Gemeinsam Zeugnis ablegen in einer zerbrochenen Welt

Photo: LWF/Albin Hillert

Neue Veröffentlichung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre

GENF, Schweiz (LWI) – Anlässlich des diesjährigen Reformationstag bekundete und bekräftigte der Lutherische Weltbund (LWB) mit großer Freude sein Engagement und das Bekenntnis, die frohe Botschaft von der befreienden Gnade Gottes und der Hoffnung für diese Welt im „gemeinsamen energischen Bestreben“ mit anderen weltweiten christlichen Gemeinschaften verkünden zu wollen.

Eine Jubiläumsausgabe der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GER) ist nun in englischer und deutscher Sprache erhältlich.

„Diese gemeinsame Publikation bringt zum Ausdruck, wie dringend und wichtig es ist, das Evangelium von der Rechtfertigung durch den Glauben in eine Sprache zu übersetzen, die die Menschen heute verstehen, und ihm damit sowohl auf lokaler als auch auf globaler Ebene eine Bedeutung zu verleihen“, sagt Dirk G. Lange, Assistierender LWB-Generalsekretär für Ökumenische Beziehungen.

„Die Freude ist groß“, sagt er weiter, „dass die fünf weltweiten christlichen Gemeinschaften, die die GER unterzeichnet haben, – die anglikanische, die katholische, die lutherische, die methodistische und die reformierte – zu dem gemeinsamen Verständnis gekommen sind, dass die Rechtfertigungslehre ‚ein unverzichtbares Kriterium [ist], das die gesamte Lehre und Praxis der Kirche unablässig auf Christus hin orientieren will‘.“

Ausdruck wachsender Einheit

Die am 31. Oktober 1999 vom LWB und der Römisch-katholischen Kirche unterzeichnete GER legte einen der zentralen theologischen Konflikte der Reformationszeit – das Verständnis der Erlösung – wirksam bei. In den zwanzig Jahren seither ist die historische Übereinkunft zu einem ermutigenden Ausdruck der wachsenden Einheit unter den Kirchen, der umfassenderen Zusammenarbeit und des vertieften gemeinsamen Dienstes und der gemeinsamen Verkündigung des Evangeliums geworden. Sie ist „ein Ausdruck prophetischer Beharrlichkeit, die sich den Polarisierungen und dem mangelnden Dialog widersetzt, die unserer heutigen Welt um sich greifen“, erklärte LWB-Generalsekretär Martin Junge.

An der Notre Dame-Universität (USA) wurde 2019 aus der historischen Übereinkunft zwanzig Jahre nach der ursprünglichen Unterzeichnung der GER offiziell eine multilaterale Übereinkunft fünf ebenbürtiger Partner. Die fünf weltweiten christlichen Gemeinschaften bekräftigten dort ihre Entschlossenheit, „in einer gebrochenen, von Spaltungen und Konflikten geprägten Welt [...] gemeinsam wirksamer Zeugnis abzulegen“ zu wollen.

Wie im Rahmen der Notre-Dame-Konferenz vereinbart, wurde ein Lenkungsausschuss mit Vertreterinnen und Vertretern aus allen fünf Weltgemeinschaften eingerichtet. Dieser Lenkungsausschuss hat anfangs persönlich und später aufgrund der COVID-19-Pandemie regelmäßig online getagt. Er beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit der Rezeption der GER im Leben der Kirche und arbeitet derzeit an Gottesdienstmaterial und einem Studienleitfaden für Ortsgemeinden, der diesen helfen soll, ihr Leben und ihre Zeugnis auf die befreiende Gnade Gottes und den Dienst an ihren Nächsten und der Welt hin zu orientieren.

Als sichtbares Zeichen für diese wachsende Einheit haben die fünf weltweiten christlichen Gemeinschaften eine Jubiläumsausgabe der GER in deutscher und englischer Sprache veröffentlicht, die auch die Erklärungen über den Beitritt zur GER des Weltrats Methodistischer Kirchen, des Anglikanischen Konsultativrats und der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen sowie die Erklärung der Notre-Dame-Konferenz enthält. An einer französischen und spanischen Ausgabe der GER wird derzeit gearbeitet.

Lange sagt hierzu: „Während sich die Beziehung der Kirchen untereinander vom Konflikt zur Gemeinschaft wandelt, ist ihr gemeinsamer Weg Zeugnis für die Einheit, die ihr Fundament ist. Gottes rechtfertigendes Handeln vereint; es reißt Mauern ein. Es ist Gemeinschaft.“