Gemeinsam Erinnern und Zeugnis ablegen

Die „Großen Schuhe Luthers“ ist der Name eines Gedenkorts in Worms zu Ehren des Reformators Martin Luther. Foto: Eichfelder

Kirchen in Deutschland begehen 500. Jahrestag des Reichstags zu Worms

WORMS, Deutschland/GENF (LWI) - Im April 1521 wurde Martin Luther von Kaiser Karl V. zu einem Reichstag in die Stadt Worms vorgeladen. Dort weigerte er sich, seinen Lehren abzuschwören und wurde daraufhin für vogelfrei erklärt. Ein Themenheft zum 500. Jahrestag des Wormser Reichstages enthält einen Beitrag vom Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Martin Junge. Die Vergangenheit sei nicht zu ändern, so Junge. „Aber wir fragen: Was bedeutet sie für uns heute?“

Das Themenheft, das die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) herausgegeben hat, trägt den Titel "Gewissen befreien. Haltung zeigen. Gott vertrauen". Junge stellt fest, dass die Zeit vor 500 Jahren von „theologischer Kreativität und tiefen Spannungen geprägt war“. Die heutige Perspektive sollte jedoch „nicht eine der Spaltung, sondern der Einheit sein“. Unsere Taufe ernst zu nehmen bedeute, „als Reben an dem einen Weinstock, Jesus Christus, zu leben, um diese kraftvolle, prophetische Verkündigung von Heilung und Einheit in unserer verwundeten Welt zu verkörpern", fügt er hinzu.

Junge verweist auf den Weg des LWB und der römisch-katholischen Kirche durch mehr als fünf Jahrzehnte des ökumenischen Dialogs: „Wir sind auf dem Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft.“ Dieser Weg habe im Blick auf das Jahr 2030 eine besondere Bedeutung, schreibt Junge. In diesem Jahr wird das 500-jährige Jubiläum des Augsburger Bekenntnisses (Confessio Augustana) begangen, eines der wichtigsten Bekenntnisschriften des Luthertums. Schon das gemeinsame lutherisch-katholische Reformationsgedenken in Lund 2016 kennzeichne „mehr als alles andere diese neue Dynamik in den Beziehungen zwischen dem LWB als weltweiter Gemeinschaft lutherischer Kirchen und der römisch-katholischen Kirche“.

Fünfhundert Jahre nach dem Reichstag zu Worms gedenken lutherische und katholische Christinnen und Christen dieses Ereignisses. „Es geht um eine zukunftsoffene Erinnerung, die getragen ist von den vielen Errungenschaften des ökumenischen Dialogs und die für Gottes fortwährendes Wirken empfänglich bleibt“, ist Junge überzeugt. Gott lade seine Kirche weiterhin zum Zeugnis der in Jesus Christus vollzogenen Versöhnung ein. „Mit dieser Perspektive wollen wir uns erinnern und gemeinsames Zeugnis ablegen.“

Von LWB/A. Weyermüller