FBOs mit „besten Voraussetzungen“ zur Mitarbeit an Agenda 2030

LWB-Generalsekretär Dr. Martin Junge spricht auf einem interreligiösen Podium am Eröffnungstag der Vatikanischen Konferenz über Religionen und die Ziele der nachhaltigen Entwicklung. Foto: GCCM

LWB-Generalsekretär spricht bei internationaler Tagung im Vatikan über den Beitrag der Religionen zu den Nachhaltigkeitszielen

Vatikan/Genf (LWI) – Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbunds (LWB), Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge, hat am Donnerstag bei einem Redebeitrag im Rahmen einer internationalen Konferenz im Vatikan die im Bereich der Religionen beheimateten Organisationen (sog. faith-based organizations, FBOs) aufgerufen, sich stärker einzubringen bei der Verwirklichung der von den Vereinten Nationen formulierten Ziele für nachhaltige Entwicklung.

Gemeinsam mit etwa 400 Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Glaubensgemeinschaften nimmt Junge an der dreitägigen Tagung mit dem Thema „Religions and the SDGs: Listening to the cries of the earth and of the poor“ (Religionen und die Ziele für nachhaltige Entwicklung: Aufmerksam für das Schreien der Erde und der Armen) teil, die auf Einladung des Dikasteriums für ganzheitliche Entwicklung des Menschen und des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog vom 7. bis 9. März stattfindet.

Im Rahmen eines interreligiösen Podiums sprach der LWB-Generalsekretär über die Agenda 2030 der Vereinten Nationen, die sich zum Ziel gesetzt hat, „niemanden zurückzulassen“. Er zog den Vergleich zum biblischen Gleichnis vom Hirten, der sich auf die Suche nach dem einzelnen verlorenen Schaf macht, und stellte fest, diese Zielsetzung spreche „die christliche Gemeinschaft stark an“, denn in ihr spiegelten sich „unsere tiefste Glaubensüberzeugung und Glaubenspraxis“.

Die Vision, dafür zu sorgen, dass bei der Umsetzung der Entwicklungsziele niemand zurückbleibt, stehe in scharfem Kontrast zur herrschenden Logik der Ausgrenzung, stellte Junge fest. Die Kirchen müssten deutlich machen, dass „ein auf der Grundlage der Ausgrenzung funktionierendes Entwicklungsparadigma“ nicht „Entwicklung genannt werden“ könne. „Wir möchten es lieber beim Namen nennen: Ausbeutung“.

Weiter stellte der lutherische Leitungsverantwortliche fest, hinter der christlichen Vision einer alle einschließenden Gemeinschaft stehe eine Glaubensüberzeugung, die Umsetzung der säkularen Nachhaltigkeitsziele jedoch müsse sich an den Menschenrechtsnormen orientieren, die heute aber weltweit vielerorts bedroht seien. Wenn die in den Menschenrechtsnormen festgeschriebenen Verpflichtungen nicht mehr respektiert würden, könnten die Nachhaltigkeitsziele gar eine weitere Schwächung dieser Pflichten nach sich ziehen, so dass auch zukünftig „Menschen und ganze Gruppen“ zurückgelassen würden.

Dabei verwies Junge insbesondere auf die fehlende Gleichberechtigung der Geschlechter. Werde das Problem nicht bewältigt, blieben Frauen dauerhaft auf der Stre href="/de/%3Ca%20href%3D"http://w2.vatican.va/content/francesco/de/encyclicals/documents/papa-francesco_20150524_enciclica-laudato-si.pdf">http://w2.vatican.va/content/francesco/de/encyclicals/documents/papa-fra..." target="_blank">„Laudato si‘“ das „Übereinkommen von Paris wohl kaum erreicht“ worden wäre. Beide Kirchenoberhäupter erinnerten die Religionen kontinuierlich „an unsere Rolle als Haushalterinnen und Haushalter der Schöpfung Gottes“ und betonten, dass eine „grundlegende Umkehr und Wandlung“ notwendig sei. FBOs hätten, so Junge, „die besten Voraussetzungen“, um sich für diesen Wandel einzusetzen.

Im Oktober 2018 hatte der LWB seine eigene weltweite ökumenische Initiative unter dem Motto „Waking the Giant“ gestartet. Beim Wecken des „Riesen“ Kirche geht es darum, Kirchen beim Aufbau der nötigen Kapazitäten zu unterstützen, damit sie wirksamer zur Verwirklichung der Agenda 2030 beitragen können. Aktuell ist die Initiative in Kolumbien, Liberia, Tansania und den Vereinigten Staaten angelaufen, wo sie Kirchen mobilisieren, vernetzen und zurüsten will für die Umsetzung wesentlicher Entwicklungsziele.