Gerechtigkeit, Würde und Hoffnung

Das "Theater der Unterdrückten" war eine der Methoden, um Informationen auf Gemeindeebene zu sammeln. Die Teilnehmenden genossen die Sitzung trotz des ernsten Themas. Foto: LWB/S. Gallay

FBOs werden für Engagement für Menschenrechte von Frauen geschult

GENF (LWI) – „Für diese Frauen geht es um Gerechtigkeit, Würde und Hoffnung“, resümiert Sophia Marcia Reyes, die für den Lutherischen Weltbund (LWB) in Honduras arbeitet und gerade an einem LWB-Workshop zum Thema Menschenrechte von Frauen teilgenommen hat.

Zusammen mit 39 Frauen aus Afrika, Asien, Europa und den beiden amerikanischen Subkontinenten hat sie sich über das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) informiert, die Menschenrechtssituation von Frauen in den verschiedenen Regionen diskutiert und durch praktische Übungen Hilfsmittel für die Advocacyarbeit kennengelernt, mit denen Daten gesammelt und Berichte für die Vereinten Nationen zusammengestellt werden können.

„In unserer Region sind wir ernsthaft besorgt über die Sicherheit von Menschen, die sich für die Menschenrechte von Frauen einsetzen“, berichtet Reyes. Da Menschenrechte von Frauen häufig verknüpft seien mit Fragen in Bezug auf Landrechte, stünden Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten in Lateinamerika oftmals unter Druck – sowohl vonseiten des Staates als auch vonseiten nichtstaatlicher Akteure. Für Frauen sei es besonders gefährlich, die Stimme gegen Ungerechtigkeit zu erheben.

Hilfsmittel für die Schaffung von Bewusstsein

Die Schulung hat den Teilnehmerinnen nicht nur Fachwissen und Informationen vermittelt, wie sie Menschenrechtsverletzungen dokumentieren und örtliche Bündnisse schließen können, um Frauen besser zu schützen. Reyes und ihre Kollegin Diana Torres aus Kolumbien konnten zudem in Kontakt treten mit Menschenrechtsexpertinnen und -experten bei den Vereinten Nationen, die sich mit der Menschenrechtssituation in Lateinamerika beschäftigten und derartige Informationen von Reyes und Torres für Ihre Arbeit im Menschenrechtsrat gut gebrauchen könnten. „Wir haben als Region jetzt die Möglichkeit, diese Informationen beizusteuern, zu analysieren, Bündnisse zu schließen und Verbesserungen im Leben vieler Menschen herbeizuführen“, erklärt Reyes.

„Wir haben ganz bewusst Teilnehmerinnen aus Ländern ausgewählt, für die die CEDAW-Überprüfung ansteht“, erklärt Judith VanOsdol, LWB-Programmreferentin für Gendergerechtigkeit und Frauenförderung. „Wir geben ihnen damit Hilfsmittel an die Hand, ihre Berichte zu verfassen.“

Partner, die aus dem Glauben heraus handeln

Die Teilnehmerinnen seien nicht nur über das UN-System und die dort verwendeten Hilfsmittel und Arbeitsweisen informiert worden, sondern hätten sich auch darüber ausgetauscht, wie sie mit religiösen Führungspersonen, Behörden und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren in Kontakt treten können, da diese nützliche Verbündete in ihrem Engagement sein – oder aber dies behindern – könnten, erklärte Cristina Rendon, LWB-Programmassistentin für Frauen in Kirche und Gesellschaft. „Gewalt gegen Frauen geschieht oftmals im familiären Umfeld“, berichtet sie. „Und Familienangelegenheiten sind oftmals Themen, für die die Kirche zuständig ist. In vielen Ländern sind für Dinge wie Eheschließungen und Erbschaftsangelegenheiten sogar allein religiösen Gemeinschaften zuständig.“

Bei der Ermächtigung von Frauen spielen Kirchen also eine zentrale Rolle. Christine Löw von den Vereinten Nationen zufolge sind auch populistische und konservative religiöse Kreise ein großes Hemmnis für die Ermächtigung von Frauen. „Einige Rückschläge haben religiöse Gründe. Wir müssen da ganz klar kommunizieren, aus welcher Glaubensperspektive wir sprechen“, erklärte Christine Mangale, Programmdirektorin im Lutherischen Büro für Weltgemeinschaft in New York. „Wir müssen stark bleiben und ganz deutlich kommunizieren, wenn Menschen Religion missbrauchen.“

Neue Vorbilder

Die Schulung hat den Weg auch auf einer viel individuelleren und persönlicheren Ebene geebnet. In Sitzungen, in denen Berichte über persönliche Erfahrungen im Mittelpunkt standen, haben männliche Teilnehmende berichtet, wie schwierig es für sie sei, in ihren jeweiligen Kontexten Vorbilder zu finden, da Konzepte und Vorstellungen von Vaterschaft und Männlichkeit dort oftmals immer noch mit autoritärem Auftreten oder sogar Gewalt verknüpft würden. 

Abdiaziz Mohamed Hassan, der für FinnChurchAid arbeitet, war einer dieser männlichen Teilnehmenden. Sein Heimatland Somalia ist eines jener Länder, die das CEDAW bisher nicht ratifiziert haben. In der Schulung wollte er unter anderem mehr über das Thema Menschenrechte von Frauen erfahren und sich nach möglichen Bündnissen für einen Bericht und größeres Engagement für die Rechte von Frauen umschauen. Er hat aber auch auf persönlicher Ebene etwas gelernt. „Die Gesellschaft, in der ich lebe, ist sehr traditionell geprägt. Bisher haben wir immer geglaubt, dass zuhause nur der Mann etwas zu sagen hat. Jetzt ist uns klar geworden, dass Familie eher ein Gemeinschaftsprojekt ist.“