Hungrige ernähren, lokale Märkte stärken

Mariam Yaya mit dem Geld für Nahrungsmittel. Foto: LWB Chad

Bargeld als Nahrungsmittelhilfe im Osten von Tschad

FARCHANA, Tschad/GENF (LWI) – Die 82jährige Marian Yaya sitzt im Schatten eines Baumes. In ihren Armen schläft ihr Enkelkind, ein leerer weißer Beutel liegt neben ihr. Sie lauscht auf die Namen derer, die von den Mitarbeitenden des Lutherischen Weltbunds (LWB) aufgerufen werden. Als Nutznießer eines Hilfsprogramms in der Ortschaft Tongori im Tschad bekommen sie Bargeld ausgezahlt.

„Von LWB-Leuten hatte ich gehört, dass ich Geld bekommen würde, um Nahrungsmittel zu kaufen“, erzählt sie. „Aber das konnte ich nicht glauben, also habe ich den Beutel für das Essen mitgenommen.“ Yaya ist eine von etwa 4.000 Personen der Gemeinschaft, die nicht wissen, woher sie ihre nächste Mahlzeit nehmen sollen.

Vor etwa einem Jahr begann sie trotz ihres hohen Alters damit, ein kleines Stück Land in der Nähe ihrer Strohhütte zu beackern. Das Phänomen El Nino hatte jedoch eine Trockenheit zur Folge und ihre Pflanzung verdorrte. Im Bezirk Assoungha sind außerdem 113.000 Flüchtlinge aus dem Sudan untergebracht, die ebenfalls Ressourcen in Anspruch nehmen. Eine Auswertung der UNO, die 2016 durchgeführt wurde, ergab, dass 83 Prozent der Bevölkerung im Assoungha-Bezirk von Nahrungsmittelknappheit betroffen sind.

Gemeinsam mit dem Welternährungsprogramm führt der LWB ein saisonbezogenes Projekt durch, um Hungersnot vor der neuen Ernte zu lindern. Erstmalig wird Nahrungsmittelhilfe in Form von Bargeld im Osten Tschads eingesetzt. Vor einiger Zeit wurde die 82jährige Marian Yaya von Mitarbeitenden des Programms besucht, die Menschen mit dem höchsten Bedarf an Nahrungsmittelhilfe ermittelten.

Der LWB arbeitet mit einem lokalen Mobilfunkanbieter zusammen, um das Geld zu verteilen. Dieser sendet kodierte Coupons an die Empfangenden der Hilfsgelder. Am Auszahlungstag kann der Coupon in Bargeld eingetauscht werden. Durch selbstständige Einkäufe können die Menschen kaufen, was sie gern essen und ihren Speiseplan abwechslungsreicher gestalten.

Auch die lokalen Märkte und der Handel werden durch die Barauszahlungen gestärkt. „Hilfe in Form von Bargeld ermöglicht  es den Gemeinschaften vor Ort, Nahrungsmittel einzukaufen und andere Grundbedürfnisse zu befriedigen“, erklärt Gaspard Cirhalwirwa, Leiter des Farchana-Regionalbüros vom Welternährungsprogramm. Mehr als 25.000 Menschen, die im Bezirk Assoungha unter der Dürre leiden, werden in einem Zeitraum von drei Monaten 138 Euro erhalten, um Nahrungsmittel zu kaufen. Auf diesem Wege werden etwa 915.000 Euro in die lokale Wirtschaft eingespeist.

Mit dem Geld, das sie erhalten hat, will Yaya auf den Markt gehen, um die Zutaten für die erste ordentliche Mahlzeit seit Wochen zu kaufen. „In meinem ganzen Leben habe ich nie mehr als 15 Euro in der Hand gehalten“, freut sie sich. „Ich werde nach Biské auf den Markt gehen und Hirse, Okraschoten und Trockenfleisch kaufen.”