kirchen, sich in diesen Bereichen zu engagieren. Die Kirchen müssten ihr Engagement in Diakonie, nachhaltiger Entwicklung und humanitärer Hilfe nicht erklären, so Junge. Im Gegenteil, solche Arbeit sei zentral für ihre Berufung, sich um den vulnerablen Nächsten zu kümmern.

Er nannte vier Faktoren, die die Position und den Beitrag der Kirchen und FBOs zur Zivilgesellschaft einzigartig machen: Anders als viele internationale Organisationen seien Kirchen und FBOs auf der lokalen Ebene präsent. Sie blieben, wenn viele andere Hilfsorganisationen abgezogen sind. Kirchen hätten außerdem Zugang zu den Menschen und Gemeinden vor Ort und oft sogar zu lokalen und nationalen Regierungen, so Junge weiter. Außerdem kennen Kirchen und FBOs die Kulturen, Normen und Menschen vor Ort. Schließlich hätten Kirchen und FBOs Einfluss und Glaubwürdigkeit in ihren jeweiligen Gesellschaften.

Dies mache den LWB und seinen diakonischen Zweig, den Weltdienst, zu einem geschätzten Partner der UN und anderer internationaler Institutionen, die in der humanitären Hilfe und Nothilfe tätig sind.

Es sei von entscheidender Bedeutung, so der LWB-Generalsekretär abschließend, dass sich Kirchen und FBOs mit den Dynamiken im öffentlichen Raum auseinandersetzen müssten. Sie müssen verstehen, wie andere arbeiten, die diesen Raum ebenfalls nutzten. Das biete auch die Möglichkeit, sich mit anderen Akteuren zusammenzutun. „Potenzielle Partner wirklich zu verstehen, ist wesentlich, um ein respektierter Akteur im öffentlichen Raum zu sein.“

Von LWB/A. Weyermüller