Interreligiöses Netzwerk in Indonesien engagiert sich für Religionsfreiheit

Pfarrerin Dr. Simone Sinn, LWB-Studienreferentin für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen, und Pfarrerin Elga Joan Sarapung, die sich in Indonesien für den interreligiösen Dialog stark macht. Foto: LWB/P. Mumia

LWB legt Ergebnisse bei UN-Menschenrechtsprüfung vor

GENF (LWI) – Initiativen junger Menschen, die gegenseitig Kirchen und Moscheen vor Übergriffen durch radikalisierte Gruppen schützen, sollten nicht notwendig sein in einem Land, dessen Verfassung Religionsfreiheit garantiert, findet die indonesische Menschenrechtsaktivistin und Pfarrerin Elga Joan Sarapung.

Die Beziehungen zwischen den Religionen in Indonesien sind instabil. Manche Religionsgemeinschaften sind besonders von der Gewalt radikaler und militanter Gruppen bedroht, wie Sarapung im Ökumenischen Zentrum in Genf erläuterte.

Ihre Darlegungen waren Teil der Vorstellung eines neuen zivilgesellschaftlichen Berichts zur Religions- und Weltanschauungsfreiheit in Indonesien. In Zusammenarbeit mit dem Lutherischen Weltbund (LWB) wird dieser Bericht den Vereinten Nationen im Rahmen der anstehenden sogenannten allgemeinen regelmäßigen Überprüfung der Menschenrechtssituation in Indonesien vorgelegt.

Sarapung leitet das Institute for Interfaith Dialogue in Indonesia (Interfidei) in Yogyakarta. Sie berichtete, Interfidei leiste mit zivilgesellschaftlichen Netzwerken, an denen sich auch Kirchen und Menschenrechtsorganisationen beteiligen, Bewusstseinsbildung zur Religions- und Weltanschauungsfreiheit in dem südostasiatischen Land mit einer Bevölkerung von 237 Millionen Menschen.

Die Menschenrechtsaktivistin erläuterte, problematisch sei unter anderem, dass nur sechs Religionen – Buddhismus, Hinduismus, Islam, Katholizismus, Konfuzianismus und Protestantismus  – staatlich anerkannt seien. Dies diskriminiere Angehörige anderer Glaubensrichtungen, einheimischer religiöser Traditionen sowie auch jene, die keiner Religion angehörten.

„Es ist problematisch, wenn eine Person verpflichtet ist, ihre Religion im Ausweis und in anderen offiziellen Dokumenten wie Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden anzugeben“, führte Sarapung aus.

Mit 87 Prozent der Bevölkerung ist der Islam in Indonesien Mehrheitsreligion. Die Verfassung gibt keiner bestimmten Religion den Vorzug, aber in manchen stark muslimisch geprägten Gebieten gebe es Widersprüche zwischen der säkularen staatlichen Gesetzgebung und der vor Ort angewandten Scharia, so Sarapung weiter.

Gotteshäuser seien häufig Ziele von Übergriffen oder Gemeinden würden aus den von ihnen genutzten Räumlichkeiten vertrieben. Die örtlichen Behörden versäumten es, die Religionsfreiheit der Betroffenen zu schützen.

Mit Vielfalt gut umgehen, Klischees abbauen

Bei seiner Arbeit mit jungen Menschen, Leitungspersonen von Religionen und Lehrkräften konzentriert sich Interfidei darauf, in dieser multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft einen guten Umgang mit Vielfalt zu fördern und Klischeevorstellungen, Vorurteile und Stigmatisierung abzubauen.

Das Institut ermutigt diejenigen, die in den Religionen Verantwortung tragen, ihrer Berufung treu zu bleiben, ein Segen für die Menschheit zu sein. Es wirkt bei staatlichen Stellen wie auch Religionsgemeinschaften darauf hin, dass Lösungen für die gravierendsten Probleme gesucht werden.

Pfarrerin Dr. Simone Sinn, LWB-Studienreferentin für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen, ergänzte, Interfidei sei ein in seiner Form einzigartiges Netzwerk, das vielfältige Basisorganisationen unterstütze.

Das Institut „bietet Verantwortungsträgern und -trägerinnen aus Religion und Politik Raum, voneinander zu lernen. Es leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, in einem von Vielfalt geprägten Kontext Brücken zu schlagen und die Religion zu einer positiven Kraft in der Gesellschaft zu machen“, schloss Sinn.