Massiver Zustrom südsudanesischer Flüchtlinge nach Uganda erfordert Ausweitung der humanitären Massnahmen

Tabisa Nyabol und ihre Enkel in Adjumani, Uganda. Foto: ACT-DCA-LWB/Mai Gad

LWB will Unterstützung für Tausende von Neuankömmlingen täglich erhöhen

(LWI) – Innerhalb von drei Tagen hat sich die Zahl der Flüchtlinge aus dem Südsudan, die im Adjumani-Distrikt im nördlichen Uganda eingetroffen sind, verdoppelt: Am 9. Januar waren es 24.105 Personen. Der grosse Zustrom setzt die ugandischen Flüchtlingslager stark unter Druck und erfordert eine Ausweitung der humanitären Massnahmen. Der Lutherische Weltbund (LWB), ein Mitglied des ACT-Bündnisses, versorgt die Flüchtlinge mit Seife und anderen Bedarfsgegenständen. Er plant weitere Unterstützung durch Wasserver- und Abwasserentsorgung, Hygieneartikel, Unterkünfte und andere Gebrauchsgüter.

„Wasser ist hier ein grosses Problem. Ich habe seit mehr als sieben Tagen nicht geduscht –schauen Sie sich nur meine Füsse an“, erzählt die 61-jährige Tabisa Nyabol und zeigt auf ihre Füsse. Die mit ihren Enkeln im Schatten einiger Decken sitzende Nyabol kam am 1. Januar hierher. „Wir wurden noch nirgends registriert, es sind so viele Menschen“, sagt sie und hebt ihre Hände in einem Anflug von Verzweiflung.

Nyabol ist eine von Tausenden von Menschen, die vor den jüngsten Kämpfen im Südsudan geflüchtet und ins Aufnahmezentrum Dzaipi im Distrikt Adjumani im nördlichen Uganda gelangt sind. „Ich hörte von meinem Zuhause in Bor (Bundesstaat Jonglei) aus Schüsse, während ich und meine Enkel schliefen. Wir rannten los. Mein Sohn wurde getötet. Er wusste nicht, dass ich weggelaufen war, und versuchte, zurückzurennen, um mich zu retten“, erzählt sie.

„Ich habe nicht nur meinen Sohn verloren, sondern auch meinen gesamten Besitz zuhause. Die Rebellen nahmen mir meine 30 Kühe und zehn Ziegen weg“, berichtet Nyabol, die nichts von ihren Habseligkeiten mitnehmen konnte. Gemeinsam mit ihren Enkeln flüchtete sie vor dem Konflikt, sie waren mehr als zwei Tage zu Fuss und mehrere Tage mit Boot und LKW unterwegs.

Die politische Krise im Südsudan nahm am 15. Dezember 2013 ihren Anfang. Die nachfolgenden Kämpfe lösten riesige Bevölkerungsbewegungen innerhalb des noch jungen Staates aus. Schätzungen des Hochkommissariats der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) zufolge gibt es 300.000 Binnenvertriebene und rund 60.000 Personen flüchteten in die benachbarten Länder Äthiopien, Kenia und Uganda. Das UNHCR rechnet damit, dass die Zahl der Flüchtlinge auf 125.000 und die der Binnenvertriebenen auf 400.000 ansteigen könnte.

Zusätzliche Unterstützung nötig

Bis zum 9. Januar waren mehr als 32.000 südsudanesische Flüchtlinge nach Uganda gelangt. Doch die Zahl der Neuankömmlinge steigt immer noch an und schwankt derzeit zwischen 4.000 und 5.000 Personen täglich.

„Es gibt so viele Bereiche, in denen wir Unterstützung brauchen. Das Aufnahmezentrum Dzaipi ist überfüllt und wir haben uns vorgenommen, es bis in einer Woche zu räumen und die Menschen in dauerhafte Ansiedlungen zu überführen. Die grössten Probleme sind Wasser und Abwasser, Hygiene und Nahrung“, erklärt Titus Jogo, der Nothilfe-Koordinator des Büros des ugandischen Premierministers (OPM).

Der LWB war unter den ersten, die im Aufnahmezentrum die Flüchtlinge mit dem Nötigsten unterstützten. „Wir haben bis heute sieben Tonnen Waschmittel, 2.000 Becher und 2.000 Teller für den Anfang mitgebracht, warten aber darauf, dass das UNHCR und das OPM die Verteilung koordinieren“, erklärt Eugen Emuron, der LWB-Nothilfe-Koordinator.

„Die Zahl der Flüchtlinge ist schon jetzt sehr hoch und jeden Tag kommen viele Neuankömmlinge hinzu. Die grössten Herausforderungen sind Unterkünfte, die Wasserver- und Abwasserentsorgung und die Hygiene“, meint auch Cathy Mavenjina, Senior Community Service Assistant des UNHCR.

Der LWB plant weitere Hilfsleistungen, darunter die Versorgung mit sauberem Wasser, die Entsorgung von Abwasser und Hygieneartikel (WASH) und die Verteilung von Gebrauchsgütern wie Kochgeschirr und Geschirr, Wasserkanister, Seife und Decken sowie Unterkünfte und psychosoziale Betreuung.

(Beitrag von Mai Gad und Agnete Rishoej)