Fremde willkommen heißen, Zukunft gestalten

Eröffnung der Konferenz mit (v.l.) Mark Hetfield, Präsident und Geschäftsführer von HIAS, LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt, und Waseem Ahmad, Geschäftsführer von Islamic Relief Worldwide. Foto: LWB/M. Renaux

LWB sucht gemeinsam mit jüdischen und islamischen Partnern eine glaubensgeleitete Antwort auf die Flüchtlingskrise

GENF, Schweiz (LWI) – Anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni hat der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) darüber informiert, dass mit der Zahl von 100 Millionen Menschen, die aufgrund von Krieg, Gewalt und Verfolgung zur Flucht aus ihrer Heimat gezwungen wurden, eine neue Rekordzahl erreicht wurde. In ihrem letzten Bericht hat die UN-Organisation mitgeteilt, dass die Anzahl der Vertriebenen weltweit während des letzten Jahrzehnts jährlich gestiegen ist und seit Beginn der Aufzeichnungen ihren höchsten Stand erreicht hat.

Im Angesicht dieser beispiellosen Krise hat der Lutherische Weltbund (LWB) gemeinsam mit den interreligiösen Partnern Islamic Relief Worldwide (IRW) und das jüdisch-amerikanische Hilfswerk HIAS, die mit Geflüchteten und Asylsuchenden arbeiten, eine internationale Konferenz organisiert, die aus dem Glauben handelnde Organisationen mit direktem Engagement in der Flüchtlingshilfe unterstützt.  

Das Konzept, den „Fremden willkommen zu heißen“, ist für viele der großen Weltreligionen ein wichtiger Grundsatz und inspiriert lokale Glaubensakteure weltweit, sich mit den Bedürfnissen besonders schutzbedürftiger Flüchtlingsgemeinschaften auseinanderzusetzen. Gläubige Menschen sind oft die ersten, die beim Ausbruch einer neuen Krise helfen und in der Regel auch noch vor Ort bleiben, wenn die internationalen Hilfsorganisationen das Feld längst wieder geräumt haben.

Aufbau eines sozialen Zusammenhalts 

Auf der Konferenz „Fremde willkommen heißen, Zukunft gestalten“ in Genf am 20. und 21. Juni treffen sich etwa 50 Glaubensakteure aus mindestens 37 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika, Europa, dem Nahen Osten und Nordamerika. Sie berichten über ihre Arbeit vor Ort und auf Landesebene, mit der sie einen Beitrag zu einer koordinierten und effektiven internationalen Antwort auf die Flüchtlingskrise leisten.

Die Veranstaltung will ebenfalls die Partnerschaften zwischen glaubensgeleiteten Basisorganisationen und dem internationalen humanitären System stärken. Der 2018 von der UN-Generalversammlung angenommene Globale Pakt für Flüchtlinge erkennt die wichtige Rolle an, die glaubensgeleitete Akteure übernehmen können, wenn es um den Aufbau von sozialem Zusammenhalt, die Bekämpfung von Fremdenfeindlichkeit und die Förderung dauerhafter Lösungen für die Flüchtlingskrise geht.

Die meisten Vertriebenen werden von ihren Nachbarstaaten oder von benachbarten Gemeinschaften im eigenen Staat aufgenommen. 85 Prozent der Flüchtlinge finden zurzeit in Entwicklungsländern Zuflucht. 

Sivin Kit, LWB-Programmreferent für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen, gehört zu den Organisatoren der Konferenz. Er sagte: „Wir können viel von den örtlichen, aus dem Glauben handelnden Akteuren lernen. Ein großer Teil ihrer Arbeit wird jedoch nicht wahrgenommen, und sie brauchen viel mehr Unterstützung.“ Und weiter: „Wir hoffen, dass wir durch diese Versammlung von religiösen Führungspersönlichkeiten, UN-Offiziellen und Basisorganisationen zeigen können, wie eine engere Zusammenarbeit für einen besseren Schutz und eine offenere Willkommenskultur für alle Vertriebenen weltweit sorgen kann.“

Die aus dem Glauben handelnden Organisationen A World of Neighbours, die Finnische Kirchenhilfe, das Faith to Action-Netzwerk und das Netzwerk für religiöse und traditionelle Friedensstifter arbeiten ebenfalls mit dem LWB, HIAS und IRW bei der Durchführung der zweitägigen Konferenz zusammen.

Von LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller