FBOs engagieren sich für Frauenrechte

María Cristina Rendón (v.l.), Programmassistentin im LWB-Referat für Frauen in Kirche und Gesellschaft, Larry Madrigal Rajo, Delegierter des LWB, und Iman Sandra Pertek. Foto: LWB

LWB stellt seine Arbeit bei UN-Frauenrechtstagung vor

New York, USA/Genf (LWI) – Im Rahmen einer Podiumsdiskussion, die als Nebenveranstaltung zur diesjährigen 62. Tagung der Kommission der Vereinten Nationen für die Rechtsstellung der Frau organisiert wurde, haben sich Delegierte des Lutherischen Weltbundes (LWB) und anderer im religiösen Bereich verorteter Organisationen – so genannter faith-based organizations (FBOs) – zu Wort gemeldet.

Die Veranstaltung stellte die zentrale Rolle heraus, die FBOs bei Schutz und Förderung der Menschenrechte von Frauen übernehmen, und rief die Vereinten Nationen sowie staatliche Akteure und nichtstaatliche Organisationen auf, diesen Beitrag anzuerkennen.

Marina Mancinelli, Expertin von UN-Frauen, erklärte in ihrer Einführung zu der Podiumsdiskussion, die FBOs leisteten einen entscheidenden Beitrag, dem Schrumpfen des demokratischen Raums entgegenzuwirken, in dem zivilgesellschaftliches Engagement noch möglich sei. Noch wirksamer könnten FBOs agieren, wenn sie sich interreligiös vernetzten.

Die Podiumsdiskussion, die am 21. März stattfand, besuchten gut 130 Personen. Eingeladen hatten die kanadische Regierung und der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA). Am selben Tag gab die Gruppe von FBO-Verantwortlichen eine mündliche Erklärung bei der UN-Tagung selbst ab.

Die Moderatorin der Podiumsdiskussion, Dr. Azza Karam, Leitende Beraterin beim UNFPA und Vorsitzende der Interinstitutionellen Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen zu Religion und Entwicklung, würdigte den Beitrag der FBOs.

„Diese Bemühungen wollen den Herausforderungen des schwindenden Raums begegnen, in dem die Zivilgesellschaft die Verhandlungen über die Menschenrechte von Frauen beeinflussen kann. Selbst wenn Staaten die Appelle der Zivilgesellschaft ignorieren, finden doch die Stimmen derjenigen, die in den Religionen Führungsverantwortung tragen, meist noch Gehör.“

Zunehmende Anerkennung von Stimmen aus den Religionen

Karam wies darauf hin, dass in jüngster Zeit die Präsenz der Religionen im Rahmen der Kommission für die Rechtsstellung der Frau zugenommen habe und das Thema Religion in ihren Diskussionen wachsenden Raum einnehme. Vor zehn Jahren hätten sich gerade einmal ein halbes Dutzend Nebenveranstaltungen mit dem Beitrag der Religionen zu mehr Gendergerechtigkeit befasst.

Heute brächten sich im Bereich der Religionen beheimatete Gruppen in umfänglicher Weise ein und die Rolle der FBOs als wichtige Akteurinnen habe in den Debatten der Kommission das Bewusstsein für ihre Arbeit gestärkt.

Die Podiumsteilnehmenden berichteten von ihrer Arbeit in Mittelamerika, dem Südsudan, in Mali und Tansania. Sie bekräftigten ihre Entschlossenheit, der Gendergerechtigkeit auch weiterhin in allen Arbeitsbereichen Rechnung zu tragen. Bereits heute sei sie integraler Bestandteil von Nothilfe, Seelsorge und Entwicklungsarbeit.

Larry Madrigal Rajo, Delegierter des LWB und stellvertretender Direktor des Centro Bartolomé de las Casas in El Salvador, eines Partners vom LWB-Weltdienst in Mittelamerika, stellte die Männerarbeit in dem Land vor, in dem die höchste Frauenmordrate weltweit zu beklagen sei und das nach wie vor unter den Folgen des Bürgerkrieges leide.

Centro Bartolomé de las Casas biete Männern die Chance, Männlichkeitsmodelle kennenzulernen, die sie nicht zur Gewaltbereitschaft und dem traditionellen Dominanzstreben in Beziehungen, sowohl zu Frauen als auch zu anderen Männern, konditionierten.

„Männer, die an dem Programm teilnehmen, sind eher bereit, sich zu ändern und schaffen ausgewogenere Beziehungen sowie konstruktivere Kommunikationsformen mit Frauen“, führte Madrigal aus.

Heilige Texte, die die Rolle von Frauen hervorheben

Auf dem Podium saßen außerdem Pfarrerin Canon Terrie Robinson (Side by Side: Faith Movement for Gender Justice and the Anglican Communion), Iman Sandra Pertek (Islamic Relief Worldwide), Eva Rinne-Koistinen (Finn Church Aid) sowie María Cristina Rendón (LWB).

Rendón betonte, das „Grundsatzpapier: Gendergerechtigkeit im LWB“ habe den Weg gewiesen, das Thema in den unterschiedlichen Kontexten der Kirchengemeinschaft zu priorisieren. „Der LWB verbindet den religiösen Ansatz mit dem Menschenrechtsansatz und entwickelt die entsprechende Sprache und Theologie, die es den in den Religionen Leitungsverantwortlichen und den Religionsgemeinschaften ermöglichen, an Gendergerechtigkeit mitzuwirken. Der LWB sieht zwischen diesen beiden Dimensionen keinen Widerspruch.“

Eine ökumenische Initiative, die zu einem wirksamen Eintreten für die Menschenrechte von Frauen befähigen will (Women’s Human Rights Advocacy Training), habe die Kompetenzen der FBOs hinsichtlich der Nutzung der Mechanismen der Vereinten Nationen gestärkt. So könnten Probleme im Zusammenhang mit der Gendergerechtigkeit in konkreten Ländern auf internationaler Ebene thematisiert und staatliche Maßnahmen angestoßen werden, erläuterte Rendón. Zu nennen sei weiterhin die Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“, mit der ein interreligiöses Bündnis von FBOs Probleme wie Früh- und Zwangsehen sowie geschlechtsspezifische Gewalt thematisiere.

Aus dem Publikum richtete sich die Bitte an das Podium, von den Erfahrungen mit solchen Passagen in den christlichen und muslimischen heiligen Schriften zu berichten, die die Rolle und Würde von Frauen betonen. Gefragt wurde außerdem nach Strategien, wie Männer ermutigt werden können, sich an Dialog und Bewusstseinsbildung zu beteiligen, um sie als Verbündete bei der Überwindung von Gewalt gegen Frauen zu gewinnen.

Gemeinsam mit Islamic Relief Worldwide, Finn Church Aid und dem Ökumenischen Rat der Kirchen gab der LWB eine mündliche Erklärung bei der Kommissionstagung ab. Bei dieser Gelegenheit riefen die Organisationen die Vereinten Nationen auf, den Beitrag der FBOs zur bereichsübergreifenden Priorisierung der Gendergerechtigkeit zu würdigen und dies im Ergebnisdokument der Tagung auszudrücken.