Hoffnung und Stabilität

Zum Schutz vor Bodenerosion werden im Rahmen eines "Cash for Work"-Programms des LWB in Lasta Gabionen errichtet. Foto: LWB/S. Gebreyes

„Cash for Work“-Projekte helfen Bauern in Äthiopien

ADDIS ABEBA, Äthiopien/GENF (LWI) – Wer wissen will, was Klimawandel bedeutet, sollte mit Ato Abebe Desale sprechen, einem 46-jährigen Kleinbauern und Vorstand eines siebenköpfigen Haushalts. Er lebt mit seiner Familie in der äthiopischen Region Amhara.

Ihren Lebensunterhalt erwirtschaftet die Familie mit der Landwirtschaft. Sie haben ein paar Felder, einige Tiere. Ato Abebe besitzt nur eine kleine Fläche Land, entsprechend waren die vergangenen Jahre schwierig für ihn. Über Wasser halten konnte sich die Familie, weil sie über Naturalpacht-Vereinbarungen zusätzliche Felder bearbeiten konnte. Bei dieser alten Praxis wird der Pachtzins für landwirtschaftliche Flächen in Form eines Teils der Ernte beglichen. Schwierig blieb die Situation dennoch: alle müssen mitarbeiten, sonst reicht das Einkommen nicht. Mehr als die Arbeitsleitung spielt jedoch das Wetter dabei eine wichtige Rolle.

Im Jahr 2015 kam der Frühjahrsregen sehr spät und die Niederschläge blieben weit hinter dem Durchschnitt zurück. Der Familie blieb nur die Hoffnung auf die Meher genannte zweite Regenzeit im Jahr. Die wurde jedoch bitter enttäuscht.

Mit dem ausbleibenden Regen 2015 ging ein kompletter Ernteausfall einher. Ato Abebes Vieh gab weniger Milch, weil das Futter nicht mehr reichte. Nun wurde das Leben für die Familie schwer, Teilnahmslosigkeit und Frust griffen um sich.

Angesichts dieser Situation lief die Nothilfe des LWB in Ato Abebes Dorf an. Er wurde als Vorarbeiter engagiert für ein Wasser- und Bodenschutzprojekt des LWB. Sein Lohn reichte aus, um Lebensmittel für seine Familie und Dünger für die Felder zu kaufen. Zusätzlich wurde ihm Saatgut zur Verfügung gestellt, so dass er in der aktuellen Wachstumsperiode seine Felder bestellen kann. Die Familie kann sich wieder selbst ernähren. Ato Abebe sieht den Zusammenhang zwischen dieser positiven Entwicklung und dem Eingreifen des LWB: „Ihre Hilfe hat Hoffnung und Stabilität gebracht.“

Wie Ato Abebes Familie geht es aufgrund der von El Niño in Äthiopien verursachten Dürre vielen Menschen. Ihr Auskommen sichern sie nur mithilfe der sogenannten „Cash for Work“-Programme, die der LWB durchführt. Zielsetzung dieser Programme ist es, den bedürftigsten Haushalten die Erwirtschaftung eines Einkommens zu ermöglichen und gleichzeitig die Infrastruktur vor Ort zu verbessern. Die Projektteilnehmenden legen Staubecken und Bewässerungsgräben an, sie sanieren Verbindungsstraßen und Gemeindeteiche. In der Region Amhara wurden im Rahmen des Programms auf landwirtschaftlichen Flächen gefährliches Unkraut und Sträucher entfernt und zum Schutz vor Erosion Gabionen errichtet.

Bleibende Herausforderungen

„Die Dürre hat zwar den ganzen Bezirk getroffen, aber es zeigt sich, dass die Teilnehmenden der LWB-Projekte besser zurechtkommen als die Gemeinwesen, die nicht eingebunden waren“, stellt Sophie Gebreyes, Ländervertreterin im LWB-Äthiopienprogramm, fest.

In Lalibela (Region Amhara) lag der diesjährige Sommerregen über dem Durchschnitt, so dass die bäuerlichen Familien auf eine Ernte hoffen können. In der ostäthiopischen Region Oromia hat der LWB in sechs Kebeles (Gemeinwesen) 12,5 Tonnen Saatgut für 275 Hektar Ackerflächen verteilt. In der Region Amhara wurden ebenfalls Saatgut und landwirtschaftliches Gerät bereitgestellt. „Der Großteil der Ackerfrüchte ist in einer frühen Wachstumsphase und in gutem Zustand“, berichtet Gebreyes.

Die Situation der Bevölkerung wird sich allerdings erst nach der nächsten Ernte wieder stabilisieren. Teilweise hat der lang erwartete Meher-Regen zudem katastrophale Folgen. In der Region Amhara werden schwere Überschwemmungen erwartet. Nach Prognosen der Regierung werden in den kommenden Monaten über eine Million Menschen davon betroffen sein, eine halbe Million laufen Gefahr, ihre Dörfer verlassen zu müssen.

Auch die Finanzierung der Unterstützung der von der Dürre betroffenen Gemeinwesen läuft schleppend an. Nur ein Drittel des vom jüngsten ACT-Finanzierungsaufruf genannten erforderlichen Betrags ist bisher gedeckt. Damit können Maßnahmen eingeleitet werden, die vollständige Umsetzung der geplanten Aktivitäten ist jedoch nicht gesichert. Der Aufruf wurde mittlerweile verlängert und LWB-Äthiopien bittet dringend um Spenden, damit eine Verschärfung der Hungerproblematik verhindert werden kann.

Die Arbeit von LWB-Äthiopien in von der Dürre betroffenen Gemeinwesen wird unterstützt von Canadian Lutheran World Relief, der Schwedischen Kirche, Sida, der Europäischen Kommission, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika, Finn Church Aid sowie dem International Rescue Committee.