LWB-Generalsekretär Junge und Kardinal Koch zum Kirchenverständnis

Generalsekretär Junge und Kardinal Koch bei der Vorstellung des Dialogdokumentes während der LWB-Ratstagung 2013 in Genf. Foto: LWB/S. Gallay

Beiträge zu deutschem Internetprojekt „2017 gemeinsam unterwegs“

Rom/Genf, 07. Juli 2014 (LWI) „Wann erkennt die Katholische Kirche die Evangelische Kirche als Kirche an?“ Diese Frage behandeln der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfarrer Martin Junge, und der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kurt Kardinal Koch, in zwei Diskussionsbeiträgen für das ökumenische Internetprojekt „2017 gemeinsam unterwegs“. Grundlage der Frage sind die gemeinsamen Aussagen zum Amtsverständnis in dem aktuellen lutherisch-katholischen Dialogdokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“. Trotz unterschiedlicher Auffassungen seien hoffnungsvolle Perspektiven für eine Annäherung sichtbar. Beide Seiten wollen das Thema in ihrem ökumenischen Dialog in den nächsten Jahren weiter bearbeiten.

„Fünfzig Jahre des ökumenischen Dialogs […] zeigen, dass evangelische und katholische Christen mehr verbindet als sie trennt“, eröffnet Kardinal Koch seinen Beitrag. „Die Katholische Kirche erkennt deshalb die Evangelische Kirche so an, wie sie sich selbst versteht“, fährt er fort. Allerdings verstünde sich die Evangelische Kirche laut Koch anders als die Katholische Kirche. Darüber müsse man weiter im Gespräch bleiben: „Da man kennen muss, was man anerkennen will, setzt die Anerkennung der Evangelischen Kirche als Kirche diese weitere Klärung des Kirchenverständnisses voraus“, so Koch.

Generalsekretär Junge unterstreicht in seinem Statement hingegen, dass sich evangelische Kirchen als Kirchen im vollen Sinne verstünden und nicht auf Anerkennung von außen angewiesen seien. Durch die Annäherung in den ökumenischen Dialogen mit der Katholischen Kirche und des vertieften Miteinanders sei aber „die Anerkennung als Kirche ein folgerichtiger und nötiger Schritt“. Auch Junge sprach sich für einen fortgesetzten Dialog zwischen LWB und Vatikan zu diesem Thema aus. Notwendige „Meilensteine“ in der Verständigung seien sowohl auf theologischer als auch auf praktischer Ebene bereits erreicht, wie Junge betont.

Die Internetseite www.2017gemeinsam.de, auf der die vollständigen Statements veröffentlichet sind, ist ein ökumenisches Projekt zum Dialogdokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“. Im April 2014 hatten LWB und Päpstlicher Einheitsrat die Mitgliedskirchen des LWB und die Diözesen der Katholischen Kirche gemeinsam aufgerufen, das Dokument in ökumenischer Gemeinschaft zu studieren. Daraufhin haben in Deutschland das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes und das Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik diese offene Diskussionsplattform entwickelt.

Auf der Internetseite entsteht eine kommentierte Fassung des Dialogdokuments. In Kommentaren können BesucherInnen Rückmeldungen zu den Dialogergebnissen zwischen der römisch-katholischen und lutherischen Kirche geben. Wöchentlich bietet eine „Frage der Woche“ eine Zuspitzung der Themen des lutherisch-katholischen Dialogs. Sie wird jeweils von zwei Personen aus dem öffentlichen Leben beantwortet. Alle Nutzer sind zum Mitdiskutieren eingeladen. Generalsekretär Junge und Kardinal Koch beantworten die zwölfte „Frage der Woche“. Die Webseite ist bis zum 21. November 2014 online. Danach sollen die Ergebnisse an den LWB und den Päpstlichen Einheitsrat überreicht werden.