LWB-Präsident: „Zeichen radikaler Hoffnung setzen“

LWB-Präsident Panti Filibus Musa. Foto: LWB/Albin Hillert

Dankbarkeit für das Tragen „des andern Last“ und gegenseitiger Hilfe in der Pandemie

GENF, Schweiz (LWI) – Der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Panti Filibus Musa, hat die Mitgliedskirchen des LWB dringend aufgerufen, in den Vorbereitungen auf die kommende LWB-Vollversammlung 2023 in Krakau, Polen, Botschafterinnen und Botschafter „radikaler Hoffnung“ zu sein.

In seiner Ansprache an den LWB-Rat, der vom 18. bis 23. Juni online tagt, rief er alle Führungspersonen und Ortsgemeinden auf, der Gründungsidee der weltweiten Kirchengemeinschaft treu zu bleiben, „Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung in einer zerbrochenen Welt wiederherstellen“ zu wollen.

Als der LWB-Präsident über das Thema der kommenden Vollversammlung „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung“ sprach, betonte er die „Einheit der Welt, der Menschheitsfamilie, des einen Leibes“, in die alle Christinnen und Christen durch die Taufe berufen sind. Wie die ersten Jünger, erklärte er „werden wir durch die Kraft des Heiligen Geistes, der erschafft, versöhnt und erneuert, angezogen“, um „unser Leben zu öffnen für die transformierende Gegenwart Gottes in unserer Welt“. 

Wenn wir uns von der Kraft des Heiligen Geistes leiten ließen, sagte er weiter, hätten wir aus dem Wissen heraus, „was Gott bereits [durch das Kreuz und die Auferstehung] getan hat“ und „was Gott weiterhin unter uns bewirkt“ die „eine Hoffnung“. „Habe ich die Hoffnung weitergegeben, die ich in Christus erhalten habe?“ – das solle die Frage sein, die sich diejenigen im Dienst in verschiedenen Kirchen und Ländern weltweit immer wieder stellen.

Engagement und Bekenntnis zur Sorge für die Kirche und die Welt

In einem Vergleich der Lage in der Welt heute und der Lage in der Welt 1947 als der LWB gegründet wurde, erkennt Musa viele Parallelen – „unglaublich viel Zerstörung“ aufgrund von gegenseitigem Hass und Ungerechtigkeit. Heute würde das noch verschärft durch die Pandemie, die viele Menschenleben gefordert, Bevölkerungsgemeinschaften traumatisiert und Volkswirtschaften hat zusammenbrechen lassen. Hassrede, Rassismus, Fundamentalismus, autokratische und unterdrückerische Führungsstile, Ausgrenzung und Ungerechtigkeit würden zunehmen, stellte er fest. Hart erkämpfte Rechte würden eingeschränkt und unter diesen Rückschlägen würden Frauen am meisten leiden, erklärte er.

Aber genau wie die Kirchen nach dem Zweiten Weltkrieg zusammengekommen seien und sich verpflichtet hätten, in ihrer Zeit Botschafterinnen radikaler Hoffnung zu sein, sei der LWB im heutigen Kontext aufgerufen, die Selbstverpflichtung und das Versprechen zu verkörpern, „für die Kirche und die Welt sorgen“ zu wollen. Der LWB-Präsident brachte in der Ansprache an die Ratsmitglieder zum Ausdruck, wie dankbar er für das sei, was die Kirchen seit Beginn der Pandemie geleistet hätten. Sie würden „des andern Last“ tragen und angesichts der Ängste und Sorgen zusammenstehen. „Genau das nenne ich ein Zeichen radikaler Hoffnung“, erklärte er.

Weil das Virus bei all jenen, die am Rand der Gesellschaft leben, weiterhin große Zerstörung anrichte, so Musa, müsse der LWB weiterhin gegen Ungerechtigkeit, Individualismus und Nationalismus kämpfen. Wenn ein Großteil der Weltbevölkerung keinen Zugang zu Impfungen bekomme, müsse gegen diese Ungerechtigkeit die Stimme erhoben werden, denn „so lange nicht alle sicher sind, ist niemand sicher“. Die Kirchen müssten ihrer Berufung, den Armen und Marginalisierten zu dienen, „treu bleiben“. „Wir sind eine Menschheitsfamilie“, betonte er, und „nur wenn wir zusammenhalten, können wir bestehen“.

Zum Abschluss seiner Rede dankte Erzbischof Musa dem scheidenden LWB-Generalsekretär Martin Junge, für seinen „selbstlosen Dienst und sein selbstloses Engagement“ für die weltweite Kirchengemeinschaft. Er lobte die Mitglieder des Findungsausschusses für ihre Arbeit und die Auswahl der zwei Kandidierenden für Junges Nachfolge, und rief die Ratsmitglieder dringend auf, weiterhin zusammenzuarbeiten, um „es uns zu ermöglichen, Botschafterinnen und Botschafter radikaler Hoffnung in unserer Welt zu werden“.

Von LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Andrea Hellfritz, Redaktion: LWB/A.Weyermüller