Flüchtlinge: mehr Humanität zum Schutz von Menschenleben im Mittelmeer gefordert

Mehr als 250 Menschen sind auf der Flucht vor Armut und Gewalt seit Jahresanfang auf dem Weg über das Mittelmeer ertrunken. Foto: Óglaigh na hÉireann

Italienische lutherische Kirche: „Christinnen und Christen dürfen nicht wegsehen“

Rom, Italien/Genf (LWI) – Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Italien (ELKI) hat zu mehr Solidarität und Mitgefühl aufgerufen, damit dem tragischen Sterben von Migrierenden auf dem Mittelmeer ein Ende gesetzt wird.

In einer in diesem Zusammenhang am 21. Januar abgegebenen Stellungnahme erklärt der Dekan der ELKI, Pfr. Heiner Bludau, die Nachricht, dass vor der Küste Libyens 117 Menschen im Mittelmeer ertrunken seien, deren Schlauchboot gekentert war, habe ihn „zunächst sprachlos gemacht.“

Weitere Migrierende hätten im Lauf des Wochenendes zwischen Spanien und Marokko auf See ihr Leben verloren, doch über solche Tragödien berichteten die Medien kaum, stellt Bludau weiter fest. Wäre dieselbe Anzahl Menschen aus europäischen Ländern zu Tode gekommen, würde dies „eine riesige Welle von Berichten, Sofortmaßnahmen und Überlegungen dazu hervorrufen, wie eine derartige Katastrophe in Zukunft verhindert werden könnte.“

Seit 2015, so die Stellungnahme, seien auf der Flucht vor Krieg und Armut im Mittelmeer ca. 15.000 Menschen ertrunken. „Was unterscheidet die Menschen auf dem Schlauchboot vor den Toren Europas von uns?“, fragt Bludau. „Können wir von uns noch behaupten, zivilisierte Menschen zu sein, wenn wir an dieser Stelle wegsehen?“

Von den 120 Menschen, die mit dem überladenen Schlauchboot vor der libyschen Küste unterwegs waren, konnten nur drei von einem italienischen Militärhubschrauber aus dem eiskalten Wasser gerettet werden. Unter den Todesopfern waren 10 Frauen und zwei Kinder.

Bludau stellt fest, diese jüngste Katastrophe habe am 18. Januar stattgefunden, dem ersten Tag der Gebetswoche für die Einheit der Christen, die in diesem Jahr das Streben nach Gerechtigkeit thematisiere. Der Tod dieser 253 Menschen, die seit Jahresbeginn auf dem Mittelmeer zu Tode gekommen sind, werfe Fragen auf, denen wir als Christinnen und Christen „nicht ausweichen können.“

Die Diakonie-Beauftragte der ELKI, Daniela Barbuscia, bringt in der Stellungnahme ebenfalls ihre Fassungslosigkeit zum Ausdruck und betont: „Diese Menschen hätten nicht sterben müssen, wenn nicht eine gnadenlose und unmenschliche Politik die NGO Schiffe blockieren würde.“

Die ELKI ist Mitglied des Lutherischen Weltbundes. Sie besteht aus 15 örtlichen Kirchengemeinden, denen insgesamt etwa 7.000 Gläubige angehören. Gemeinsam mit der Vereinigung der Evangelischen Kirchen in Italien (FCEI) und dank finanzieller Unterstützung aus Deutschland betreibt die Kirche verschiedene Hilfsprojekte für Flüchtlinge und andere Bedürftige.