LWB-Generalsekretär: "Jetzt nicht stehenbleiben!"

LWB-Generalsekretär Martin Junge hält eine Kanzelrede während des theologischen Symposiums in Augsburg. Foto: Universität Augsburg

Ein neues Kapital in der ökumenischen Beziehungen des LWB

Augsburg, Deutschland/Genf (LWI) – „Jetzt bloß nicht stehenbleiben!“, war die Botschaft des Generalsekretärs des Lutherischen Weltbundes (LWB) Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge anlässlich eines wissenschaftlichen Symposiums zum 500. Jahrestag der Disputation Luthers mit Cajetan in Augsburg 1518.

Im ökumenischen Dialog sei in den vergangenen Jahren viel erreicht worden, so Junge. Die katholisch-lutherischen Beziehungen seien nicht geprägt von den Konflikten der Vergangenheit, sondern: „Ein Wendepunkt ist erreicht worden: Bewegung ist hineingekommen. Darum gibt es auch Grund zur Hoffnung, und es soll diese Hoffnung sein, von der unser weiterer Dialog getragen und geprägt sein soll. Jetzt bloß nicht stehenbleiben!“

Ein für Anfang 2019 anberaumtes Gespräch zwischen den fünf Kirchengemeinschaften, die die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet haben, erfüllt Junge mit großen Hoffnungen, denn es biete „gewaltige Potentiale“. Denn: „hier ist der Ausgangspunkt unseres Gesprächs ein soteriologischer, also ein zutiefst existentieller, der aus der Perspektive von Gottes Heilswirken heraus über Einheit nachdenken will.“ Die Leitfrage des Gesprächs laute: „Welche ekklesialen Implikationen könnten von dem Tatbestand abgeleitet werden, dass sich fünf christliche Weltgemeinschaften in der Frage einig sind, wie uns Heil als Gabe Gottes widerfährt?“

Junge brachte die Hoffnung zum Ausdruck, „dass wir in unserem weiteren Dialog sogar noch stärker als bislang von dem Anliegen getrieben sein werden, nach Wegen zu suchen, die es Menschen ermöglichen werden, gemeinsam die heilsame Gegenwart Christi in Brot und Wein zu empfangen.“ Und weiter: „‘Jesus heilt: die Einheit wächst‘. Eine tolle Überschrift für die nächsten Jahre intensiver theologischer Arbeit, die uns bevorstehen! Ich schlage vor, dass wir uns diese Überschrift aneignen und beherzigen.“

Ökumenische Dialoge mit seelsorgerlichem Grund

Junge rief im ökumenischen Dialog auf zu einer Herangehensweise, die „in einer vermutlich viel stärkeren Weise als bislang von dem seelsorgerlichen Auftrag der Kirche geleitet wird. Einheit ist kein Selbstzweck, weil Kirche kein Selbstzweck ist. Sowohl Kirche, und damit auch ihre Einheit, haben ihren allgemeinen Bezugsrahmen in Gottes heilender und lebensstiftenden Zuwendung zur Welt, wie sie sich in Jesus Christus offenbart.“

Der Ansatz dieses durch den seelsorgerlichen Auftrag der Kirche geprägten Dialogstils (pastoral ecumenism) sei in die von Papst Franziskus und dem damaligen Präsidenten des Lutherischen Weltbunds, Bischof Munib Younan unterzeichneten Gemeinsamen Erklärung während des Gottesdienstes in Lund aufgenommen worden, so Junge. Dafür sei er dankbar. „Wir wollen uns also auf ein weiteres theologisches, ökumenisches Gespräch einlassen, in dem wir uns sowohl unserer jeweils eigenen theologischen Identität, als auch des seelsorgerlichen Auftrags annehmen wollen, der sich aus der Begegnung mit den getauften Menschen ergibt.“

Junge bekräftigte: „Der Lutherische Weltbund ist bereit, sich auf ein neues, spannendes Kapitel in der ökumenischen Arbeit nicht nur einzulassen, sondern dabei aktiv mitzuwirken. Möge dabei die Suche nach der bereits geschenkten Einheit die Botschaft von dem uns durch Christus geschenktem Heil neu erstrahlen in einer Zeit mit so viel Unheil. Denn darum geht es ja letztlich: dass Gott allein die Ehre gegeben wird.“

 

Die Veranstaltung „Dialogstile - Öffentliches Symposium zum 500. Jahrestag der Disputation Luthers mit Cajetan in Augsburg“ wurde am 12. und 13. Oktober von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg ausgerichtet.