LWB-Programm in Haiti setzt Projekte zur Förderung nachhaltiger Entwicklung und Umweltschutz nach Erdbeben 2010 fort

Pfr. Martin Junge besucht eines der LWB/AWD-Projekte in Haiti. Foto: LWB/AWD-Haiti

Einkommenschaffende Massnahmen, Unterstützung für die schwächsten Bevölkerungsgruppen

(LWI) – Seit dem verheerenden Erdbeben im Januar 2010 in Haiti, bei dem über 200 000 Menschen ums Leben gekommen sind, über 300 000 Gebäude zerstört oder beschädigt und rund 1,5 Millionen Menschen aus ihren Häusern vertrieben wurden, arbeitet der Lutherische Weltbund (LWB) im Rahmen seines Programms in dem Land zusammen mit Partnern an Projekten für nachhaltige Entwicklung, der Verminderung von Risiken bei Naturkatastrophen und Wiederherstellung der Umwelt.

„LWB-Haiti konzentriert sich auf die Notwendigkeit eines nachhaltigen Wandels zugunsten der schwächsten Bevölkerungsgruppen Haitis. Daher unterstützen wir Projekte, welche die Menschen zu einer nachhaltigen Einkommensquelle verhelfen“, erklärte der Vertreter des LWB im Land, Perolof Lundqvist. „Auf der Grundlage unseres menschenrechtsbasierten Ansatzes unterstützen wir auch lokale Gemeinschaften in ihrem Engagement für bessere Integration, Einbindung der schwächsten Bevölkerungsgruppen in Entscheidungsprozesse, Förderung von Geschlechtergerechtigkeit und -gleichstellung sowie psychosoziales Wohlergehen“.

Die LWB-Projekte sind in den Bereichen Ernährungssicherung und Aufforstung sowie der MUSO angesiedelt, einer Mikrobank, die armen Menschen Kredit- und Sparmöglichkeiten bietet damit sie kleine Unternehmen gründen bzw. einkommenschaffende Tätigkeiten beginnen und so ihre Widerstandsfähigkeit gegen Naturkatastrophen oder andere Notfälle verbessern können.

„Es ist noch nicht alles getan! Solidarität mit den Menschen in Haiti ist nach wie vor notwendig“, erklärte LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge nach seinem Besuch in dem ärmsten Land der westlichen Hemisphäre. „Die Menschen in Haiti sind unglaublich resilient. Im Laufe der Geschichte wurden sie von vielen vom Menschen verursachten Katastrophen und Naturkatastrophen heimgesucht, doch sie fordern ein Leben in Würde und bitten den LWB um Unterstützung!“

„Ich habe einen Milchverarbeitungsbetrieb besichtigt, der mit der Unterstützung des LWB gebaut wurde. Für den LWB ist dieses Projekt abgeschlossen. Für die Menschen dort jedoch nicht. Ich habe mit grosser Freude gesehen, wie die Fabrik von lokalen Organisationen betrieben wird. Die Milcherzeugnisse werden an die Schulen vor Ort geliefert, der Käse wird an einen Supermarkt in der Stadt verkauft“, berichtete Junge. „Angesichts der globalen Diskussion darüber, ob Entwicklungshilfe überhaupt Sinn macht, wurde ich einmal mehr in meiner Überzeugung bestätigt: Ja, sie macht Sinn!“

Andere LWB-Programme sind unter anderem einkommenschaffende Aktivitäten mit lokalen Partnern in Forêt des Pins, Macaya und Palmes sowie das Musterdorf des Rehabilitationsprojektes in Gressier, das nach dem Erdbeben für 180 mittellose Familien gebaut wurde.

„Die Gemeinschaft wird immer unabhängiger und wird schon bald die gesamte Verantwortung für ihre Entwicklung und die Selbstverwaltung übernehmen können“, erläuterte Lundqvist mit Blick auf das Musterdorf.

„Die lokalen Gemeinschaften haben ausserdem beschlossen, einen der wenigen noch verbleibenden Wälder in Haiti zu schützen. Ein Gebiet von über 4 000 Hektar kann nur durch eine Gemeinschaft geschützt werden, die sich mobilisiert und fest entschlossen ist, für jeden einzelnen Baum zu kämpfen. Darin besteht der Zweck des Organisationsnetzwerks in Forêt des Pins: weitere Abholzungen für das Wohl ihrer eigenen Gemeinschaften und für ihre Zukunft zu verhindern“, ergänzte Junge.

Dennoch steht Haiti auf seinem Weg zur vollständigen Erholung auch fünf Jahre nach dem Erdbeben immer noch vor riesigen Herausforderungen.

„Die politische Instabilität des Landes, eine sehr anfällige und stark verschmutzte Umwelt, schlechte Infrastruktur und die wachsende Kluft zwischen den Ärmsten und den Reichsten im Land hemmen die Entwicklung. All diesen Faktoren müssen wir ins Auge sehen und entgegentreten, wenn wir eine zuverlässige Organisation sein wollen, die sich für die Rechte der Ärmsten und Schwächsten in der Bevölkerung einsetzt“, erklärte Lundqvist.

„Jetzt wo das Interesse für diesen Karibikstaat unter den wichtigsten Geberländern abnimmt, ist unsere anhaltende Unterstützung dringender nötig denn je. Die Widerstandsfähigkeit der Menschen in Haiti ist enorm, doch müssen sie angemessen begleitet werden, um eine nachhaltige Zukunft aufbauen zu können“.