Mexiko: 10 Jahre Frauenordination

Pfarrerinnen und Pfarrer der Mexikanischen Lutherischen Kirche (v.l.): Karina Carmona, José Alcantara, Sofía Tenorio, Ángela Trejo, David Brondos, Roberto Trejo und Moisés Espino nach dem Festgottesdienst zum zehnjährigen Jubiläum der Frauenordination. Foto: ILM/L. Tenorio

Teilhabe von Frauen in allen kirchlichen Ämtern und Diensten

Mexiko-Stadt, Mexiko/Genf (LWI) – Zehn Jahre ist es her, seit die Mexikanische Lutherische Kirche (ILM) die ersten Frauen in das Pfarramt ordiniert hat. Anlässlich dieses Jubiläums hat die Kirche ihre Entschlossenheit bekräftigt, Frauen und Männer gleichermaßen dazu zu befähigen und zu ermutigen, ihre Gaben gleichberechtigt in den Pfarrdienst einzubringen.

„Im 1. Mose, 27 lesen wir, dass Gott die Menschheit zu seinem Bilde geschaffen hat und zwar alle unter gleichen Voraussetzungen. Die Fähigkeiten, Gaben und Möglichkeiten, anderen zu dienen, schenkt Gott Männern wie Frauen gleichermaßen“, betonte ILM-Präsident Pfr. Roberto Trejo anlässlich des Festgottesdienstes, mit dem die Kirche am 6. April in der Gracia-Gemeinde in Mexiko-Stadt das Jubiläum feierte. „In der ILM brauchten wir die Frauenordination, weil sowohl Männer als auch Frauen Ebenbilder Gottes sind“, fuhr der Kirchenpräsident fort.

Der ILM, die Mitglied des Lutherischen Weltbundes (LWB) ist, gehören 1.500 Lutheranerinnen und Lutheraner in 11 Gemeinden an, die von drei Pfarrerinnen und sechs Pfarrern betreut werden.

Pfarrerin Sofia Tenorio studierte als erste Frau der ILM am Seminario Luterano Augsburgo (SEMLA) in Mexiko-Stadt Theologie. Es folgten Pfarrerin Maria Elena Ortega und Pfarrerin Ángela Trejo Haager. Sowohl das Lehrpersonal am Seminar als auch ihre Seelsorger ermutigten die Frauen, sich bei der Kirche als Kandidatinnen für das Pfarramt zu bewerben. Alle drei wurden im Jahr 2009 ordiniert.

Im Jahr 2015 schließlich wurde Pfarrerin Karina García Carmona ordiniert. Sie leitet derzeit eine Gemeinde in Mexiko-Stadt und lehrt am SEMLA. García Carmona wies darauf hin, dass die Frauenordination auch einen Anschub dafür gebracht habe, dass Frauen in der diakonischen Arbeit der Gemeinden mehr Leitungsverantwortung übernehmen. „Die lutherischen Pfarrerinnen und Pfarrer vertreten weiter eine genderbewusste Haltung im Blick auf die institutionelle Struktur wie auch die Gemeindepraxis, was in unserem mexikanischen Kontext zur Wiederherstellung des gesellschaftlichen Gefüges beiträgt und das Leben der Frauen in unseren Gemeinden konkret verbessert.“

Dialog über die Würde aller Menschen

Sofia Tenorio, die als Pfarrerin in der Gracia-Gemeinde in der mexikanischen Hauptstadt tätig ist, verwies auf die Freuden und Herausforderungen ihrer Tätigkeit aus Frau im Pfarrdienst angesichts des machismo in der mexikanischen Gesellschaft: Viele Männer und Frauen betrachteten eine Pfarrerin nicht als gleichwertig mit einem ordinierten Mann, daher ermutige sie die Gemeindeglieder, die Pfarrerin als Person zu betrachten, die Gott gleichermaßen berufen habe, „den Menschen das Evangelium zu verkünden, Ausbildungs- und Entwicklungschancen zu erkennen und Leitungsfunktionen wahrzunehmen bei Verkündigung, Gesang, Entscheidungsfindung, Lehre und Organisation.“

Für Ángela Trejo Haager gehören ihre Seelsorgearbeit und die Lehrtätigkeit sowohl am lutherischen Seminar als auch bei der Comunidad Teológica de México zusammen. Sie ist Koordinatorin des SEMLA und erlebt ihre Arbeit als „kontinuierlichen Weg, auf dem wir in Liebe und Solidarität begleitet werden von Kollegen und Kolleginnen im Pfarramt, die für Gleichberechtigung einstehen.“

Trejo Haager wird in Kürze an der Universidad Iberoamericana in Mexiko-Stadt als Stipendiatin des LWB ihr Promotionsstudium im Fach Genderforschung aufnehmen. Dass ihre Kirche das Jubiläum der Frauenordination gefeiert hat, empfand sie als wichtiges Signal, das einen kontinuierlicher Prozess sichtbar gemacht habe: „Unser Bestreben, der Kirche zu dienen und die Prozesse biblischer Reflexion zu unterstützen, hat sich verstärkt.“

Der frühere ILM-Präsident Pfr. Daniel Trejo Coria dankte für die „guten Dialoge” innerhalb der Kirche, die es möglich gemacht hätten, die Frauenordination auf sinnvolle Weise zu verwirklichen. „Jesu inspirierender Umgang mit den Frauen und sein Auftrag an sie, die Botschaft von seiner Auferstehung weiterzusagen, ist ein zentraler Aspekt des Evangeliums und steht dem Auftrag an die Jünger des Herrn in nichts nach“, führte er aus.

In einem Schreiben an die ILM beglückwünschte die Gebietsreferentin des LWB für Lateinamerika und die Karibik, Pfarrerin Dr. Patricia Cuyatti, die Kirche zu ihrem Einsatz für die Öffnung des Pfarrdienstes für beide Geschlechter. „Ich bete darum, dass die ILM auch weiterhin Früchte hervorbringt in ihrem Engagement für die vollumfängliche und gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern.“

Cuyatti dankte den mexikanischen Pfarrerinnen dafür, „dass sie ihre Gaben und Talente praktisch einbringen und viele Menschen dazu inspirieren, sich für diesen ehrenvollen Dienst für Gott zu entscheiden.“