„Meine Oma war begeistert“

Der 18-jährige Julian Appl engagiert übenimmt Leitungsverantwortung im Kirchenvorstand seiner Gemeinde. Foto: privat

Julian Appl: Jüngster Vertrauensmann in Bayerns Kirchenvorständen

Hohenstadt, Deutschland/Genf (LWI) – Der Kirchenvorstand in Hohenstadt im Dekanat Hersbruck hat den 18-jährigen Julian Appl zum Vertrauensmann gewählt – dem wohl jüngsten in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Nun hat er neben dem Pfarrer den stellvertretenden Vorsitz im neu gewählten Kirchenvorstand.

Pfarrer Martin Simon, im Amt für Gemeindedienst in Nürnberg für das Thema Kirchenvorstand in der Landeskirche zuständig, kann sich nicht erinnern, dass es schon einmal einen so jungen Vertrauensmann gab: „Das ist ein großer Vertrauensbeweis und Vertrauensvorschuss.“ Bei den Wahlen im Oktober 2018 hatten alle Wahlberechtigten, also alle konfirmierten Gemeindemitglieder ab 14 Jahren, Briefwahlunterlagen zugesandt bekommen. Dadurch habe der Anteil der Jugendlichen, die abgestimmt haben, zugelegt, erklärt Simon. Und die Chancen der jüngeren Menschen stiegen ebenfalls. Wählbar sind Kandidatinnen und Kandidaten ab 18 Jahren.

In Hohenstadt wurde Julian gleich zum stellvertretenden Vorsitzenden gemacht. "Ich habe die Wichtigkeit erst mal gar nicht so erfasst", sagt der junge Mann. "Aber meine Oma und meine Mutter waren sofort begeistert und stolz" als er von der konstituierenden Sitzung nach Hause kam. Das Ehrenamt des Kirchenvorstehers hat in der Familie Appl überhaupt keine Tradition. Julian ist der erste, der sich aufstellen ließ.

Verantwortungsvolle Aufgaben

Sollte der Pfarrer als Vorsitzender nicht dabei sein können, wird Julian künftig die Kirchenvorstandssitzung leiten. Auch seine Aufsichtsfunktion für die Gemeindefinanzen ist ihm bewusst. „Ich sehe mich auch als Ansprechpartner für die Leute in der Gemeinde“, fügt Julian an: „Wenn denen was nicht passt, und wenn sie sich nicht trauen, das dem Pfarrer zu sagen, sagen sie es mir.“ In der neuen Rolle kann sich der Jugendliche für sein Ziel einsetzten, jugendgerechte Gottesdienste, vielleicht am Abend einzuführen. Er will Jugendliche ermutigen, „mehr mit unserer Gemeinde zu tun zu haben“.

Seinen Pfarrer Georg Pilhofer kennt Julian bereits aus der Grundschule im Nachbarort Pommelsbrunn. Damals war er sein Religionslehrer. Julian wuchs in die Jugendarbeit in der Gemeinde und im Dekanat hinein, berichtet Pilhofer. Inzwischen macht er begeistert im Kindergottesdienst-Team mit. Die Arbeit mit den Kindern liege ihm sehr. Deshalb sei Grundschullehrer sein Traumberuf, erzählt Julian. Derzeit wartet er auf eine Zusage der Universität Erlangen-Nürnberg. Dort will er Lehramt studieren. Weiter weggehen will er nicht – schließlich hat er eine verantwortungsvolle Position in seiner Kirchengemeinde.

Junge Menschen im LWB

In der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, einer der 11 Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Deutschland, wurde vor den Kirchenvorstandswahlen im letzten Jahr ausdrücklich dafür geworben, dass sich junge Menschen für dieses Ehrenamt aufstellen lassen. Im Jahr davor hatte die Landessynode auf ihrer Herbsttagung junge Menschen dazu aufgerufen, sich stärker als bisher in die kirchlichen Entscheidungsgremien einzubringen.

Seit der Siebten Vollversammlung des LWB 1984 in Budapest (Ungarn) sind die Mitgliedskirchen des LWB aufgerufen, die Beteiligung Jugendlicher und junger Erwachsener unter 30 Jahren an ihren Entscheidungsprozessen mit einer Quote von 20 Prozent zu ermöglichen. Zuletzt hieß es auch in einer entsprechenden Resolution der Zwölften Vollversammlung des LWB in Windhuk (Namibia): „Die Vollversammlung ruft die Mitgliedskirchen auf, die Umsetzung der 20 Prozent Jugendpartizipation auf allen kirchlichen Ebenen voranzutreiben, um die Einbeziehung der Jugend in die Entscheidungsfindung, Planung, Entwicklung von Strategien und ihr Recht zu wählen sicherzustellen.“

 

Quelle: Sonntagsblatt – 360° evangelisch, Jutta Olschewski.
Redaktion: LWB-Kommunikationsbüro