Lutherisches Treffen bei ÖRK-Vollversammlung

Teilnehmende des lutherischen Treffens auf der 11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe, Deutschland. Foto: LWB/A. Danielsson

Volles Haus bei Austausch zu Freuden, Herausforderungen und der Mission in verschiedenen Kontexten

KARLSRUHE, Deutschland/GENF (LWI) – „Einer von acht Menschen, denen man auf der Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) begegnet, ist höchstwahrscheinlich lutherisch.” Das sagte die Generalsekretärin des Lutherischen Weltbunds (LWB) Anne Burghardt bei der Eröffnung einer konfessionellen Sitzung der lutherischer Vertreterinnen und Vertreter auf der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe.

Lutheranerinnen und Lutheraner aus der ganzen Welt kamen zu dieser Sitzung zusammen, um sich über ihre Freuden, Sorgen und Hoffnungen auszutauschen und sich aus dem Blickwinkel der lutherischen Kirchen und der lutherischen Theologie Gedanken über das Thema der ÖRK-Vollversammlung zu machen.

„Die überwiegende Mehrheit der Menschen lutherischen Glaubens weltweit ist unter dem Dach des LWB vereinigt. Zudem sind viele unserer Mitgliedskirchen auf dieser Vollversammlung vertreten. Der heutige Abend gibt uns Gelegenheit, einander zuzuhören und voneinander zu lernen“, so Burghardt in ihrer Rede vor einem vollen Haus. Über 500 Delegierte, Teilnehmende, Gäste und Mitarbeitende aus lutherischen Kirchen befinden sich auf der ÖRK-Vollversammlung. Burghardt moderierte und leitete die konfessionelle Sitzung zusammen mit Dinesh Suna, dem Koordinator für das Ökumenische Wassernetzwerk des ÖRK.

Gleich zu Beginn ihrer Rede benannte die LWB-Generalsekretärin die drei globalen Herausforderungen, die Auswirkungen haben auf das Leben und die Arbeit der Kirchen sowie auf den Kontext, in dem sie ihr Zeugnis ablegen. Erstens sei da die COVID-19-Pandemie, die nicht nur immenses Leid verursachte, sondern auch für viele Kirchen eine neue Ära des Online-Engagements einläutete. Zweitens gäbe es eine Zunahme an autoritären und populistischen Regierungssystemen, von Fundamentalismus und Nationalismus, und drittens erfordere die Klimakrise und eine immer drängender werdende Notlage den Einsatz für Klimagerechtigkeit.

„Obwohl es viele Herausforderungen gibt“, so Burghardt, „sehen wir in unseren Kirchen überall auf der Welt auch viel guten Willen und die Bereitschaft, unseren Nächsten zu dienen. Für uns ist das ein Grund zur Hoffnung.“

Die unverzichtbare Rolle von Kirchen und Religionen

Kirchenleitende aus allen Regionen des LWB sprachen über Erkenntnisse aus ihren jeweiligen Kontexten. Viele Kirchen reagieren aktiv auf Konflikte vor Ort und unterstützen Menschen in Not. Sie engagieren sich auch in der Diakonie und der Fürsprache für Frieden und Versöhnung. Bei der Diskussion über den Krieg in der Ukraine und kriegerische Auseinandersetzungen in anderen Ländern wiesen Teilnehmende darauf hin, dass ersterer zwar in einem einzigen Gebiet stattfindet, aber Auswirkungen auf die gesamte Welt habe.

Viele Kirchen legen ihr Zeugnis als Minderheiten in ihrem Kontext ab. In etlichen Ländern muss fortwährend Advocacy-Arbeit für die Religions- und Weltanschauungsfreiheit geleistet und an der Festigung bedrohter Demokratien gearbeitet werden.

Theologieausbildung und religiöse Bildung wurden als zentrale Anliegen vieler Kirchen genannt. Erörtert wurde auch, dass die wichtige Rolle, die Kirchen und Religionen in der Gesellschaft spielen, in einigen Regionen zunehmend Anerkennung findet.

Teilhabe und Zugehörigkeit

Große Zustimmung fand die volle Teilhabe von Frauen am ordinierten Amt, einem Ziel, auf das die LWB-Mitgliedskirchen seit 1984 entschlossen hinarbeiten. Die Teilnehmenden sprachen auch über die Rolle der Jugend in den Kirchen und riefen dazu auf, dass junge Menschen auf den höchsten Ebenen der ökumenischen Bewegung vertreten sein sollten.

Auch bekräftigten die Kirchenleitenden den Wert der Zugehörigkeit zum LWB als einer weltweiten Gemeinschaft von Kirchen – „man ist Teil einer Familie von Lutheranerinnen und Lutheranern“.

Sie betonten, wie wichtig es sei, die Verbindungen zwischen weltweiten Organisationen wie dem ÖRK und dem LWB und ihren Mitgliedskirchen zu stärken. Diese Arbeit an der Basis könne es ermöglichen, Kirchenmitglieder für wichtige Zwecke zu mobilisieren, beispielsweise sich mit dem Klimawandel zu befassen.

Beim Thema der ÖRK-Vollversammlung „steht Christus im Mittelpunkt“, sagte Generalsekretärin Burghardt abschließend. „Es spricht deutlich an, was wir als die Mission der Kirche in der Welt betrachten“, nämlich, dass „Christus uns auffordert, in Liebe Zeugnis abzulegen und an der Versöhnung zu arbeiten.“ Sie forderte die Teilnehmenden auf, der im September nächsten Jahres anstehenden LWB-Vollversammlung im polnischen Krakau zu verfolgen und daran teilzunehmen. „So wie bei der ÖRK-Vollversammlung die Einheit im Mittelpunkt steht, haben auch wir die Einheit im Fokus, wenn wir uns unter dem Thema ‚Ein Leib, ein Geist, eine Hoffnung‘ in Krakau versammeln.“

Von LWB/A. Danielsson. Deutsche Übersetzung: Tonello-Netzwerk, Redaktion LWB/A. Weyermüller