Lutherisch-mennonitischer Dialog: Annäherung im Blick auf Friedensfragen, zukünftige Zusammenarbeit

Im Rahmen des Versöhnungsakts bei der LWB-Vollversammlung 2010 überreichte die Mennonitische Weltkonferenz einen Holzeimer, wie er in ihrer Tradition für die Fusswaschung verwendet wird, als Symbol für ihre Entschlossenheit, den Prozess der Heilung von Erinnerungen fortzusetzen. Foto: LWB/Erick Coll

LWB-Arbeitsgruppe zur Aussöhnung mit den MennonitInnen legt LWB-Rat 2015 Bericht vor

(LWI) – Die Versöhnung zwischen LutheranerInnen und MennonitInnen, die im Rahmen der Elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) initiiert wurde, hat eine Annäherung beider Traditionen gebracht, was Friedensfragen und eine zukünftige Zusammenarbeit angeht, berichtete der Vorsitzende der Arbeitsgruppe des LWB zur Aussöhnung mit den MennonitInnen, OKR Michael Martin.

Bei ihrer dritten Tagung, die vom 28. bis 31. Juli in Utrecht stattfand, befasste sich die Arbeitsgruppe, die Teil eines fortlaufenden Prozesses unter Beteiligung des LWB und der Mennonitischen Weltkonferenz (MWK) ist, mit der Bedeutung der im 16. Jahrhundert entstandenen lutherischen Bekenntnisschriften für das 21. Jahrhundert. Besonders in den Blick rückten dabei jene Texte, die sich feindlich gegenüber den TäuferInnen äussern, die von der mennonitischen Tradition als VorläuferInnen betrachtet werden.

„Sowohl der zukünftige Umgang der lutherischen Seite mit ihrer Bekenntnistradition als auch mögliche Anreize zur mennonitisch-lutherischen Zusammenarbeit vor Ort und innerhalb verschiedener Regionen weltweit waren zentrale Themen unserer Diskussion“, erläuterte Martin. „Besonders wichtig war, dass in der lutherischen Arbeitsgruppe Prof. Dr. John Roth Goshen als mennonitisches Mitglied mitwirkte. So ist sichergestellt, dass die auf lutherischer wie mennonitischer Seite fortlaufende Arbeit auf dem gemeinsamen Weg zur Versöhnung untrennbar verknüpft wird.“

Ein Bericht über die Treffen zwischen LWB und MWK soll dem LWB-Rat 2015 vorgelegt werden. Beabsichtigt ist, die Ergebnisse in das Gedenken anlässlich des 500. Reformationsjubiläums 2017 einfliessen zu lassen. Dabei geht es insbesondere um das Prinzip der ökumenischen Verantwortlichkeit und die Zugehörigkeit zu einem breiteren, weitere weltweiten christlichen Gemeinschaften einbindenden Prozess der „Heilung von Erinnerungen“.

Mit der „Beschlussfassung zum Erbe der lutherischen Verfolgung von Täuferinnen und Täufern“ der LWB-Vollversammlung 2010 hatte der LWB um Vergebung gebeten für die Verfolgung der TäuferInnen durch LutheranerInnen im 16. Jahrhundert, für die Tatsache, dass diese Vorfälle bis in die Gegenwart ignoriert wurde, sowie für unangemessene und verletzende Darstellungen der täuferischen Seite durch lutherische AutorInnen. Die Vollversammlung betete für eine Heilung der Erinnerungen sowie für die Versöhnung der lutherischen und mennonitischen Schwestern und Brüder. Aufgabe der Arbeitsgruppe ist es, Möglichkeiten zu untersuchen, wie das in dieser Beschlussfassung enthaltene Potenzial für die lokale, regionale und globale Ebene und insbesondere im Blick auf das Reformationsjubiläum erschlossen werden kann.

Die Arbeitsgruppe hat unterstrichen, dass die Versöhnung mit den MennonitInnen ein fortdauernder Prozess ist. Sie will sich mit der Frage befassen, wie dies in der Ausbildung von PfarrerInnen fruchtbar gemacht werden kann und wie anlässlich des Jubiläums 2017 an der Basis konkrete Versöhnungsrituale vollzogen werden könnten.