Für ein gedeihliches Miteinander der Religionen

Der Posaunenchor „Brass for Peace“ spielt in der Schule der Hoffnung in Ramallah, deren Trägerin die ELKJHL ist. Foto: ELKJHL

Angesichts der aktuellen Weltlage, die geprägt ist von extremistischen Versuchen, Religion zu missbrauchen, um Gewalt und Unfrieden zu säen, gewinnen das Zusammenleben und die Zusammenarbeit der Angehörigen unterschiedlicher Glaubensrichtungen innerhalb eines Gemeinwesens immer grössere Bedeutung, so die Einschätzung von Bischof Dr. Munib A. Younan von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELKJHL).

Younan äusserte sich anlässlich der Weltwoche der interreligiösen Harmonie, die in der ersten Februarwoche stattfand, und stellte fest, wer im religiösen Bereich Verantwortung trage, habe die wichtige Aufgabe, den Menschen zu vermitteln, dass ihnen in ihrem Gegenüber das Ebenbild Gottes begegnet. „Das wird uns dabei helfen, in einer besseren Welt – einer Welt der Akzeptanz – zu leben.“

Die erste derartige Weltwoche riefen die Vereinten Nationen 2010 aus, nachdem ReligionsvertreterInnen sich bereits seit 2005 dafür stark gemacht hatten. Sie soll die gemeinsamen Werte der Menschheit, die Bedeutung des interreligiösen Dialogs und des Verständnisses füreinander ins Bewusstsein rücken.

Younan, der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB) ist, verwies in diesem Zusammenhang auf das Beispiel der seit 2014 bestehenden Zusammenarbeit zwischen dem LWB und Islamic Relief Worldwide. Die gemeinsame humanitäre Arbeit von „Kreuz und Halbmond“ gelte syrischen Flüchtlingen in Jordanien sowie Opfern des Erdbebens, das im April 2015 Nepal heimgesucht hat.

Die Weltwoche der interreligiösen Harmonie wolle vermitteln, dass es bei den Religionen, einschliesslich der abrahamitischen Religionen Judentum, Islam und Christentum, um die Liebe zum Guten und zu den Nächsten gehe, so Younan weiter.

Die Weltwoche ging aus einer Initiative von König Abdullah II. von Jordanien hervor, die auch von politischen und religiösen Führungspersönlichkeiten seines Landes mitgetragen wurde. Im Rahmen der Weltwoche befassen sich muslimische und christliche VerantwortungsträgerInnen in öffentlichen Veranstaltungen mit dem Miteinander der verschiedenen Glaubensrichtungen. Die ELKJHL betreibt im Rahmen ihrer diakonischen Arbeit Schulen und andere Einrichtungen, von denen ChristInnen wie MuslimInnen profitieren. Daher, erläuterte Younan, biete die Weltwoche eine Gelegenheit zu bekräftigen, dass beide „Seite an Seite leben“ können.

Younan erklärte zudem seine Unterstützung für die „Erklärung von Marrakesch“, die aus einer Konferenz in Marrakesch (Marokko) am 27. Januar hervorging, an der eine Vielzahl islamischer Gelehrter beteiligt waren. Die im Beisein von hochrangigen Angehörigen anderer Religionen, darunter auch Younan, angenommene Erklärung fordert muslimische und andersgläubige Verantwortliche im religiösen Bereich auf, sämtlichen Formen religiöser Intoleranz entgegenzutreten, die Hass und Gewalt fördern.

In Marrakesch hatte Younan die Gelehrten aus der arabischen und muslimischen Welt aufgerufen, sich für die Gleichbehandlung aller BürgerInnen einschliesslich gleicher Rechte und Pflichten unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten Religionen oder Gruppen einzusetzen. Zu einer solchen Gleichbehandlung gehöre die Akzeptanz für Vielfalt und Pluralität, so Younan.

Im Jahr 2011 hatte der LWB-Rat die Bedeutung langfristiger Beziehungen und des fortgesetzten Dialogs mit anderen Glaubensrichtungen, mit der Zivilgesellschaft, staatlichen Akteuren sowie den Vereinten Nationen und den ihnen angegliederten Organisationen betont und die Mitgliedskirchen ermutigt, die Weltwoche der interreligiösen Harmonie zu begehen.