Jerusalem: kritische Finanzlage im Auguste-Viktoria-Krankenhaus

Luftbild des Auguste-Victoria-Krankenhauses in Jerusalem. Foto: LWB/M.Renaux

Kritische Finanzsituation wird zum Patientenrisiko

Jerusalem/Genf (LWI) – Der Aufsichtsrat des Auguste-Viktoria-Krankenhauses hat seine extreme Besorgnis über die Krisensituation zum Ausdruck gebracht, die aufgrund der ausbleibenden Zahlungen der palästinensischen Autonomiebehörde für Patientenbehandlungen entstanden ist. In einer öffentlichen Erklärung vom heutigen Tage fordert der Aufsichtsrat „die palästinensische Autonomiebehörde nachdrücklich auf, die Hälfte der ausstehenden Beiträge unverzüglich zu zahlen, damit das Krankenhaus seine qualitativ hochwertige Versorgung für schwer erkrankte Patientinnen und Patienten aufrechterhalten und die Situation stabilisiert werden kann.

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Öffentliche Erklärung des Aufsichtsrates des Auguste-Viktoria-Krankenhauses vom 29. Oktober 2019

(LWI) – Der Aufsichtsrat des Auguste-Viktoria-Krankenhauses hat sich in Jerusalem versammelt, um über die Krisensituation zu sprechen, die aufgrund der ausbleibenden Zahlungen der palästinensischen Autonomiebehörde für Patientenbehandlungen in Höhe von 45 Millionen Euro entstanden ist. Damit ist die Finanzierung des Hospitals nicht mehr nachhaltig sichergestellt. Das Krankenhaus ist nicht mehr in der Lage, Arzneimittel oder Geräte zu kaufen, die für die Behandlung der Patientinnen und Patienten gebraucht werden. Damit steht das Recht von Kindern, Frauen und Männern auf Gesundheitsversorgung auf dem Spiel.

Das Auguste-Viktoria-Hospital übernimmt seit mehr als 70 Jahren die medizinische Behandlung der palästinensischen Bevölkerung im Westjordanland und im Gazastreifen und hat sich auf die Behandlung von Krebserkrankungen spezialisiert. Das Krankenhaus arbeitet nach den anerkannt höchsten Qualitätsstandards und wurde von der internationalen Akkreditierungsstelle Joint Commission International (JCI) zertifiziert.

Das Hospital folgt bei der Behandlung seiner Patientinnen und Patienten höchsten ethischen Standards, kann aber seine Leistungen nur weiter anbieten, wenn die palästinensische Autonomiebehörde rechtzeitig und regelmäßig ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommt.

Der Aufsichtsrat hat deshalb in einer öffentlichen Erklärung seine extremen Sorgen über die aktuelle Situation mitgeteilt und fordert die palästinensische Autonomiebehörde nachdrücklich auf, die Hälfte der ausstehenden Beiträge unverzüglich zu zahlen, damit das Krankenhaus seine qualitativ hochwertige Versorgung für schwer erkrankte Patientinnen und Patienten aufrechterhalten und die Situation stabilisiert werden kann. Falls diese Zahlungen nicht sofort erfolgen, wird dies leider eine weitere Einschränkung der Behandlungsmöglichkeiten für Krebskranke nach sich ziehen, wovon Kinder und Erwachsene gleichermaßen betroffen wären. Es werden außerdem in den kommenden Monaten weitere Diskussionen mit der palästinensischen Autonomiebehörde über die permanent eskalierende Situation erforderlich sein.

Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Martin Junge, erklärte nach Gesprächen mit dem Aufsichtsrat: „Ich fordere die palästinensische Autonomiebehörde nachdrücklich auf, die ausstehenden Zahlungen schnell zu leisten, damit diese lebenswichtige Versorgung für die palästinensische Bevölkerung weiterhin geleistet werden kann. Ich schaue meinem Treffen mit dem Ministerpräsidenten am 10. November in Ramallah mit Zuversicht entgegen.“

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Das Auguste-Viktoria-Krankenhaus ist ein medizinisches Kompetenzzentrum in Ostjerusalem und versorgt fünf Millionen Palästinenser und Palästinenserinnen im Westjordanland und im Gazastreifen. Es bietet spezielle Behandlungsmöglichkeiten, die in anderen Krankenhäusern im Westjordanland und im Gazastreifen so nicht zur Verfügung stehen, darunter Strahlentherapien bei Krebserkrankungen und Hämodialyse für Kinder. Das Auguste-Viktoria-Krankenhaus ist von der Joint Commission International aufgrund seiner außerordentlich hohen Qualitätsstandards akkreditiert worden. Die Patienten und Patientinnen werden von der Palästinensische Autonomiebehörde an das Hospital überwiesen.