Junge Menschen knüpfen Netzwerke der Verbundenheit

Die Förderung des Dialogs zwischen den Generationen ist eine der Aktivitäten des Jugendnetzwerks in der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien. Foto: IECLB/Martina Scherer

Junge Erwachsene in LWB-Regionen LAK und Nordamerika diskutieren ihre Rolle in der Kirche

GENF, Schweiz (LWI) – Für Elías Pérez besteht seine Rolle als junger Reformator der Mexikanischen Lutherischen Kirche (ILM) darin, jemand zu sein, der „mit einer Hand in meinem Heimatland etwas aufbaut und die andere Hand meinen Schwestern und Brüdern aus aller Welt reicht, und dann, wenn meine Zeit vorbei ist, andere zum Zuge kommen lässt“.

Pérez war einer von 30 Mitgliedern des Globalen Netzwerks junger Reformatorinnen und Reformatoren des Lutherischen Weltbundes (LWB) aus den zwei LWB-Regionen Lateinamerika und die Karibik sowie Nordamerika, die jüngst online getagt haben, um sich darüber auszutauschen, wie sich ihre jeweiligen Rollen in der Kirche und die globalen Arbeitsschwerpunkte des LWB ihrer Meinung nach zueinander verhalten. Kompass und Orientierungshilfe für das Engagement der jungen Reformatorinnen und Reformatoren sind die drei auf der Vollversammlung 2017 beschlossenen globalen Schlüsselprioritäten – Erneuerung der Kirchen, Gleichheit und Bildung – und die beiden bereichsübergreifenden Themen Klimagerechtigkeit und Jugendpartizipation.

Pérez wurde seine Rolle als junger Reformator besonders deutlich, als die Coronavirus-Pandemie im vergangenen März ihren Anfang nahm. Ungewissheit prägte von diesem Moment an nicht nur seine Planungen für das landesweite Jugendtreffen der ILM, „sondern von einem Sonntag auf den nächsten konnten wir ohne Vorwarnung generell nicht mehr zusammenkommen. Es stellte sich die Frage: ‚Was nun?‘“

„Auf eigene Initiative haben wir jungen uns zum ersten Mal online getroffen und beschlossen, dass wir etwas unternehmen wollen. Wir entwickelten die Idee, insbesondere für Gemeinden, die keinen eigenen Gottesdienst würden feiern können, jeden Sonntag einen Gottesdienst aufzuzeichnen. Unser Kirchenpräsident, Pfr. Roberto Federico Trejo Haager, hat sich sehr darüber gefreut, dass wir jungen Leute helfen wollten.“ In nur zwei Tagen war auch dank der Hilfe und Unterstützung aus dem ganzen Land alles vorbereitet – vom Schnitt des Videos über die Auswahl der Musik bis hin zur Hilfe für den Kirchenpräsidenten beim Halten seiner Predigt.

Pérez ist überzeugt, dass das Engagement der jungen Menschen in der Krise dabei geholfen hat, das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Kirche zu stärken. Er berichtet, dass viele Menschen, die ansonsten nicht immer in die Kirche kommen konnten – insbesondere ältere Menschen –, und auch jene, die sich bisher gegen den Einsatz neuer Technologien gewehrt hatten, heute an den verschiedenen Online-Gottesdiensten teilnehmen würden, „die alle verschiedene Schwerpunkte setzen und unterschiedliche Musik spielen“.

Aber der junge Reformator der ILM weiß, dass es bei der Rolle junger Menschen in der Kirche um mehr geht als die Teilnahme an den regelmäßigen Jugendaktivitäten und die Unterstützung in Krisen wie der COVID-19-Pandemie. Es interessiert ihn, wie andere junge Menschen aus dem weltweiten Netzwerk des LWB sich zum Beispiel für Themen wie Klimawandel und Gendergerechtigkeit engagieren. Mexiko, führt er aus, „ist ein Land, in dem Migrantinnen und Migranten aus anderen Teilen der Region Lateinamerika und die Karibik viel Leid erfahren; meine Aufgabe ist es, mich mit ihren Problemen zu beschäftigen, ein offenes Ohr zu haben und ihnen mit Kleidung und Nahrungsmitteln zu helfen, ohne dabei voreingenommen zu sein“.

Enge Beziehungen

Alejandra Victoria Lopez Ortega von der Nicaraguanischen Lutherischen Kirche „Glaube und Hoffnung“ sieht ihre Rolle als junge Reformatorin darin, „andere junge Menschen zu ermutigen und Beziehungen aufzubauen, die dabei helfen, unseren Glauben zu stärken, wenn wir die Botschaft des Evangeliums befolgen, das Salz der Erde und das Licht der Welt zu sein“. 

Lopez engagiert sich in verschiedenen Aktivitäten ihrer Kirche zur Unterstützung von Menschen, die es sozial oder wirtschaftlich schwer haben, insbesondere Frauen. In der COVID-19-Pandemie hätte genau solches Engagement an Bedeutung gewonnen, weil es für diese Bevölkerungsgruppen noch schwerer als für viele andere sei, die eigenen Grundbedürfnisse zu erfüllen – und in der Pandemie zählten zu diesen Grundbedürfnissen auch elementare Maßnahmen zum Selbstschutz und zum Schutz anderer. Sie hofft, dass das weltweite Netzwerk des LWB ein Ort sein kann, wo gemeinsam Ideen entwickelt werden können, wie die Ausbildung junger Menschen die Kirche in ihrer Mission stärken und zu einem Generationenwechsel beitragen kann.

Dialog zwischen den Generationen

„Ein junger Reformator zu sein, bedeutet für mich, in einem Netzwerk von jungen Menschen, die durch ihre lutherische Identität verbunden sind, diese aber in ganz unterschiedlichen Kontexten und Orten in aller Welt möglicherweise unterschiedlich leben, Einheit zu fördern“, sagt Renato Valenga von der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB). Er ist Mitglied im Nationalen Jugendrat der Kirche – CONAJE –, der viele verschiedene Aktivitäten organisiert, darunter Kampagnen zu den Themen „Junge Menschen und Seniorinnen und Senioren“ sowie „Jugend und Umweltgerechtigkeit“.

Junge Menschen und Seniorinnen und Senioren zu animieren, über Empathie zu diskutieren und darüber, wie wichtig es ist, mit Würde füreinander zu sorgen, habe „zu guten Ergebnissen geführt und die verschiedenen Generationen angeregt, über Einheit, Respekt, Geduld und Liebe nachzudenken“, erläutert er. „Das trägt zu einer ‚Stärkung des Dialogs zwischen den Generationen in unserer Gesellschaft‘ bei.“

Ein Ziel der Kampagne für Umweltgerechtigkeit sei es, sicherzustellen, dass der Schutz und die Bewahrung der Schöpfung für die verschiedenen Generationen, die derzeit in der Kirche vertreten sind, und die Kirche insgesamt ein Arbeitsschwerpunkt bleibe. „Das liegt nicht nur in der Verantwortung der jungen Menschen, sondern ist vielmehr eine Aufgabe für alle Generationen, denn die Schöpfung darf niemals für Geld zu haben sein.“

Reformation sei ein fortdauernder Prozess, fügt Valenga hinzu. „Deshalb müssen wir fortlaufend Führungskräfte ausbilden und uns gegenseitig unterstützen, um Initiativen auf allen Ebenen im Leben der Gemeinschaft zu fördern.“ Auch für Themen wie Rassengerechtigkeit und Gleichberechtigung sei das Engagement junger Menschen seiner Ansicht nach genauso wichtig.

Katariina Kiilunen, Programmreferentin für den Aufbau von Kapazitäten und die Entwicklung von Führungspersonen, sagte mit Blick auf die Diskussionen bei der Online-Tagung, „junge Führungspersonen wollen, dass die Arbeitsschwerpunkte der jungen Menschen integraler Bestandteil der Arbeitsschwerpunkte des LWB als Ganzes sind. Es ist an der Zeit, mit den jungen Menschen zusammenzuarbeiten; ihr Führungswirken sollte nicht auf das Engagement anderer junger Menschen begrenzt sein.“

Von LWB/P. Mumia. Deutsche Übersetzung: Andrea Hellfritz, Redaktion: LWB/A. Weyermüller