Kirchen stellen sich dem Problem des Populismus

Mitarbeitende der Hungarian Interchurch Aid, einem Mitglied der ACTAlliance, kümmern sich um neu angekommene Flüchtlinge an der Grenze zwischen Ungarn und Kroatien. Hunderttausende durchquerten Ungarn in 2015, um von Syrien, Irak und anderen Ländern nach Westeuropa zu gelangen. Foto: Paul Jeffrey/ACT

Berlin: Internationale Konferenz setzt sich für den Dialog zwischen den Kulturen ein

Berlin (Deutschland)/Genf (LWI) – Eine internationale Konferenz, an der Fachleute aus Theologie und Politologie sowie Kirchenleitende aus 25 Ländern beteiligt sind, wird sich in der kommenden Woche mit dem Thema Kirche und Populismus auseinandersetzen.

„Nationalistisch ausgerichtete populistische Bewegungen sind inzwischen zu einflussreichen politischen Akteurinnen geworden, die den öffentlichen Raum spalten. Ein solcher populistischer Diskurs und eine dem entsprechende Politik führen zu Ausschluss und Ausgrenzung. Gegen von Hass und Angst bestimmte politische Strategien müssen sich die Kirchen aktiv engagieren und dafür eintreten, dass die Würde aller Menschen geachtet wird und die Vielfalt in der Gesellschaft Akzeptanz findet“, erklärt Pfarrerin Dr. Simone Sinn, Studienleiterin für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen in der Abteilung für Theologie und öffentliches Zeugnis des Lutherischen Weltbundes (LWB). „Als Christinnen und Christen können wir ein Forum bieten für den Dialog zwischen verschiedenen Kulturen und sozialen Verortungen.“

Die Konferenz findet vom 2. bis 4. Mai in Berlin (Deutschland) unter dem Titel „Churches as Agents for Justice and against Populism – Public Theology in Global Intercontextual Dialogue“ (Kirchen als Akteurinnen für Gerechtigkeit und gegen Populismus – öffentliche Theologie im weltweiten interkontextuellen Dialog) statt. Ausgerichtet wird sie vom LWB, der Evangelischen Akademie zu Berlin, Brot für die Welt und der Schwedischen Kirche.

„Die Konferenz will die Mechanismen ausgrenzender populistischer Bewegungen analysieren und theologische Perspektiven zur Rolle der Kirche im öffentlichen Raum diskutieren. Durch den Austausch zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kirchen weltweit wollen wir das Engagement gegen Fremdenhass und Rassismus, insbesondere gegenüber Geflüchteten und Migranten, stärken und partizipatorische Prozesse in Kirche und Gesellschaft fördern“, erläutert Sinn hierzu.

Livestream: „Kirche in Zeiten des Populismus“

Im Rahmen der Konferenz findet am Mittwoch, 2. Mai, von 18:00 bis 20:00 Uhr ein öffentliches Abendforum statt, das auf der Facebook-Seite des LWB per Livestream übertragen wird. Antje Jackelén, Erzbischöfin der Schwedischen Kirche und Vizepräsidentin der LWB-Region Nordische Länder, sowie Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Rates der EKD und Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, werden zum Thema „Kirche in Zeiten des Populismus“ Position beziehen und dann mit dem Publikum ins Gespräch kommen.

„Polarisierung, Populismus, Protektionismus und post-truth haben zurzeit spürbaren Einfluss in unseren Ländern“, stellt Jackelén fest. „Wir müssen uns diesen vier ‚P‘ entgegenstellen. Das heißt aber auch, dass wir uns dem Schmerz unserer eigenen Wunden stellen müssen und dass wir uns dem Schmerz der Wunden der anderen stellen müssen.“

Studienprozess „Die Kirche im öffentlichen Raum“ wird aufgegriffen

Antje Jackelén und Simone Sinn gehörten beide der Studiengruppe an, die das 2016 vom LWB vorgelegte Dokument „Die Kirche im öffentlichen Raum“ erarbeitet hat. Die Berliner Konferenz greift nun die in diesem Studienprozess gewonnenen Erkenntnisse auf.

In einem seiner Kapitel formuliert das Studiendokument „Das ABC des Engagements der Kirche im öffentlichen Raum“, das die folgenden Punkte umfasst: „Partizipatorische Mitwirkung im öffentlichen Raum ermöglichen“, „Vertrauensvolle Beziehungen aufbauen“, „Gegen Ungerechtigkeit vorgehen“, „Zeichen der Hoffnung entdecken“ und „Menschen in Not unterstützen und stärken“. Nochmals unterstrichen hat diese fünf Schlüsselbereiche eine vom LWB-Rat bei seiner Tagung in Wittenberg 2016 verabschiedete öffentliche Erklärung.