Liberia: Hilfe zur Heilung, auch in schweren Zeiten

Ein kleiner Junge wird im Ganta United Methodist Hospital in Liberia behandelt. Fotos: LWB/Albin Hillert

Waking the Giant-Initiative stärkt Dienst der Kirchen im Land

MONROVIA, Liberia/GENF (LWI) – Es ist Anfang November, und der Kirchenrat von Liberia hat soeben eine globale Konferenz über die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) ausgerichtet, um damit Kirchenprojekte zur Unterstützung der UN-Agenda 2030 zu stärken.

Neben den Vereinigten Staaten, Kolumbien und Tansania ist Liberia eines der vier Schwerpunktländer der Waking the Giant- Initiative des Lutherischen Weltbundes (LWB), deren Aufgabe die Koordinierung, Bestandsaufnahme und Stärkung des Engagements der Kirchen für die SDGs weltweit ist.

„An der Gesundheitsversorgung haben die Kirchen in Liberia einen Anteil von fast 60 Prozent, und im Bildungsbereich sind es sogar mehr als das. Jeden Tag gehen Kinder zur Schule, jeden Tag leisten Krankenhäuser ihre Arbeit – das bedeutet ganz einfach, dass an den Kirchen kein Weg vorbei geht, wenn wir über die Agenda 2030 reden“, sagt Pfr. St John York, nationaler Koordinator für Waking the Giant in Liberia.

Ein Land in einem unsicheren Frieden und mit vielen Problemen

 

Der Turm der lutherischen St. Peter-Kirche in Monrovia. Diese Kirche erlangte traurige Berühmtheit durch das Massaker von Singkor im Jahre 1990, als während des Ersten Liberianischen Bürgerkrieges 600 Menschen von Soldaten in dem Gotteshaus ermordet wurden.

Der Kirchenrat von Liberia (LCC) ist für die Umsetzung der Waking the Giant-Initiative in Liberia zuständig. Damit findet diese Initiative in einem Land statt, in dem der  letzte Bürgerkrieg noch keine zwei Jahrzehnte her ist, und in dem es außerhalb der Stadt Kataka, nicht weit von Monrovia entfernt, einen Landstrich gibt, der örtlich immer noch als „Pufferzone“ beschrieben wird und in dem sich Menschen, die während des Bürgerkriegs auf unterschiedlichen Seiten standen, trafen und Handel trieben.

Gleichzeitig steht die Wirtschaft des Landes nach vor großen Herausforderungen. Schätzungen zufolge lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der offiziellen nationalen Armutsgrenze.

 

Ein Patient des Ganta United Methodist Hospitals bereitet eine Mahlzeit zu. Das Krankenhaus bietet allen Patienten und Patientinnen die Möglichkeit, während ihres Aufenthalts für sich selbst zu kochen.

George T. Sannah Jr., Vorsitzender des LCC-Jugendreferats, erläutert, warum junge Menschen für die Umsetzung der SDGs im Liberia so wichtig sind: „In Liberia mobilisiert der LCC die Jugend für das Thema Waking the Giant durch praktische Ausbildungen, Aufklärung und auch mehr Selbstbestimmung für junge Frauen.“

„Da es bei einem der Entwicklungsziele um Geschlechtergleichstellung geht, hielten wir es für sinnvoll, dass sich junge Frauen auf der Ebene des LCC stärker engagieren. Wie wir wissen, sind in unserer Kirche fast alle Führungspositionen von Männern besetzt. Wir wollen Frauen zu der Erkenntnis verhelfen, dass sie ebenfalls die Gaben und das Talent dafür haben. Was ein Mann kann, kann eine Frau ebenso“, fährt er fort.

 

Eine Krankenschwester in Ganta United Methodist Hospital informiert sich über die SDGs.

„Aber als junge Erwachsene haben wir auch den Anspruch, eigenverantwortlich daran mitzuwirken. Wenn wir uns die SDGs anschauen und sagen, dass wir sie bis 2030 erreicht haben wollen, müssen wir uns die Frage stellen, wer diese Ziele eigentlich umsetzen soll. Die Antwort lautet – die jungen Leute“, erklärt Sannah.  

Gesundheitsversorgung steht im Mittelpunkt kirchlicher Dienste in Liberia

 

Loretta Lyawonse, Krankenschwester im Ganta Hospital, kümmert sich um eine frisch operierte junge Patientin.

Der soziale Dienst der Kirche in Liberia hat eine lange Tradition, und die Christian Health Association of Liberia (CHAL) hat hier inzwischen eine führende Rolle übernommen und leitet die Gesundheitsabteilung des LCC und die Durchführung der Waking the Giant-Initiative für SDG 3 – ein gesundes Leben für alle Menschen – in Liberia.

Nelson N. Diakpo II arbeitet als Bezirksbeauftragter der CHAL in der Verwaltungsregion Nimba, in der das Ganta United Methodist Hospital Zehntausende von Patienten und Patientinnen im Jahr versorgt. Das Krankenhaus ist ebenfalls Gründungsmitglied der CHAL.

Zu Veranschaulichung der vom LCC geleisteten Gesundheitsversorgung beschreibt Diakpo eine Vielfalt von Initiativen, damit Menschen überall im Land Zugang zu angemessenen medizinischen Leistungen haben.

 

Nelson N. Diakpo II arbeitet als Bezirksbeauftragter der CHAL in Liberia.

„Zum einen beteiligen wir uns als CHAL am Aufbau von Kapazitäten und sorgen so dafür, dass wir qualifiziertes Personal vor Ort haben“, erklärt Diakpo.

„Wir vermitteln Kenntnisse in psychologischer Betreuung und zur Verbesserung der Mutter-Kind-Gesundheit, denn wir haben festgestellt, dass die Müttersterblichkeit in Liberia gestiegen ist. Um diese Situation zu verbessern, arbeiten wir mit Mitgliedsinstitutionen zusammen. Diese Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau bieten wir auch Mitgliedern der Gemeinschaft an“, fügt Diakpo hinzu.

„Wir betrachten es als einen von Jesus erteilten Auftrag, die Menschen in jeder uns möglichen Weise zu heilen, auch in schwierigen Zeiten“ fügt Pfr. Victor Padmore hinzu, der als Verwalter im Phebe Hospital im benachbarten Verwaltungsbezirk Bong tätig ist.

 

Ein Kind, das im 7. Monat der Schwangerschaft geboren wurde, wird im Phebe Hospital in Liberia umsorgt.

Das Phebe-Hospital wird als Überweisungskrankenhaus vom Personal der Lutherischen Kirche in Liberia verwaltet, dort werden nicht nur Ebola-Erkrankte eingeliefert, sondern auch Menschen mit anderen tropischen Krankheiten, die das Leben in den benachbarten Gemeinschaften bedrohen.

„Wir leben und arbeiten inmitten einer Gruppe Menschen, die erkranken werden, und es liegt in unserer Verantwortung zu überlegen, wie wir ihnen durch unseren heilenden Dienst helfen können, so wie Jesus es damals getan hat“, sagt Padmore.

 

Sarah T. Kollie misst bei allen Neuankömmlingen in der Notaufnahme des Phebe Hospitals Fieber, um die Ausbreitung tropischer Krankheiten wie Ebola zu verhindern.

Es geht aber noch mehr darum, so berichtet Padmore weiter, „dass einige von ihnen nicht wissen, wo sie hinsollen, wen sie fragen sollen, wie sie klarkommen sollen, und deshalb muss es jemanden geben, der für sie spricht. Deshalb finde ich es so gut, dass sich die Kirche an einer solchen Initiative beteiligt“, so berichtet er weiter.

Pfr. York sagt abschließend, dass die Menschen „mit der Agenda 2030 erkennen müssen, dass die Kirche ein Partner ist und ein Wort mitzureden hat, wenn es um Aktionen der UN geht. Es ist nicht so, dass die Kirche auf der einen und die UN und die Regierung auf der anderen Seite stehen.“

 

Rachel Zackpah vom Ganta Hospital hält ihr zwei Tage altes Kind im Arm.

„Was die Waking the Giant-Initiative von der Basis bis zur höchsten Hierarchieebene der Kirche bewirkt, ist die Einbindung aller Beteiligten, so dass sich alle zugehörig fühlen, alle an Bord sind und niemand zurückgelassen wird“, sagt York.