LWB-Seminar zu Konfliktbewältigung

Eine Teilnehmerin berichtet auf dem Internationalen Seminar zur Konfliktprävention, Konfliktbewältigung und Friedensförderung über ihre Erfahrungen. Foto: Scheila Dillenburg

„Kirchen sind nicht ausgenommen von den Auswirkungen gesellschaftlicher Polarisierung“

Sao Leopoldo (Brasilien)/Genf (LWI) - Mit dem Ziel, den Mitgliedskirchen das Rüstzeug an die Hand zu geben, um Konflikten vorzubeugen oder sie zu lösen, hat der Lutherische Weltbund (LWB) vom 17. bis 21. September in São Leopoldo (Brasilien) ein Internationales Seminar zur Konfliktprävention, Konfliktbewältigung und Friedensförderung veranstaltet.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Nachhaltigkeit in Lateinamerika und der Karibik (Instituto Sustentabilidade América Latina e Caribe, InS) der Universität Faculdades EST in São Leopoldo, hat das Nachhaltigkeitsprogramm des LWB den Seminarteilnehmenden Instrumente an die Hand gegeben, mithilfe derer sie Konflikte und die Reaktionen von Menschen auf diese besser verstehen und interaktives Vorgehen im Umgang mit Konflikten fördern können. Das Nachhaltigkeitsprogramm des LWB wird von Mitgliedskirchen der Organisation an der Universität gestaltet und koordiniert.

Das Seminar wurde als Reaktion auf die weltweit insbesondere in den letzten Jahren wachsenden Spannungen organisiert. „Die Kirchen sind nicht ausgenommen von den Auswirkungen gesellschaftlicher Polarisierung und manchmal haben innere Auseinandersetzungen zu sehr viel Frust und Enttäuschung und in einigen Kirchen zu unerwarteten und schmerzvollen Spaltungen geführt“, erklärte Pfarrerin Dr. Patricia Cuyatti, LWB-Gebietsreferentin für die Region Lateinamerika und die Karibik, die das Seminar koordiniert hat.

„Das Seminar sollte Raum für die Ermächtigung von Führungspersonen bieten, die die grundlegenden Elemente der Mediation in ihren jeweiligen Kontexten nutzen – unter Einbeziehung einer Spiritualität und einer Theologie, die bekräftigen, dass das Leben in Gott, einer Gemeinschaft helfen kann, potenzielle Konflikte zu lösen“, erläutert Cuyatti weiter.

Verstehen was in Konflikten „wirklich passiert“

In dem Seminar ging es schwerpunktmäßig darum, Konflikte an sich und deren Entwicklung zu verstehen. Auf diesem Verständnis aufbauend ging es dann darum, den Teilnehmenden durch Abbildungs- und Zuordnungstechniken auf ganz praktische Weise die Funktion von Mediation zu vermitteln. Die angewandte Methodik – der Dialog für friedlichen Wandel – will die Quelle und die Grundursachen des jeweiligen Konfliktes erforschen, um dann friedlichen Wandel und Wiederherstellung fördern zu können. Die Teilnehmenden benannten Risiken in ihren jeweiligen Kontexten und haben gelernt, auch angespannte Verhältnisse als Chance zu verstehen, mit Mediation zu helfen und Vorurteile zu überwinden.

Die Teilnehmenden waren sich einig, dass ihre Erwartungen an das Seminar übertroffen wurden. „Ich habe sehr viel gelernt und ich bin überzeugt, dass es mir helfen wird, denn in El Salvador gibt es sehr viel Gewalt – insbesondere unter jungen Menschen. Ich bin sehr dankbar, dass ich mich nun der Aufgabe widmen kann, als Mediator zu wirken“, erzählt Ever Vásquez Carillo von der Salvadorianischen Lutherischen Kirche. „Wenn wir Kirchen sind, müssen wir diese Ressourcen ausfindig machen und sie nutzen. Das alles wird mir auch ganz persönlich in meinen Beziehungen in meiner Familie helfen. Ich habe schon viel Erfahrung darin, mich in die Zuhörer-Rolle zu begeben und zu versuchen zu verstehen, was in einem Konflikt wirklich passiert“, berichtet Georgina Arriagada von der Lutherischen Kirche in Chile.

Ein wichtiges Ziel des Seminars war auch, das InS zu einem Zentrum für die Friedenserziehung zu machen und dass das InS einen Lehrplan für die Mediatorenausbildung entwickelt. „Zusammen mit wichtigen Personen am InS wird eine kleinere Gruppe von Führungspersonen und Kirchenleitenden aus Mitgliedskirchen in Lateinamerika und der Karibik sowie in Nordamerika die Ausbildung weiterführen. Das InS spielt als Zentrum für Aus- und Weiterbildung im Themenbereich Mediation und der Nutzung von partizipatorischen Methodiken und Einbindung von Spiritualität eine wichtige Rolle“, so Cuyatti.

An dem Seminar im September nahmen Menschen aus 21 LWB-Mitgliedskirchen in Lateinamerika und der Karibik, in Nordamerika, Afrika, Asien und Europa teil.

 

Vom LAK-Kommunikationsnetzwerk