„Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht...“

Pfr. Dr. Fidon Mwombeki, Direktor der Abteilung des LWB für Mission und Entwicklung, lässt während der Konsultation zum Thema „Weltweite christliche Mission in der Gegenwart“ 70 Jahre Missionstheorie und -praxis im LWB Revue passieren. Foto: LWB/S. Gallay

Junge: Mission ist Verkündigung, Dienst ohne Ausgrenzung und frohes, hoffnungsvolles Zeugnis

Genf, 23. November 2016 (LWI) – Bei der Konsultation zum Thema „Weltweite christliche Mission in der Gegenwart“, die der Lutherische Weltbund (LWB) am 17. und 18. November in Genf veranstaltete, sind die zentrale Bedeutung der Mission für alle Kirchen in der weltweiten lutherischen Kirchengemeinschaft sowie ihre gemeinsame Verantwortung herausgestellt worden, prophetisches Zeugnis vom Evangelium Jesu Christi abzulegen.

„Gott hört nicht auf, uns in die Mission zu rufen. Deshalb können wir nicht anders, als zu verkünden. Deshalb können wir nicht anders, als den Notleidenden zu dienen. Und deshalb können wir nicht anders, als uns für die Rechte der Armen einzusetzen“, betonte LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge in seiner Predigt aus Anlass des Eröffnungsgottesdienstes der Tagung, der in der Kapelle des Ökumenischen Zentrums gefeiert wurde.

Der Generalsekretär erinnerte die aus 80 VertreterInnen der LWB-Mitgliedskirchen und Missionswerke bestehende Gottesdienstgemeinde daran, dass die vorrangige Berufung der Kirchen und der Christenheit darin bestehe, „aktive Zeuginnen und Zeugen von Gottes Wandel bewirkendem Handeln in unserer Welt" zu werden und zu bleiben.

Junges Predigt auf der Grundlage von Römer 1,16f. betonte den Auftrag der lutherischen Kirchen, das Evangelium mutig zu verkünden als Menschen, die allein durch Gottes Gnade berufen seien, die dazu befreit seien, zu dienen, ohne auszugrenzen, und Zeugnis abzulegen mit Freude und Hoffnung. Junge rief zum Dienst an denjenigen Menschen auf, die durch menschliche Ungerechtigkeit als „Niemande“ an den Rand gedrängt würden, und forderte Widerstand gegen die Vorstellung, dass der Wert des Menschen und der Schöpfung „in Münzen und Währungen umgesetzt werden“ könne.

Das Evangelium, so der Generalsekretär, hinterfrage „unsere fortlaufenden Versuche, uns selbst zu rechtfertigen und aus eigener Kraft gerecht zu werden, damit wir uns ganz und gar auf Gottes Gerechtigkeit verlassen.“

Zur gegenseitigen Begleitung beauftragt

In einer Videobotschaft an die Teilnehmenden hat LWB-Präsident Bischof Dr. Munib A. Younan daran erinnert, dass der LWB von seinem Selbstverständnis her eine Kirchengemeinschaft sei, „weil wir den gemeinsamen Auftrag haben, uns gegenseitig in unserer Mission zu begleiten.“ Der Aufruf, das Evangelium zu verkünden, den Notleidenden zu dienen und sich für ihre Belange einzusetzen, „ist nicht nur eine Aktivität, sondern macht das Wesen der Kirche aus, und es kann keine Kirche ohne Mission geben", führte er aus.

Younan, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land, stellte fest, Christus rufe die Kirche heute auf, die Mission „in unserer zerbrochenen Welt und in einer Zeit des Extremismus, des Säkularismus und der Gleichgültigkeit gegenüber der Religion“ neu zu denken und zu artikulieren.

„Gott hört nicht auf, uns in die Mission zu rufen. Deshalb können wir nicht anders, als zu verkünden. Deshalb können wir nicht anders, als den Notleidenden zu dienen. Und deshalb können wir nicht anders, als uns für die Rechte der Armen einzusetzen.“ LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge

Missionstradition im LWB

Pfr. Dr. Fidon Mwombeki, Direktor der Abteilung für Mission und Entwicklung, rekapitulierte die Geschichte von Missionstheorie und -praxis im LWB, die bereits in der Vorläuferorganisation des LWB, dem Lutherischen Weltkonvent, ihren Anfang nahm. Der Konvent definierte 1946 die Mission als eine der Determinanten lutherischer Identität. Auf der Gründungsversammlung des LWB im Jahr 1947 wurden die gemeinsamen Missionsinitiativen der Kirchen als eine der vier tragenden Säulen im Kontext einer nach dem Zweiten Weltkrieg zutiefst gespaltenen Welt genannt und als eine der Aufgaben des LWB definiert, die Missionszusammenarbeit zwischen den Mitgliedskirchen und ihren jeweiligen Missionswerken zu fördern, so Mwombeki.

Die Debatte über die Bedeutung des Begriffs „Mission" und seine Konnotation „vom reichen Norden in den armen Süden" habe auf der Vollversammlung 1970 in Evian (Frankreich) mit der Forderung der Kirchen nach Gleichstellung und Gleichbehandlung ihren Höhepunkt gefunden, erläuterte Mwombeki. Auf dieser Vollversammlung erinnerte der tansanische Bischof Josia Kibira, der zum Vorsitzenden der neu eingesetzten Kommission für kirchliche Zusammenarbeit gewählt wurde und später das Amt des LWB-Präsidenten innehatte, die Kirchen daran, dass MissionarInnen in allen Regionen der Welt gebraucht würden.

Nachfolgende LWB-Vollversammlungen und regionale Konsultationen führten die Debatte über die Missionsaufgabe weiter. Einen Meilenstein in dieser Entwicklung stellt das 1988/89 veröffentlichte Missionsdokument „Gottes Mission als gemeinsame Aufgabe: Ein Beitrag des LWB zum Verständnis von Mission“ dar, in späteren Jahren gefolgt von einer Reihe weiterer LWB-Dokumente zu Mission und Diakonie.

Mwombeki wies darauf hin, dass der LWB auf allen seinen Vollversammlungen das Thema Mission behandelt habe – mit Ausnahme der Elften Vollversammlung in Stuttgart 2010. Im Rahmen der Vorbereitungen auf die Zwölfte Vollversammlung 2017 sollte das Pendel „wieder seine Balance finden zwischen den traditionellen Schwerpunkten ‚Verkündigung‘ und ‚Diakonie‘, wenn wir aufs Neue betonen, dass der Kern des einen Evangeliums sowohl das spirituelle als auch das materielle Heil des Menschen beinhaltet.“

Die Konsultation umfasste Plenarsitzungen und Gruppengespräche mit Beiträgen aus allen sieben LWB-Regionen sowie dem Hauptreferat von Pfr. Dr. Rafael Malpica-Padilla, Direktor für Weltmission bei der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika.