Gendergerechtigkeit braucht Unterstützung durch Kirchenleitungen

Radiobotschaft der Lutheranerinnen in Moshi (Tansania): Frauenrechte müssen geschützt werden. Foto: LWB/Tsion Alemayehu

LWB-Afrikakonferenz: Frauen legen Empfehlungen vor

Moshi (Tansania)/Genf, 28. Mai 2015 (LWI) – Angehörige des afrikanischen Frauennetzwerks des Lutherischen Weltbundes (LWB) haben anlässlich einer Konferenz aus Anlass des 60. Jubiläums der lutherischen Gemeinschaft in Afrika die Kirchenleitungen auf dem Kontinent aufgefordert, für die Verwirklichung von Gendergerechtigkeit in allen Arbeitsbereichen der Kirche zu sorgen.

Weiterhin riefen die Koordinatorinnen von Frauen in Kirche und Gesellschaft (FKG), die stellvertretend für die an der Konferenz in Moshi teilnehmenden Frauen sprachen, dazu auf, die Beteiligung von Frauen am Reformationsjubiläum und der Zwölften LWB-Vollversammlung 2017 stärker zu fördern.

Die Frauenkoordinatorinnen forderten den Lutherischen Rat in Afrika auf, afrikanische Exegetinnen damit zu beauftragen, zum Vollversammlungsthema „Befreit durch Gottes Gnade“ Fachaufsätze zu erarbeiten und über sie zu referieren.

Die Sichtbarkeit und Anerkennung des Beitrags, den Frauen zur Kirche leisten, sei von entscheidender Bedeutung, insbesondere im Zusammenhang mit der Vorbereitung auf das 500. Reformationsjubiläum 2017 und die Vollversammlung. Die Koordinatorinnen riefen alle Kirchenleitenden und PfarrerInnen auf, die Initiative „Frauengeschichte(n)“ zu unterstützen, die die von Frauen geleisteten Beiträge zur weltweiten lutherischen Kirche dokumentiert. „Jede solche Geschichte ist eine besondere. Das ist eine einmalige Chance für einen kulturübergreifenden Austausch.“ [Link to her stories on WICAS page]

Weiterhin legten die Frauen den Kirchenleitenden anlässlich des Marangu-Jubiläums und der Konferenz lutherischer Kirchenleitender in Afrika die Empfehlung vor, eine Strategietagung für Frauen der Region zu unterstützen, die 2016 stattfinden soll. Ihr Ziel solle es sein, Strukturen für Theologinnen zu verbessern, eine Begleitung durch Mentorinnen zu ermöglichen, kontinuierlich Möglichkeiten für Kapazitätsaufbau und Bevollmächtigung zu eröffnen und eine Plattform für den Dialog mit Männern anzubieten.

Pfarrerin Jeannette Ada Maina (Kamerun) erläuterte zu den Empfehlungen der Frauen, es sei von grosser Bedeutung, dass zunehmend mehr afrikanische Kirchen Frauen ordinierten. „Aber die Anerkennung des Priestertums aller Gläubigen auf der Leitungsebene ist für die Mehrheit weiblicher Theologinnen in Afrika noch keine Realität. Frauen werden nicht automatisch ordiniert, obwohl sie dieselben akademischen Abschlüsse erwerben wie ihre männlichen Kollegen.“

Pfarrerin Dr. Magdalena Ya-Shalongo (Namibia), Diakonisse Alice Mwaringa (Kenia), Pfarrerin Solange Yumba Wa Nkulu (Demokratische Republik Kongo), Colleen Cunnigham (Südafrika) sowie Maina waren unter den Teilnehmenden an einem Workshop für Kirchenleiterinnen im Vorfeld der Jubiläums-Konferenz, die vom 20. bis 24. Mai in Moshi stattfand.

Maina gehörte zu den ersten Frauen, die in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Kameruns 2012 ordiniert wurden. Sie ist FKG-Koordinatorin für die Lutherische Gemeinschaft in Zentral- und Westafrika (LUCCWA - Lutheran Communion in Central and Western Africa).

„In einer Region, wo der Analphabetismus eines der grössten Probleme darstellt, sind besondere Anstrengungen erforderlich, Frauen zur Übernahme von Leitungsaufgaben zu ermutigen“, betonte LWB-Ratsmitglied Maina.

Frauenrechte

Mwaringa, die der Kenianischen Evangelisch-Lutherischen Kirche angehört und als Regionalkoordinatorin für die Lutherische Gemeinschaft in Zentral- und Ostafrika (LUCCEA - Lutheran Communion in Central and Eastern Africa) fungiert, merkte an, dass Frauen seit Jahrzehnten aktiv in der afrikanischen Kirche mitwirkten, dies aber häufig nicht anerkannt werde. Sie hätten wichtige Beiträge geleistet im Eintreten für die Rechte von Frauen und Mädchen sowie im Bildungs- und Gesundheitsbereich.

Wa Nkulu, die an der tansanischen Makumira University Theologie studiert hat, dankte für die Weggemeinschaft mit anderen afrikanischen Kirchen und der weltweiten lutherischen Communio. „Die Kirche in der DRK entstand aus der Partnerschaft mit und der Unterstützung durch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania (ELKT), erläuterte sie.

Solidarität, Kompetenz und anwaltschaftliches Eintreten seien im Fall der DRK besonders wichtig, wo Frauen in hohem Mass sexueller Gewalt und anderen Formen von Gewalt ausgesetzt seien, die im Zusammenhang mit Konflikten auftreten. „Dank der Möglichkeiten, die FKG uns bietet, können wir unsere Frauen dazu befähigen, Vergewaltigung und andere Formen des Missbrauchs zu thematisieren“, ergänzte Wa Nkulu.

Begleitung von Theologinnen

Ya-Shalongo gehört der Theologinnen-Arbeitsgruppe an, die die regionale Koordinationsarbeit der Lutherischen Gemeinschaft im südlichen Afrika (LUCSA - Lutheran Communion in Southern Africa) unterstützt. Sie erläuterte die weltweite Initiative des LWB unter dem Titel „Frauen in Bewegung: Von Wittenberg nach Windhuk“, die die Einbindung von Frauen in die Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum und die Vollversammlung fördern soll, die von den drei lutherischen Kirchen in Namibia ausgerichtet werden.

Ya-Shalongo merkte an, das Netzwerk biete eine wichtige Plattform, um die theologische Reflexion von Frauen in der Region bekannt zu machen und weiterzuentwickeln.

„Wir freuen uns darauf, die weltweite lutherische Kirchengemeinschaft im Mai 2017 in Windhuk willkommen zu heissen. Wir werden die Frauen mobilisieren und ermutigen, aktiv an diesen historischen Veranstaltungen mitzuwirken, die in unserem Land stattfinden“, ergänzte Ya-Shalongo.

Cunningham, die dem LWB-Rat sowie seinem Gremium leitender AmtsträgerInnen angehört, betonte die Notwendigkeit, in der Region ein langfristig angelegtes Mentorinnenverfahren einzurichten, das diejenigen Frauen begleitet, die für den LWB-Rat oder als Delegierte für die Vollversammlung nominiert werden.