Lateinamerikanerinnen werden für theologische Forschung ausgezeichnet

Empfängerinnen der Ehrendoktorwürde der Faculdades EST: (v.l.) Dr. Maricel Mena-López, Dr. Nancy Cardoso, Pfarrerin Dr. Lori Altmann, Pfarrerin Dr. Mercedes Garcia Bachmann und Dr. Wanda Deifelt. Fotos: Privat

Brasiliens Faculdades EST verleiht Ehrentitel an fünf Theologinnen unterschiedlicher Konfessionen

SÃO LEOPOLDO, Brasilien/GENF (LWI) – Fünf angesehene lateinamerikanische Theologinnen aus unterschiedlichen christlichen Traditionen wurden mit einem Ehrentitel der Faculdades EST ausgezeichnet, einem der führenden brasilianischen Zentren für Lehre und Forschung. Die Verleihungsfeier am 26. August fiel auf den 75. Jahrestag der Gründung des Instituts durch die  Evangelische Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB) und das dreissigjährige Bestehen des dortigen Lehrstuhls für feministische Theologie.

Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Martin Junge, übersendet der Gruppe seine Glückwünsche und bedankt sich bei den fünf Theologinnen für ihre Arbeit und für den Beitrag, den dieser Lehrstuhl für feministische Theologie während der vergangenen drei Jahrzehnte auf nationaler und globaler Ebene geleistet hat. 

Die Theologinnen, die diese Auszeichnung erhalten haben, sind die brasilianische Lutheranerin Pfarrerin Dr. Lori Altmann, die kolumbianische Katholikin Dr. Maricel Mena-López, die argentinische lutherische Pfarrerin Dr. Mercedes Garcia Bachmann, die brasilianische Methodistin Dr. Nancy Cardoso und die brasilianische Lutheranerin Dr. Wanda Deifelt. Die als Online-Veranstaltung organisierte Feier findet während des VII. Lateinamerikanischen Kongresses über Geschlecht und Religion statt, an dem Theologinnen und Theologen, soziale Bewegungen, Basisorganisationen, Glaubensgemeinschaften und Aktivistinnen und Aktivisten aus der Region und angrenzenden Ländern teilnehmen, um über das Thema „Mut, Kreativität und Hoffnung“ zu diskutieren. 

Schlüssel für Gendergerechtigkeit

Der Lehrstuhl für feministische Theologie wurde 1991 an dem Institut eingerichtet und war eine Antwort auf die zunehmenden Forderungen von Frauen, die in den 1950er Jahren ihre Studien an der Faculdades EST aufgenommen hatten. Es war das erste Zentrum in Lateinamerika, das sich auf feministische Theologie spezialisiert hat, und ist bis heute eine der wenigen Bildungseinrichtungen in der Region, die diesen speziellen Studiengang anbieten.

„Der Lehrstuhl für feministische Theologie war und ist ein fundamentaler Baustein für die kirchliche seelsorgerische Ausbildung und für die Forschung im Fachbereich Theologie als Instrument für die Herstellung von Gendergerechtigkeit“, sagte Marcia Blasi, LWB-Programmbeauftragte für Gendergerechtigkeit und Frauenförderung. „Die Anerkennung dieser Erfolgsgeschichte durch die Verleihung dieses Ehrentitels ist ein weiterer Meilenstein auf diesem Weg“, fügte sie hinzu. 

Die Empfängerinnen dieser Auszeichnung haben im Bereich der feministischen Theologie Pionierarbeit geleistet und damit bewiesen, wie wichtig Genderstudien innerhalb des umfassenderen Kontextes miteinander verbundener Themen in der Kirche und der Gesellschaft sind. Altmann hat sich auf die Arbeit mit indigenen brasilianischen Gemeinschaften spezialisiert und wurde 1990 als Pastorin der IELCB ordiniert. Mena-López war die erste, die eine afrikanisch-karibische feministische schwarze Theologie formuliert hat, und lehrt zurzeit an der St. Thomas University in Bogotá. 

Garcia Bachmann ist Expertin für die Ausbildung von Laien und Ordinierten für Führungsfunktionen und ist in ökumenischen Kreisen für ihre Arbeit mit unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften in Lateinamerika bekannt. Deifelt war die erste Professorin des Instituts für feministische Theologie und war als theologische Beraterin des LWB und des Ökumenischen Rates der Kirchen tätig. Cardoso hat mit indigenen Gemeinschaften zusammengearbeitet, um eine feministische Agro-Öko-Theologie zu entwickeln, und hat zurzeit einen Lehrauftrag an der Methodist University of Angola.

Von LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller