Keine Statusunterschiede bei der Zusammenarbeit der Generationen

Mami Brunah Aro Sandaniaina (Madagassische Lutherische Kirche) stellt den Ratsmitgliedern die Frage, wie ihre Kirchen junge Menschen einbinden, die an LWB-Jugendprogrammen teilgenommen haben. Foto: LWB/M. Renaux

LWB-Rat diskutiert Beteiligung junger Generation innerhalb der Kirchengemeinschaft

Genf (LWI) – Wenn der Lutherische Weltbund (LWB) 2017 das 500. Jubiläum der lutherischen Reformation begeht, werden junge Menschen in der „Gemeinschaft der Generationen“ selbstbewusst ihre Rolle spielen, erwartet LWB-Jugendreferentin Caroline Richter.

„Ich denke, sie werden mitreden und sich einbringen, ohne Angst vor Status- oder Kompetenzunterschieden, vielmehr selbstbewusst, mit Achtung voreinander und in vertrauensvollen Beziehungen zueinander“, führte sie aus.

Den Teilnehmenden an der Tagung des LWB-Rates, die vom 11. bis 17. Juni in Medan (Indonesien) stattfand, wurde das Thema „Beteiligung der Jugend“ als alle Arbeitsbereiche betreffende Priorität des LWB vorgestellt.

Im Rahmen einer von jungen Ratsmitgliedern und Beratenden gestalteten Sitzung unter dem Thema „Ein Bild von der Beteiligung der Jugend innerhalb der LWB-Kirchengemeinschaft“, die 1. Korinther 12 zum Ausgangspunkt nahm, machten sich die Teilnehmenden bewusst, dass alle ChristInnen Glieder am Leib Christi sind und dass jedes einzelne unerlässlich ist für ein gutes Funktionieren des Leibes.

Die junge Generation stellte eine 84-seitige Publikation zum Thema vor: „‚Here I am; for you called me.‘ Youth Participation and Leadership in the LWF Member Churches“. Das Dokument fasst die Ergebnisse einer Studie zusammen, die untersucht hat, wie sich in den Mitgliedskirchen des LWB Austausch und wechselseitige Lernerfahrungen zwischen den verschiedenen Generationen gestalten und wie eine relevante Teilhabe der Jugend in der lutherischen Communio gefördert wird. Im Rahmen derselben Sitzung wurde weiterhin ein Handbuch für den Austausch zwischen den Generationen unter dem Titel „Intergenerational Sharing in the LWF Communion“ vorgestellt. Eine Übersetzung von „Here I am“ ins Deutsche ist in Arbeit.

Relevante Teilhabe

Danielle Dokman (Evangelisch-Lutherische Kirche in Suriname), die als Jugendvertreterin dem Rat angehört und Vorsitzende des Unterausschusses für Mission und Entwicklung ist, erklärte, der LWB habe sie gelehrt wie sie ihren Nächsten dienen und ihre Fähigkeiten einsetzen könne, um sowohl regional wie global Führungsverantwortung in der Kirche zu übernehmen.

Ebenfalls im Rahmen derselben Sitzung interviewte ein Jugendratsmitglied LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge, der berichtete, er habe wunderbare Erinnerungen an seinen Einsatz als Steward bei der LWB-Vollversammlung 1990.

Junge würdigte speziell die Mitwirkung junger Führungspersönlichkeiten an LWB-Prozessen, insbesondere am Globalen Netzwerk junger Reformatorinnen und Reformatoren sowie am Engagement für Klimagerechtigkeit im Zusammenhang mit den Verhandlungen der Konferenz der Vertragsparteien des UN-Rahmenübereinkommens über Klimaänderungen und an der Kampagne „Fasten für das Klima“.

Er hoffe, so Junge, dass der LWB auch weiterhin junge Menschen in konkreten Prozessen fördern und ihnen Raum bieten werde, „im Kontakt mit dem LWB zu stehen, gemeinsam zu lernen und ihren Kirchen etwas zurückzugeben.“

Pfr. Dr. Rafael Malpica-Padilla (Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika) äusserte den Wunsch, die lutherischen Kirchen mögen die traditionelle Vorstellung hinter sich lassen, junge Menschen konsumierten die Erfahrungen, die ihnen die Kirche biete, und ihnen stattdessen Möglichkeiten bieten, an der Programmentwicklung mitzuwirken.

Ratsmitglied Bischof em. Dr. Zephania Kameeta (Evangelisch-Lutherische Kirche in der Republik Namibia), der ehemals selbst als Jugendvertreter dem Rat angehörte, sprach sich dafür aus, dass die Kirchen junge Menschen einbinden, die von der internationalen Ebene zurückkehrten, um dem „Verlust der Erfahrungen der jungen Generation“ vorzubeugen. Er sprach sich für die Einbindung dieser jungen Menschen in kirchliche Strukturen aus, damit sie dort ihre Erfahrungen weitergeben könnten, einschliesslich dessen, was sie gelernt hätten und was sie gestärkt habe.

Magnea Sverrisdottir (Evangelisch-Lutherische Kirche Islands) würdigte das Handbuch für den Austausch zwischen den Generationen im LWB, das die Jugendreferentin als Begleitpublikation zu „Here I Am“ vorgelegt hatte, denn es biete kleinen Kirchen neue Ideen zur Integration der verschiedenen Generationen ins kirchliche Leben.

„Die junge Generation ist Teil der Kirche und in meiner Kirche ist es wichtig, daran zu erinnern, dass wir ein grosser Teil der Gemeinschaft sind. Der Gedanke, zusammenzugehören ist wichtig und betrifft das grosse Ganze. Ich danke für dieses gut fundierte Dokument“, erklärte Sverrisdottir.

Optimismus im Engagement für die Teilhabe junger Menschen

Die Ratsmitglieder wurden aufgefordert, das Generationen-Handbuch vor der nächsten Ratstagung 2015 in mindestens einer Strategietagung ihrer Kirche zu verwenden und der jungen Generation Raum zu geben, von ihren Aktivitäten zu berichten und in ihren Kirchen Wirkung zu entfalten.

Die Jugendreferentin zeigte sich optimistisch, dass der LWB die Beteiligung der Jugend als für alle Arbeitsbereiche geltende Priorität beibehalten werde. Sie erwarte, dass, je näher die Gedenkfeiern 2017 rückten, junge Fachleute, die sich in kirchliche Aktivitäten einbrächten, immer mehr ernstgenommen würden.

„Ich stelle mir vor, dass wir eines Tages gar nicht mehr merken, dass wir eine Jugendquote haben, weil es so selbstverständlich sein wird, dass junge Menschen in alle Entscheidungsprozesse eingebunden sind“, fuhr Richter fort.