Hilfe im richtigen Moment

Ein syrisches Mädchen wärmt ihre Hände an einem vom LWB verteilten Gasheizgerät. Foto: LWB-Jordanien/Julia Tarpy.

 

Nach dem Schneesturm am 13. Januar hat Julia Tarpy, Mitarbeiterin des LWB Jordanien, in Mafraq Familien besucht, die Ausrüstungen für den Winter erhalten hatten. Hier berichtet sie von ihren Beobachtungen von dem Besuch.

 

Mafraq, Jordanien/Genf, 19. Januar 2015

In der vergangenen Woche hat ein schwerer Schneesturm den Nahen Osten heimgesucht und das Elend der über 9 Millionen syrischen Flüchtlinge noch verstärkt. Sie alle sind Binnenvertriebene und Menschen, die seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien im März 2011 ihr Land verlassen mussten.

„Huda" traf Jordanien am Mittwoch, 7. Januar mit Schnee, heftigen Regenfällen, schweren Stürmen und eisigen Temperaturen, die das gesamte Wochenende anhielten. Jordanien hat bis heute mehr als 622.000 der beim Hilfswerk  UNHCR registrierten syrischen Flüchtlinge aufgenommen. Sie leben in Zelten oder halbfertigen, unbeheizten Gebäuden.  Nach Angaben des UNHCR wurden mehr als 146.000 Menschen, beziehungsweise 37.321 Familien in städtischen Gebieten mit Winterprogrammen unterstützt, zu denen u.a. die Ausgabe von Heizgeräten, Gaskartuschen, Decken und anderen Hilfsgütern gehört. Als Teil dieser allgemeinen Anstrengungen hat LWB Jordanien Heizgeräte, Gaskartuschen, Decken und Teppiche für mehr als 2.000 gefährdete syrische und jordanische Familien in den nördlichen Gouvernements Irbid und Al Mafraq zur Verfügung gestellt. Wir haben die Hilfsgüter Mitte Dezember 2014 an 1.251 Haushalte und drei Tage vor dem Schneesturm an 800 weitere Familien verteilt. Obwohl diese Verteilaktionen lange im Voraus geplant waren, kam die Hilfe genau zum richtigen Moment.

„Genau richtig“

Direkt nach dem Schneesturm, am 13. Januar, sind wir mit einem Mitarbeiterteam des LWB Jordanien nach Mafraq gefahren, um uns ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Wir haben einige Familien besucht um zu sehen, wie die Menschen dort mit den eisigen Temperaturen zurechtkommen.

In den vergangenen zweieinhalb Monaten habe ich tieftraurige Geschichten gehört. Ich schaue in Augen, die von Bomben und Elend erzählen. Ich sehe Kinder, die im Winter Flip-Flops tragen, und kann nicht mehr sagen wie oft ich diesen Husten höre, der durch das Leben in Notunterkünften mit undichten Dächern und ohne vernünftige Heizung entsteht.

Mohammad und seine Familie haben uns in ihrem Zelt empfangen. In ihren Winterjacken sassen sie direkt neben dem Gasheizgerät, das sie nur zwei Tage vor dem Schneesturm erhalten hatten. „Der Zeitpunkt war genau richtig“, erzählte uns Mohammad. Und ich schaute in das wunderschöne Lachen in den Gesichtern seiner beiden Töchter. Mohammad ist Jordanier und arbeitet für 100 JD im Monat für den landwirtschaftlichen Betrieb direkt hinter dem Zelt. Trotzdem hilft er den beiden syrischen Familien, die wir kurz darauf besucht haben, wann immer er kann. 

Deren Situation ist noch schwieriger. 15 Menschen leben hier in drei kleinen Zimmern zusammen. Weil das Dach undicht ist, steht eines der Zimmer seit dem Sturm unter Wasser und die Menschen müssen sich zwei Räume teilen. 15 Menschen in zwei Räumen, die glücklich sind, die richtigen Hilfsgüter zum richtigen Zeitpunkt erhalten zu haben. Denn leider sieht es so aus, als wäre dieser vierte Winter in der Fremde für sie nicht der letzte.

Beitrag: Julia Tarpy, LWB Jordanien